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Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)

Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)

Titel: Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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Blaulichter wie verrückt blinkten, und in dem Stimmen aus dem Radio krächzten.
    Die Bullen waren nirgends zu sehen. Sie hatten anscheinend aus allen Rohren feuernd den Wohnwagen gestürmt – in der Hoffnung, Leach zu töten, bevor er verschwinden konnte. Ich sprang ins Auto und ließ den Motor an. Der Richter kam durch die Beifahrertür und griff nach der geladenen .454er-Magnum … Ich beobachtete dies mit Schrecken, als er sie aus dem Halfter holte und vor das Bullenauto lief und zwei Schüsse in den Kühlergrill abfeuerte.
    »Verpisst euch!«, schrie er. »Nimm das , Dreckstück! Fresst Scheiße und verreckt!« Er sprang zurück, als der Kühler in einer Wolke aus Dampf und brühendem Wasser explodierte. Dann feuerte er drei weitere Male durch die Windschutzscheibe und in das quäkende Radio, das ebenfalls explodierte.
    »Heilige Scheiße!«, sagte er, als er sich auf dem Vordersitz zurückfallen ließ. »Jetzt haben wir sie in der Falle!« Ich schaltete in den Rückwärtsgang und verlor im Schlamm die Kontrolle, fuhr auf ein unbekanntes Etwas und schlitterte mit Höchstgeschwindigkeit seitwärts, wobei ich das unbekannte Ding bis zur Auffahrt auf den Highway mitschleifte … Der Richter versuchte verzweifelt, die .454er nachzuladen und schrie mich an, ich solle langsamer fahren, damit er die Dreckskerle endgültig erledigen konnte! Seine Augen waren wild, und seine Stimme klang unnatürlich rau.
    Ich machte einen harten Schlenker nach links Richtung Elko, und er wurde zur Seite geschleudert, erlangte aber schnell wieder sein Gleichgewicht, und es gelang ihm irgendwie, fünf weitere Schüsse ungefähr in die Richtung des brennenden Wohnwagens hinter uns abzufeuern.
    »Gut gemacht, Richter«, sagte ich. »Jetzt kriegen sie uns nicht mehr.« Er lächelte und nahm einen großen Schluck aus unserem Whiskey-Krug, den er auf der Flucht noch irgendwie mitgenommen hatte … Dann reichte er ihn zu mir, und auch ich nahm einen großen Schluck und gab mit dem großen V-8 Gas, und wir beschleunigten in vier Sekunden von 45 auf 90 und ließen all die hässlichen Dinge weit hinter uns im Regen zurück.
    Ich warf einen Blick auf den Richter, als er gerade die Magnum mit fünf riesigen Kugeln lud. Er war sehr ruhig und konzentriert, ohne das geringste Anzeichen des Drogen-Komas, das ihn kurz zuvor noch völlig gelähmt hatte … Das beeindruckte mich. Dieser Mann war ganz klar ein Krieger. Ich schlug ihm auf den Rücken und grinste. »Entspannen Sie sich, Richter«, sagte ich. »Wir sind fast zu Hause.«
    Ich wusste natürlich, dass das nicht ganz stimmte. Wir befanden uns eintausend Meilen von zu Hause entfernt, und wir waren eigentlich so gut wie sicher dem Untergang geweiht. Es bestand keine Hoffnung, der Polizei zu entkommen, sobald diese armen Irren Leach in einer Lache brennenden Blutes und mit weggeschossenem Kopf finden würden. Der Einsatzwagen der Polizei war zerstört – dank der klugen Instinkte des Richters –, doch ich wusste, dass es nicht lange dauern würde, bis sie eine allgemeine Großfahndung auslösen würden. Bald würden Straßensperren mit wütenden Polizisten jede Ausfahrt zwischen Reno und Salt Lake City blockieren …
    Was soll’s, dachte ich. Es gab eine Menge Seitenstraßen, und wir hatten einen ziemlich schnellen Wagen. Alles, was ich tun musste, bestand darin, den Richter von seinem Tötungswahn abzubringen und eine Tankstelle zu finden, um ein paar schwarze Sprühdosen zu kaufen. Dann könnten wir bis zur Morgendämmerung aus Nevada hinausgleiten und einen Ort zum Verstecken finden.
    Aber es würde nicht einfach werden. In dem knappen Zeitraum von vier Stunden hatten wir zwei Automobile zerstört und waren auf gewisse Weise an mindestens einem Mord beteiligt – neben all den anderen Standarddelikten wie Geschwindigkeitsübertretung und Brandstiftung und Raub und Mordversuch an Polizeibeamten, als wir vom Tatort flüchteten.
    Nein. Wir hatten ein ernsthaftes Problem. Wir waren mitten in Nevada gefangen wie verrückte Ratten, und die Bullen würden uns zu töten, wenn sie uns sahen. Da gab es keinen Zweifel. Wir waren kriminelle Wahnsinnige … Ich lachte und schaltete hoch. Die Geschwindigkeit des Wagens pegelte sich bei ungefähr 115 ein …
    Der Richter war ganz begierig, zu seinen Frauen zurückzukehren. Er fummelte immer noch an der Magnum herum, drehte nervös an der Trommel und schaute auf seine Uhr. »Geht’s nicht ein bisschen schneller?«, murmelte er. »Wie weit ist’s bis

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