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Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)

Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)

Titel: Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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Nervosität ausbricht, dann gibt’s immer noch das Motel-Zimmer für sieben Dollar die Nacht am Kai von Galveston, wo man »H« drücken kann.

Angst und Schrecken in der Vorhölle: Und immer wieder geht der Abschaum auf
    10. Oktober 1974
    … bevor ich zu einem Schluss kommen konnte, wurde mir bewusst: Ob ich sprach oder schwieg oder was immer ich tat, es war sinnlos. Was machte es schon aus, was jemand wusste oder nicht? Was machte es aus, wer die Dinge lenkte? Manchmal kommt die Einsicht wie ein Blitz. Die wesentlichen Eigenschaften dieser Angelegenheit lagen tief unter der Oberfläche, außerhalb meiner Reichweite und jenseits meiner Macht, sie zu beeinflussen.
    – Joseph Conrad, Heart of Darkness
    Also … das wird schwierig werden. Dieser abgetakelte, holzköpfige Statist aus einem 69er-Fernsehwerbespot für »Meister Propper« hat gerade getan, was nur der zynischste und paranoideste Stänkerer, der je mit unserer nationalen Politik zu tun hatte, vorauszusagen gewagt hätte …
    Würde ich auf der Stelle meinen besseren Instinkten folgen, so müsste ich diese Schreibmaschine in den Volvo packen und mich auf der Stelle zum Haus des nächstbesten Politikers begeben – irgendeines Politikers – und ihm die gottverdammte Schreibmaschine durch sein Wohnzimmerfenster werfen … dann den Halunken in einem Anfall gewalttätigen Wahnsinns aus dem Haus treiben, ihn unter den Hieben der »chemischen Keule« tränenden Auges tanzen lassen und ihn nackt die Main Street von Aspen hinunterjagen, mit einer Glocke um den Hals und blauen Beulen auf dem ganzen Körper, die von den Schlägen eines Starkstromstachelstocks namens »Bull Buster« herrühren.
    Aber entweder hat das Alter mich mürbe gemacht oder schon gebrochen: Ich werde es wahrscheinlich nicht tun – zumindest nicht heute, denn der tölpelhafte Stümper im Weißen Haus hat dafür gesorgt, dass ich in ein böses Loch geraten bin.
    Ungefähr fünf Stunden nachdem ich die endgültige Fassung eines mächtig eindrucksvollen Artikels über den Abgang des Richard Nixon über den Mojo Wire in den kalten Schlund der Setzmaschine in San Francisco geschickt hatte, berief Gerald Ford in Washington eine Pressekonferenz ein, um zu verkünden, er habe soeben eine »volle, uneingeschränkte und absolute« Amnestie gewährt, die für sämtliche Verbrechen gelte, die Richard Nixon während seiner fünfeinhalbjährigen Präsidentschaft begangen oder nicht begangen habe.
    Ford verkündete seine Entscheidung ohne die geringste Vorwarnung um zwanzig Minuten vor elf an einem friedlichen Sonntagmorgen in Washington, nachdem er aus einem Gottesdienst mit einem derart übermächtigen Begehren, Gnade walten zu lassen, gekommen war, dass er sich in höchster Eile ins Weiße Haus zurückbegab – nur ein Katzensprung durch den Lafayette Park – und eine schlappe Sonntagmorgen-Crew von Korrespondenten und Kameraleuten zusammenrufen ließ, um sie in einem merkwürdig zombieähnlichen Tonfall zu informieren, dass er es nicht mehr länger ertragen könne, sich vorzustellen, wie der Expräsident Nixon in leidgeplagter Einsamkeit dort draußen am Strand von San Clemente büße. Sein Gewissen zwinge ihn, sowohl das Leid Nixons wie die dadurch verursachte angstvolle Beklemmung im Lande zu beenden, indem er als Präsident einen Erlass verfüge, der in seiner gigantischen Weitsicht dazu angetan sei, unser nationales Gewissen auf alle Zeiten von dem zersetzenden Gift »Watergate« zu befreien.
    Zumindest klang es so in meinen Ohren, als ich am Sonntagmorgen durch einen hektischen Telefonanruf Dick Tucks aus meinem schweißgebadeten Koma geschreckt wurde. »Ford hat den Hundesohn begnadigt !«, schrie er. »Ich habe dich gewarnt, stimmt’s? Ich habe ihn zweimal für tot erklärt, und er ist beide Male von den Toten wiederauferstanden … Jetzt hat er es wieder geschafft; auf irgendeinem privaten Golfplatz in Palm Desert läuft er frei herum.«
    Ich fiel mit einem gequälten Stöhnen aufs Bett zurück. Nein, dachte ich. Das kann ich doch nicht gehört haben. Bei seiner ersten Pressekonferenz im Weißen Haus hatte sich Ford alle erdenkliche Mühe gegeben, das Pressekorps von Washington und das nationale Fernsehpublikum mit seiner sorgfältig überlegten Entscheidung zu beeindrucken, er werde den Sonderankläger Leon Jaworski nicht daran hindern, seine juristische Pflicht zu tun und aufgrund von Beweismaterial »Ermittlungen gegen wen auch immer« zu führen. Angesichts der Umstände wurde Fords

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