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Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)

Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)

Titel: Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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»Werft diesen Trottel raus. Und steckt ihn ins Gefängnis.«
    Ich bewegte mich Richtung Tür, und plötzlich war der Richter genau hinter mir. »Gehen wir«, sagte er. Wir rannten zum Auto, aber dann hielt der Richter auf seinem Weg inne. Er drehte sich um und erhob seine Faust in Richtung Hotel. »Leckt mich!«, rief er. »Ich bin der Richter. Ich werde wiederkommen und werde jeden von euch Dreckskerlen verhaften lassen. Das nächste Mal, wenn ihr mich kommen seht, solltet ihr euch besser davonmachen.«
    Wir sprangen in den Wagen und glitten in die Dunkelheit. Der Richter war wie von Sinnen. »Hör niemals auf diese Zuhälter«, sagte er. »Ich werde sie allesamt innerhalb von 48 Stunden in die Strafkolonie bringen.« Er lachte und klopfte mir auf den Rücken. »Keine Sorge, Chef«, sagte er. »Ich weiß schon, wo wir jetzt hingehen.«
    Er blinzelte in den Regen und öffnete eine Flasche Royal Salute . »Geradeaus«, schnauzte er. »An der nächsten Ecke nach rechts. Wir besuchen Leach. Er schuldet mir genau 24000 Dollar.«
    Ich ging langsamer und griff nach dem Whiskey. Zum Teufel, dachte ich. Manche Tage sind verrückter als andere.
    »Leach ist meine Geheimwaffe«, sagte der Richter, »aber man muss ihn im Auge behalten. Er könnte gewalttätig werden. Die Bullen sind immer hinter ihm her. Er lebt in einer Art Gleichgewicht des Schreckens. Aber er hat eine Begabung zum Zocken. Wir gewinnen jede Woche acht von zehn Spielen.« Er nickte feierlich. »Das sind vier von fünf , Doc. Das ist groß . Sehr groß. Das sind achtzig Prozent von allem.« Er schüttelte traurig den Kopf und griff sich den Whiskey. »Eine schreckliche Angewohnheit. Aber ich kann’s nicht lassen. Es ist so, als hätte man eine Geldmaschine.«
    »Das ist doch wundervoll«, sagte ich. »Was gibt’s da zu meckern?«
    »Ich bin besorgt , Doc. Leach ist ein Monster , ein krimineller Eremit, der nichts vom Leben versteht außer vom Wetten. Er sollte eingesperrt und kastriert werden.«
    »Was soll’s?«, sagte ich. »Wo wohnt er? Wir sind am Ende. Wir haben weder Bargeld noch Plastik. Dieser Freak ist unsere letzte Chance.«
    Der Richter sank in sich zusammen, und eine Minute lang sprach keiner von uns ein Wort … »Na ja«, sagte er schließlich. »Warum nicht? Für vierundzwanzig Riesen in einer braunen Tüte mache ich so gut wie alles. Zum Teufel, lass es uns machen . Wenn der Kerl böse wird, bringen wir ihn um.«
    »Kommen Sie, Richter«, sagte ich. »Reißen Sie sich zusammen. Es sind nur Spielschulden.«
    »Sicher«, erwiderte er. »Das sagen sie immer .«
    Todgeweihte auf der Überholspur: Der Richter läuft Amok … Tod eines Dichters, Blutgerinnsel in der Einnahmequelle … Der Mann, der Sexpuppen liebte
    Wir stießen auf einen verwahrlosten Stellplatz für Wohnwagen hinter einem Schrottplatz. Leach kam mit roten Augen und zitternden Händen an die Tür; er trug einen schmutzigen Bademantel aus Rindsleder und eine halbe Gallone Whiskey mit sich herum.
    »Zum Glück bist du zu Hause«, sagte der Richter. »Ich kann dir gar nicht sagen, was mir für ein schrecklicher Scheiß heute Nacht passiert ist … Jetzt aber hat sich das Blatt gewendet. Jetzt, da wir Cash haben, werden wir sie alle vernichten.«
    Leach starrte nur vor sich hin. Dann nahm er einen Schluck Wild Turkey. »Das ist das Ende«, murmelte er. »Ich wollte mir gerade schon die Pulsadern aufschneiden.«
    »Unsinn«, sagte der Richter. »Wir haben groß gewonnen. Ich hab genauso gesetzt wie du. Du hast mir die Zahlen gegeben. Du hast sogar vorhergesehen, dass die Raiders Denver platt machen würden. Verdammt, das war doch sonnenklar. Montags sind die Raiders nicht zu schlagen.«
    Leach war angespannt, er warf seinen Kopf nach hinten und stieß einen zittrigen piepsigen Schrei aus. Der Richter packte ihn. »Reiß dich zusammen«, schnauzte er. »Stimmt irgendwas nicht?«
    »Das mit der Wette ist schiefgegangen«, schluchzte Leach. »Ich bin in diese gottverdammte Sportbar oben in Jackpot mit einigen von den Jungs aus dem Laden gegangen. Wir haben alle Mescal getrunken und herumgeschrien, ich habe den Kopf verloren.«
    Leach war offensichtlich ein harter Trinker und ein Massenhysterie-Junkie. »Ich war betrunken und habe auf die Broncos gesetzt«, stöhnte er. »Dann habe ich verdoppelt. Wir haben alles verloren.«
    Eine schreckliche Stille legte sich über den Raum. Leach weinte hemmungslos. Der Richter packte ihn am Gürtel seiner schmierigen Lederrobe und fing an, daran

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