Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)
Handvoll Scheine hin und verlangte ein kaltes Bier zum Mitnehmen. Der Mann hing schlaff mit dem Rücken vor seinem Regal mit den billigen Schnäpsen und atmete schwer. »Du verficktes Arschgesicht«, sagte er. »Dich bring ich um.«
Ich lachte nur. »Dumme Sau! Leute wie dich gibt’s wie Sand am Meer!« Ich reichte hinüber und packte ihn an der Wange. » Wo ist dein Hund, Schweinepriester? Ich will den Hund sehen, der dir das angetan hat. Kaltmachen will ich den Hund!« Ich stieß ihn mit Schwung weg von mir, sodass er rücklings auf das Laufgitter hinter dem Tresen stürzte.
»Hau ab!«, schrie er. » Du gehörst vor Gericht! Diese Pulitzers sind nichts im Vergleich mit Monstern wie dir.«
»Ich komme wieder«, sagte ich, zog eine kleine Spraydose mit Reizgas aus der Tasche und sprühte eine Dosis in seine Richtung. »Bevor du mich wieder siehst, solltest du dir lieber einen Hund suchen, der an deine Stelle tritt – denn sobald ich die Wichser abgemurkst hab, die auf meiner Liste stehen, komme ich wieder her und reiß dir eigenhändig die Eier aus deinem verschrumpelten Sack.«
Der Mann krakeelte noch immer von Hunden und Anwälten, als ich in meinen Wagen stieg und davonfuhr. Auf der Straße blieben die Leute stehen und gafften – aber als er sie um Hilfe bat, lachten sie ihn aus.
Er war ein Doktor der Delikte, aber letztendlich blieb das unerheblich. Schließlich war er ohnehin durch einen Hund ersetzt worden.
Warum sollten sie gegen mich aussagen?
Roxanne ist jetzt ein Star. Sie war auf dem Cover von People und als Stargast in mehreren Fernsehshows wie Good Morning America . Es ist schon komisch: Der beste Arsch von Palm Beach stieg als eine Art Kultfigur aus der Asche des Skandals und der Niederlage auf – sie war so etwas wie das nationale Flittchen der Achtziger.
Die Gerichtshöfe müssen sich selbst oder gar das Gesetz so anpassen, dass Roxannes Status als Person des öffentlichen Lebens mit den Gesetzen gegen üble Nachrede vereinbar ist. Diesen Aspekt sollten wir genau im Auge behalten. Man denke nur an Alice Firestone. Meine Vermutung ist jedoch, dass die Gerichte keine Gelegenheit auslassen werden, Roxanne in den Hintern zu treten. Ihr eigener Anwalt hat sie in die Öffentlichkeit gezerrt, als er Herbert unter Eid aussagen ließ und das skandalträchtige Gerede über Kokain und Lesben sofort an den Miami Herald weitergab.
»Zehn Pfund«, sagte sie. »So viel müsste ich abnehmen.« Wir redeten darüber, dass sie möglicherweise Nacktfotos für ein Männermagazin machen wollte – so etwas wie Rita Jenrettes Auftritt im Playboy , nur mit etwas weniger Bein. Doch wir machten nur üble Scherze. Das kam natürlich nicht infrage, solange die Verhandlung noch lief. Was würde wohl der geile alte Hurensohn von Richter sagen, wenn sie plötzlich nackt in einem Herrenmagazin im Kiosk des Gerichtsgebäudes zu sehen wäre?
Ja, was? Vieles deutet darauf hin, dass der Richter nicht mal geblinzelt hätte. Er hatte zu diesem Zeitpunkt schon so viel von Roxanne erfahren, dass ein paar Nacktbilder auch keinen Unterschied mehr gemacht hätten. Sie hatte vor Gericht bereits einen tiefen Eindruck hinterlassen – aber ganz anders, als sich ihre Anwälte das vorgestellt hatten.
Der Ton von Harpers Urteilsverkündung im mittlerweile berüchtigtsten Scheidungsprozess von Palm Beach ließ nicht daran zweifeln, dass er sich Roxanne genau angesehen und zu dem Schluss gekommen war, dass sie ein liederliches Flittchen, eine homosexuelle Ehebrecherin und so drogen- und alkoholsüchtig war, dass sie eine Gefahr für das Wohlergehen ihrer Kinder darstellte. Das Sorgerecht wurde ihr sofort entzogen.
Dieses Urteil ließ Roxanne Pulitzer auf eine Weise splitternackt zurück, die Playboy oder Penthouse niemals auf Zelluloid gebannt hätten. Die Botschaft war deutlich: Dies ist eine Lektion für alle Goldgräberinnen.
Rock ’n’ Roll ist tot
Lange nachdem das Scheidungsverfahren der Pulitzers zu Ende gegangen war – nachdem der Urteilsspruch erfolgt war und es keine Schlagzeilen mehr gab und man die Ehre von Palm Spring gerettet hatte, indem man Roxanne aus der Stadt getrieben hatte, nachdem alle Anwälte ihr Honorar eingestrichen hatten und die treulosen Bediensteten bestraft worden waren, und bei den Reportern, die über den Prozess berichtet hatten, die Hochstimmung langsam abflaute, die wegen dieser Story so lange angedauert hatte, dass einige von ihnen an Entzugserscheinungen litten, als sie ihr Ende fand …
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