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Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)

Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)

Titel: Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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Buffalo wurden unter fetten Schlagzeilen auf den Titelseiten von Zeitungen in New York, Paris und London ausgebreitet. Völlig fremde Menschen aus Pittsburgh und Houston riefen Pulitzers Ehefrau privat zu Hause an und bedrängten sie mit obszönen Anträgen. Miese Anwälte ließen absolut private Habseligkeiten unter Strafandrohung beschlagnahmen und spielten feixenden Reportern eilfertig zu, was sie für richtig hielten. Jeder Tourist mit einer Handvoll Kleingeld konnte im Gerichtsgebäude von Palm Beach County für zehn Cent pro Seite Fotokopien von Pulitzers persönlicher Steuererklärung und sogar seiner Krankenakte kaufen. Seine Privatsphäre wurde derart rücksichtslos verletzt, dass sie zu existieren aufhörte. Im Alter von zweiundfünfzig Jahren wurde Herbert Pulitzer ohne jede Vorwarnung zu einer sehr öffentlichen Person. Jeden Morgen fuhr er mit seinen Anwälten in die Innenstadt und musste sich Beschuldigungen anhören, die vom Drogenschmuggel und der Verführung Minderjähriger bis zum Inzest mit seiner Tochter reichten.
    Die einzige Anschuldigung, die Richter Harper ernst nahm, war Roxannes »Ehebruch«, der so oft und von so vielen Menschen bestätigt worden war, dass er als gegeben akzeptiert wurde.
    Soweit ich mich entsinne, wurde Ehebruch nie wirklich bewiesen, aber im Kontext all der anderen wüsten Anschuldigungen schien das nicht sonderlich viel zu bedeuten. Der böse Verrat unter Freunden, die Hexerei und die Champagnerorgien, die tagsüber wie nachts vor den Augen der Bediensteten stattfanden, wenn anständige Bürger entweder schliefen oder richtiger Arbeit für vernünftigen Lohn nachgingen – dadurch wurde während der Verhandlung das Bild eines Lebensstils gezeichnet, das selbst die wildesten und lüsternsten Träume überstieg, die in Dallas , Denver Clan oder gar Flamingo Road gezeigt wurden.
    Im gesamten Protokoll der Pulitzer-Verhandlung wird nicht einmal jemand erwähnt, der früh aufstehen muss, um zur Arbeit zu gehen. Von den vielen Nannys und Gärtnern, angeheuerten Bootskapitänen und Teilzeitbörsenmaklern über den Rennfahrer bis hin zum Vollzeitdrogendealer schien sich niemand freinehmen zu müssen, um den Gerichtstermin wahrnehmen zu können.
    I did the dirty boogie but they called it something else.
    – Terry McDonell
    Er sagte, er würde mir die Kinder nehmen, wenn ich die Dokumente nicht unterschreiben würde. Er sagte, er hätte die Macht, das Geld und den Namen. Er sagte, er würde mich ins Grab bringen.
    – Roxanne Pulitzer
am 15. November 1982 vor Gericht
    Von dem Ehemann wurde nie verlangt, dieses Zitat zu bestätigen. Der Richter richtete das Begräbnis nach seinen eigenen Vorstellungen aus und erläuterte das in seiner gnadenlosen neunzehnseitigen Urteilsbegründung, die Roxannes Klage mit der Wucht eines Hurrikans abschmetterte. Zu guter Letzt bekam sie weniger als ihr Anwalt, Joe Farish, dessen Honorar um zwei Drittel gekürzt wurde. 102500 Dollar strich er für seine Bemühungen ein, und der Ehefrau wurden 2000 Dollar monatlich für eine Zeitspanne von zwei Jahren zugesprochen, aber sie bekam weder Haus noch Kinder, sondern nur die Ermahnung, sich so schnell wie möglich einen Job zu suchen. Ihren persönlichen Schmuck und ihren Wagen durfte sie behalten. Das Gesamtpaket war nicht viel mehr wert als das, was Pulitzer 1981 für die laufende Wartung seiner Boote ausgegeben hatte, die seine Buchhalter auf 79000 Dollar bezifferten.
    Die 441000 Dollar, die das Ehepaar in jenem Jahr für »Diverses und nicht mehr Bekanntes« ausgegeben hatte, waren viermal mehr als das, was der Ehefrau als Abfindung nach sechseinhalb Jahren Ehe und zwei Kindern zugesprochen wurde.
    Es war so gut wie nichts: etwas mehr als 100000 Dollar auf dem Papier und in Wirklichkeit weniger als 50000 Dollar. Es gibt überall in Los Angeles Zahnärzte, die mehr Unterhalt zahlen.
    Aber wir sprechen hier nicht von Zahnärzten. Wir sprechen von einem feinen Kerl aus Palm Beach, smart und millionenschwer, aber auch übersättigter Lebemann, der ein Ex-Cheerleadergirl aus einer Vorstadt von Buffalo heiratete, sie zu Live-Sex-Shows mitnahm und ihr zu Weihnachten Konservengläser voller Kokain schenkte.
    Kurz gesagt, Herbert »Pete« Pulitzer mietete sich den heißesten Feger von ganz Palm Beach für sechseinhalb Jahre für monatlich 1000 Dollar netto, und als es vorbei war, blieben ihm zusätzlich zu allem obendrein auch noch Haus und Kinder. So gesehen kein übles Geschäft. Der mieseste Feger von San

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