Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)
mittags leisten. Ich wollte auf dem Rasen des Weißen Hauses sein, wenn sie mit Nixon abhoben. Das erst wäre das Ende meines Films.
Es regnete noch immer, als ich fortging, und noch immer war niemand im Swimmingpool. Ich verstaute den Fernseher wieder im Leinenbeutel und kletterte über das Tor beim Bademeisterhäuschen. Dann blieb ich stehen und blickte noch einmal zurück, denn ich wusste, dass ich hierher nie wieder zurückkehren würde – und wenn ich es täte, dann wäre es nicht mehr dasselbe. Der Pool wäre derselbe, und es wäre leicht, einen Kasten Bass Ale zu besorgen oder einen batteriebetriebenen Fernsehapparat … und ich könnte sogar an einem regnerischen Sommermorgen hierherkommen und mir die Frühnachrichten ansehen …
Nein … trotz des Pools und des Ales und des Rasens und des tragbaren Fernsehers werden die Morgennachrichten nicht dieselben sein ohne das fiese Schreckgespenst Richard Nixon, das einen aus der Röhre anstarrt. Aber der Krieg ist jetzt vorüber, und er hat verloren … Fort, aber nicht vergessen, vermisst, aber nicht betrauert; wir werden einen wie ihn so schnell nicht wiedersehen. Er war unehrlich bis zum Gehtnichtmehr, die Wahrheit war gewiss nicht in ihm, und wenn man ihn überhaupt mit einem auf dieser Welt lebenden Tier vergleichen kann, dann allenfalls mit der Hyäne.
Ich nahm ein Taxi hinunter zum Weißen Haus und drängte mich durch die mürrische Menge auf dem Gehsteig ans Fenster des Wachhäuschens. Der Bulle drinnen warf einen Blick auf meine Karte, sah dann auf – fixierte mich einen Augenblick mit einem schwerlidrigen Mandrax-Starren, nickte und drückte seinen Summer, um das Tor zu öffnen. Das Pressezentrum im Westflügel war leer, und daher ging ich hinaus in den Rose Garden, wo ein großer, schmutzig olivfarbener Hubschrauber auf dem Rasen thronte, ungefähr 30 Meter von der Treppe entfernt. Der Regen hatte aufgehört, und ein langer roter Teppich war von der Tür des Weißen Hauses bis zum Hubschrauber auf dem nassen Gras ausgelegt. Ich suchte mir meinen Weg durch die Menge von Fotografen und ging hinaus, wobei ich auf das Weiße Haus zurückschaute, wo Nixon seine letzte Ansprache an einen schockierten Mitarbeiterstab richtete. Ich untersuchte den Hubschrauber sehr genau und war gerade im Begriff, ihn zu besteigen, als ich hinter mir laute Geräusche hörte. Ich drehte mich gerade rechtzeitig um und sah Richard und Pat auf mich zukommen, im Schlepptau ihre Töchter, und dicht gefolgt von Gerald Ford und Betty. Ihr Gesichtsausdruck war grimmig, und sie gingen sehr langsam. Nixon hatte ein erstarrtes Lächeln auf dem Gesicht, sah niemanden, der um ihn herum war, und ging wie ein Holzindianer, der mit Thorazin vollgepumpt ist.
Sein Gesicht war eine schmierige Totenmaske. Ich trat zurück, um ihm aus dem Weg zu gehen, und nickte ihm zu, aber er schien mich nicht wiederzuerkennen. Ich steckte mir eine Zigarette an und sah ihm zu, wie er die Stufen zur Tür des Hubschraubers hinaufstieg … dann drehte er sich plötzlich mit Schwung herum und riss beide Arme zu seinem berühmten doppelten Siegeszeichen in die Luft. Seine Augen waren noch immer glasig, aber er schien über die Köpfe der Menge hinweg auf das Weiße Haus zu sehen.
Niemand sprach. Ein Schwarm von Fotografen eilte auf den Helikopter zu, als Nixon die Arme hochriss – aber sein Körper hatte sich zu schnell gedreht, und seine Füße kamen nicht mit, sodass er das Gleichgewicht verlor, als er die Arme hob. Die Grimasse auf seinem Gesicht erschlaffte, dann stieß er gegen die Tür und stolperte ins Cockpit. Pat und Ziegler waren schon drinnen. Ed Cox und Tricia gingen schnell hinein, ohne einen Blick zurück, und ein blau gekleideter Marinesoldat schlug die Tür zu und sprang weg, als die großen Rotorblätter sich zu drehen begannen und die Maschine zu einem monotonen, jaulenden Knattern hochgejagt wurde.
Ich stand so nahe dran, dass der Lärm meinen Ohren wehtat. Die Rotorblätter waren jetzt unsichtbar, aber der Luftstrahl wurde stärker. Ich spürte, wie er mir die Augäpfel in den Kopf drückte. Einen Moment lang meinte ich, Richard Nixons Gesicht sehen zu können, das gegen die Scheibe gepresst war. Lächelte er? War es Nixon? Ich konnte nicht sicher sein. Aber jetzt war es auch egal.
Der Wind von den Rotoren wurde jetzt so stark, dass die Leute ihr Gleichgewicht zu verlieren drohten; Fotografen hielten ihre Ausrüstung an den Körper gepresst, und Gerald Ford führte seine Frau mit starrer,
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