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Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)

Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)

Titel: Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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Francisco kostet im Siamese Massage Parlor mindestens 100 Dollar die Nacht, und das kann sich auf weit mehr als 1000 Dollar im Monat addieren. Dumpfbacken. Frauen, so fies und hässlich, dass man nicht mit ihnen gesehen werden möchte, nicht einmal nachts vom Zimmerkellner. Überall im Land herrscht heutzutage Hausse für Hurenhändler, und der Preis für die Frauen steigt trotzdem nicht.
    Richter Harper hatte die ganze Show mit einem boshaften Glitzern im Auge geleitet, eine zum Himmel stinkende Flut von Meineiden auf beiden Seiten über sich ergehen lassen und Tag für Tag nicht nur das erbarmungslose Feilschen und eitle Posieren der Anwaltsteams aus Palm Beach ertragen, sondern auch die Zirkusparade aus reichen Hohlköpfen, tumben Tricksern und Drogensüchtigen, die sich allesamt ihren kurzen Ruhm allein dadurch erwarben, dass sie durch seinen Gerichtssaal paradieren durften – in dem das Rauchen verboten war, außer für den Richter, der unentwegt rauchte.
    Das hätte uns stutzig machen sollen, aber wir haben es nicht gemerkt. Der Richter hatte sich bereits sehr früh entschieden, und der Rest war nur noch Showbusiness, ein Publicity-Blizzard seltsamster Art, der die halbe Englisch sprechende Welt ein paar Monate lang unterhielt und zu guter Letzt nicht die geringste Bedeutung hatte.
    Lasst die Verhandlung beginnen
    Gegen Ende der Verhandlung regnete es beinahe unaufhörlich. Die Organisation des täglichen Lebens wurde schwierig, und meine Suite mit Strandblick im Ocean Hotel wurde Nacht für Nacht von brutalen Sturmböen gepeitscht.
    Es war ein hübsches Plätzchen zum Übernachten, wilde Stürme am Rande des Ozeans – warme Decken, guter Whiskey, Farbfernseher, Roastbeefhaschee und pochierte Eier zum Frühstück …
    Fat City, ein Ort, an dem es schwerfällt, um sechs Uhr morgens aufzuwachen und über die lange, nasse Brücke hinüber zum Gerichtsgebäude in West Palm zu fahren, nur um einen Platz auf einer Liste zu ergattern und den Rest des Tages in den Eingeweiden eines schäbigen Scheidungsprozesses zu verbringen.
    Aber es musste ja sein. Der Prozess war die Attraktion an der Goldküste, die selbst das gemeine Volk interessierte.
    Eines Morgens, als ich dort zu spät ankam, um noch einen Platz auf der Sitzliste für den Gerichtssaal zu erwischen, und zu früh, um schon geradeaus zu denken, ließ ich mich ziellos treiben und landete in einer schwach beleuchteten Bar am Rande des Gerichtsviertels, in einem jener Läden, wo Anwälte und Gerichtsdiener zu Mittag essen, der Barkeeper eine Maschinenpistole besitzt, die Kellnerinnen sämtlich auf Bewährung draußen sind und niemand mehr als lokalen Tratsch und gerichtliche Bekanntmachungen in der Zeitung liest …
    Der Barkeeper suchte nach Limonen für eine Bloody Mary, als ich ihn fragte, was er vom Scheidungsprozess der Pulitzers hielte.
    Er wurde starr und beugte sich dann schnell über die Bar, um meinen Bizeps zu packen. Er sagte: »Wissen Sie, was ich denke? Wissen Sie, was für ein Gefühl ich bei der Sache kriege?«
    »Na ja …«, sagte ich, »nicht wirklich. Ich bin hier nur reingekommen, um was zu trinken und die Zeitung zu lesen, bis bei meinem Prozess Mittagspause ist und …«
    »Vergessen Sie Ihren verdammten Prozess«, brüllte er mich an. Dabei quetschte er immer noch meinen Arm und starrte mir in die Augen – bitterernst und ohne zu blinzeln.
    Irritiert von seiner Aufregung, riss ich meinen Arm aus der Umklammerung.
    »Es geht nicht um die verdammten Pulitzers«, schrie er. »Es ist nichts Persönliches – aber ich weiß, wie sich diese Leute aufführen, und ich weiß, wie ich mich deswegen fühle!«
    »Fick dich doch!«, schnauzte ich ihn an. »Wen kümmert es schon, wie du dich fühlst?«
    »Wie ein gottverdammtes Tier!«, brüllte er. »Wie eine Bestie. Ich seh mir diesen Abschaum an und wie sie leben, und ich seh dieses selbstzufriedene Scheißgrinsen in ihren Gesichtern, und ich komm mir vor, als wäre ich durch einen Hund ersetzt worden.«
    »Was?«, sagte ich.
    »Das ist ein juristischer Fachterminus«, erwiderte er und ließ kurz die Manschetten blitzen, als er sich zur Registrierkasse wandte.
    »Glückwunsch«, sagte ich. »Du bist jetzt Doktor der Delikte.«
    Wieder erstarrte er und trat dann einen Schritt zurück.
    »Delikte?«, sagte er. »Was meinst du mit Delikte ?«
    Ich lehnte mich über den Tresen und verpasste ihm einen harten Schlag an die Schläfe.
    » Das war ein Delikt«, antwortete ich. Dann schmiss ich ihm eine

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