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Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)

Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)

Titel: Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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halb aufgeblasene chinesisch aussehende Frau mit Ringen in den Brustwarzen und zwei Elektrokabeln am Kopf. »Das ist Ling-Ling«, sagte er. »Sie schreit, wenn ich sie schlage.« Er schlug der Puppe auf den Kopf, und sie jammerte dümmlich.
    Im selben Augenblick schlugen draußen Autotüren zu, es klopfte laut an der Tür, und eine schroffe Stimme rief: »Aufmachen! Polizei! «
    Leach zog eine .44er-Magnum aus einem Schulterhalfter unter seinem Bademantel und feuerte zwei Schüsse auf die Tür ab. »Du Schlampe !«, schrie er. »Ich hätte dich längst umbringen sollen!«
    Er gab zwei weitere Schüsse ab und lachte leise. Dann wandte er sich mir zu und steckte sich den Lauf der Pistole in den Mund. Er zögerte für einen Moment und blickte mir direkt in die Augen. Dann drückte er ab und blies sich den Hinterkopf weg.
    Der tote Mann schien sich auf mich stürzen zu wollen, als er beim Fallen mit dem Kopf zuerst auf meine Beine plumpste – genau in dem Moment, als eine Salve von Schrotladungen durch die Eingangstür krachte, gefolgt von strengen Rufen in ein Polizeimegafon. Dann eine weitere Salve Schrot, durch die der Fernseher explodierte und das Wohnzimmer in Brand gesetzt wurde, sodass sich der Wohnwagen mit dichtem braunen Rauch füllte, den ich sofort als Zyanidgas erkannte, das durch die brennende Plastikcouch freigesetzt worden war.
    Geschrei drang durch den Rauch: » Ergeben Sie sich! Die Hände über Ihren gottverdammten Kopf! IHR SEID ERLEDIGT!« Dann noch mehr Geschrei. Ein weiterer ohrenbetäubender Feuerball explodierte im Wohnzimmer. Ich trat die Leiche von meinen Füßen und sprang in Richtung Hintertür, die mir gerade eben aufgefallen war, als ich den Wohnwagen nach »alternativen Ausgängen« abgesucht hatte, wie man in der Branche so sagt – für den Fall, dass dies notwendig werden könnte. Ich war schon halb zur Tür hinaus, als mir der Richter wieder einfiel. Er war noch immer im Badezimmer eingesperrt, möglicherweise hilflos in einer Art unabsichtlichem Drogenkoma, unfähig, sich auf den Beinen zu halten, während die Flammen durch den Wohnwagen schlagen …
    Bei den verdammten Göttern!, dachte ich. Ich kann ihn nicht einfach verbrennen lassen.
    Trete die Tür aus den Angeln. Ja. Wumms! Die Tür zersplitterte und ich sah ihn in aller Ruhe auf der dreckigen Alu-Kloschüssel sitzen und so tun, als würde er Zeitung lesen. Er blinzelte mich gedankenverloren an, als ich hereinstürzte und ihn am Arm packte.
    »Sie Narr!«, schrie ich. »Auf! Rennen Sie! Sie werden uns umbringen !«
    Er folgte mir durch den Rauch und die brennenden Trümmer und hielt dabei in einer Hand seine Hose … Die chinesische Sexpuppe, die Ling-Ling hieß, schwebte vor der Tür durch die Luft, ihr Körper war von der Hitze geschwollen, und ihre Haare loderten. Ich stieß sie zur Seite und riss die Tür auf, den Richter hinter mir her zerrend. Eine weitere Salve von Schrotflintenschüssen und Megafon-Rufen brach irgendwo hinter uns aus. Der Richter verlor den Halt und fiel tief in den Schlamm hinter dem brennenden Wohnwagen.
    »Oh, Gott«, schrie er, »wer ist das?«
    »Die Bullen«, sagte ich. »Sie sind völlig durchgedreht . Leach ist tot. Sie versuchen uns umzubringen . Wir müssen es zum Auto schaffen!«
    Er stand schnell wieder auf. »Bullen?«, sagte er. »Die Bullen wollen mich umbringen ?«
    Er schien zu erstarren, und die Benommenheit wich aus seinen Augen. Er erhob beide Fäuste und brüllte in die Richtung, aus der die Schüsse kamen. »Ihr Dreckskerle! Ihr Abschaum! Dafür werden ihr sterben. Ihr dummen White-Trash-Bullen!«
    »Spinnen die völlig?«, murmelte er. Er entzog sich meinem Griff und langte wütend in seine linke Achselhöhle, dann an seinen Gürtel und hinter seinen Rücken wie ein Revolverheld, der versucht, die Waffe zu ziehen … Aber da war keine Waffe. Nicht mal ein Halfter.
    »Verdammt noch mal!«, schnarrte er. »Wo ist meine verdammte Waffe ? Oh, Gott. Ich habe sie im Auto gelassen!« Er begab sich in die Hocke und sprintete in die Dunkelheit, um die Ecke, weg von der Flammenhölle. »Los geht’s!«, zischte er. »Ich werde diese Dreckskerle umbringen ! Ich blase ihnen ihre verfluchten Köpfe weg!«
    Genau, dachte ich, als wir langsam durch den Schlamm und den Lärm und das Pistolenfeuer krochen, während sich erschrockene Nachbarn verzweifelt gegenseitig in der Dunkelheit anschrien. Das rote Cabrio parkte im Dunkeln, beinahe vor dem Wohnwagen, der neben dem Polizeiauto stand, dessen

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