Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)

Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)

Titel: Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
Vom Netzwerk:
nochmals aus Pat Pattersons Perspektive an. Bundini öffnete die Tür auf sein Klopfen hin und dann …
    Als Erstes sah er, als sich die Tür öffnete, einen weißen Fremden, der mit einer Bierdose in der einen Hand und einer brennenden Zigarette in der anderen im Schneidersitz auf dem Schreibtisch vor dem Bett des Champ saß – ganz klar ein böses Omen und eine Angelegenheit, die gerade in dieser schicksalsträchtigen Zeit auf der Stelle geregelt werden musste. Aber das Nächste, was Pat Patterson sah, ließ sein verzerrtes Gesicht erbleichen und seinen Körper wie vom Blitz getroffen zurück nach der Tür springen.
    Sein professioneller Leibwächterblick hatte mich gerade lange genug fixiert, um sicher zu sein, dass ich mich im Moment passiv verhielt und meine beiden Hände für zumindest die wenigen Sekunden harmlos beschäftigt blieben, die er brauchte, um den Rest des Zimmers abzuchecken und zu sehen, was mit seiner Fünf-Millionen-Dollar-die-Stunde-Verantwortlichkeit nicht stimmte … und ich konnte an der Art, wie er in den Raum kam und an dem Ausdruck auf seinem Gesicht erkennen, dass ich plötzlich an einem Punkt war, wo auch nur die geringste Bewegung oder das Zucken eines Auges mein Leben für immer hätte verändern können. Aber ich wusste auch, was kommen musste, und ich erinnere mich an einen Sekundenbruchteil echter Angst, als Pat Pattersons stahlharter Blick an mir vorüberstrich und dann hinüber zum Bett, zu Veronica und dem leblosen Klumpen, der unter der Bettdecke rechts neben ihr lag.
    Für einen Augenblick machte es uns allen Angst, und der Raum knisterte in absoluter Stille – dann schien das Bett buchstäblich zu explodieren, als die Decken fortflogen und ein riesiger Körper mit dem rot behaarten Gesicht des Leibhaftigen hervorsprang wie ein Dosenkasper direkt aus der Hölle und einen wilden Schrei ausstieß, der uns alle durchfuhr und Pat Patterson einen so offensichtlichen Schock versetzte, dass er rückwärtssprang und beide Ellbogen nach außen schießen ließ wie Kareem, wenn er einen Rebound aus der Luft holt …
    Ich wartete, bis ich sicher war, dass die Muhammad-Ali-Reisegesellschaft vollständig aus dem Flugzeug raus war und schon halbwegs auf der Ausgangsrampe, bis ich endlich aufstand und zwischen den Sitzreihen nach vorn ging. Ich fixierte die Stewardess an der Tür mit einem blinden Starrblick, der hinter zwei Spiegelgläsern hervorkam, die so dunkel waren, dass ich kaum sehen konnte, wohin ich die Füße setzte – aber wiederum auch nicht so dunkel, dass ich nicht einen Anflug von Hohn in ihrem Lächeln erkennen konnte, als ich ihr im Vorübergehen zunickte. »Wiederseh’n, Sir«, zwitscherte sie. »Ich hoffe, Sie haben eine interessante Story erwischt.«
    Du miese kleine Zicke! Ich hoffe, dein nächster Flug stürzt über einer Insel voll Kannibalen ab … Aber ich behielt diesen Gedanken für mich, während ich bitter auflachte und den leeren Tunnel hinaufstapfte, bis ich an eine Reihe von Münzfernsprechern in der Wandelhalle kam. Ich befand mich auf dem New Yorker La Guardia Airport, und es war ungefähr halb neun an einem warmen Sonntagabend in der ersten Märzwoche. Ich war gerade aus Chicago eingeflogen – nach außen hin als »Mitglied der Muhammad-Ali-Reisegesellschaft«. Aber es war überhaupt nicht gut gelaufen, und meine Stimmung war gefährlich gereizt, als ich auf den Ton hörte, den es macht, wenn niemand in Hal Conrads West-Side-Apartment den Hörer abnimmt … Dieses Schwein! Dieser heimtückische, verlogene Hundesohn!
    Wir waren schon fast an der Zehnmal-klingeln-lassen-Grenze, an dem Punkt, wo ich anfangen würde, irgendwelche Sachen zu zerschlagen, wenn ich nicht vor dem elften Klingeln ganz schnell auflegte … als sich plötzlich eine Stimme, die fast so wütend klang, wie ich war, am anderen Ende meldete. »Yeah, yeah, was ist denn?«, fauchte Conrad. »Ich bin in höllischer Eile. Herrgott! Ich war schon draußen im Fahrstuhl, und dann musste ich wieder zurück und dieses verdammte Telefon …«
    »DU VERRÜCKTER HUNDESOHN!«, schrie ich ihn an und unterbrach sein heiseres Gemurmel dadurch, dass ich meine Hand auf die kleine Blechablage knallen ließ; ich sah, wie eine Frau, die das Telefon neben mir benutzte, so einen Schreck bekam, als sei ihr gerade eine Ratte am Bein hochgerannt.
    »Ich bin’s, Harold!«, schrie ich. »Ich bin hier draußen in La Guardia, und meine ganze Geschichte ist am Arsch, und sobald es mir gelungen ist, mein Gepäck zu

Weitere Kostenlose Bücher