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Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)

Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)

Titel: Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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einen Vortrag bei ’ner Bullen-Versammlung kriegen.
    Dr. Bloomquists Buch ist ein Kompendium staatlich geprüfter Affenscheiße. Auf Seite 49 erklärt er zum Beispiel die »vier Bewusstseinszustände« in der Cannabis-Gesellschaft: »Cool, Groovy, Hip & Square« in dieser wertenden Reihenfolge. »Ein ›Square‹ ist selten, wenn überhaupt jemals ›cool‹«, sagt Bloomquist. »Er ist nicht ›drauf‹, das heißt, er weiß nicht, ›was läuft‹. Aber wenn es ihm gelingt, das herauszufinden, dann steigt er in der Rangfolge und wird ›hip‹. Und wenn es ihm gelingt, gutzuheißen, ›was läuft‹, wird er ›groovy‹. Und danach, mit viel Glück und Ausdauer, kann er in den Rang eines aufsteigen, der ›cool‹ ist.«
    Bloomquist schreibt wie jemand, der mal Tim Leary in der Uni-Mensa getroffen hat und für alle Drinks bezahlen durfte. Und wahrscheinlich war es jemand wie Leary, der ihm, ohne die Miene zu verziehen, gesagt hatte, dass Sonnenbrillen in der Sprache der Drogenkultur »tea shades« heißen.
    Und das ist die Art gefährlichen Blödsinns, der hektografiert in den Umkleideräumen von Polizeirevieren an die Wände gepinnt wird.
    ERKENNE DEN RAUSCHGIFTABHÄNGIGEN. DAS KANN DIR DAS LEBEN RETTEN! Man kann wahrscheinlich seinen Augen ausdruck nicht erkennen, weil er Tea Shades trägt, aber seine Hand knöchel sind weiß vor innerer Anspannung, und seine Hosen sind verkrustet von Samenflecken, denn er onaniert ständig, es sei denn, er findet eine Frau, die er vergewaltigen kann. Er taumelt und blubbert unverständlich, wenn er gefragt wird. Er hat nicht den geringsten Respekt vor der Dienstmarke. Der Rauschgiftabhängige fürchtet nichts. Er greift ohne jeden Grund sofort an, mit allen zur Verfügung stehenden Waffen einschließlich deiner. VORSICHT! Jeder Beamte, der eine Person in Gewahrsam nehmen will, weil sie im Verdacht steht, Marihuana-süchtig zu sein, sollte mit aller notwendigen Gewalt vorgehen. Lieber zuschlagen als zusammengeschlagen zu werden. Viel Glück!
    Der Chef
    »Wenn Sie nicht Bescheid wissen, kommen Sie, um zu lernen … wenn Sie Bescheid wissen, kommen Sie, um zu lehren.«
    – Motto auf der Einladung zur Bundeskonferenz der Bezirksstaatsanwälte in Vegas, 25. bis 29. April 1971
    Die erste Sitzung – mit den Eröffnungsreden – dauerte fast den ganzen Nachmittag. Die beiden ersten Stunden saßen wir geduldig ab, obwohl von Anfang an klar war, dass wir nichts LERNEN konnten und wir verrückt sein müssten, wollten wir versuchen, hier etwas zu LEHREN. Es war ein Leichtes, dazusitzen mit der Birne voll Meskalin und sich stundenlang das belanglose Geschwätz anzuhören … Kein Risiko. Diese armen Hunde kannten keinen Unterschied zwischen Meskalin und Makkaroni.
    Ich vermute, wir hätten das Ding auch unter Acid durchstehen können … wenn nicht gewisse Leute gewesen wären; es gab Gesichter und Gestalten in der Menge, die auf einem LSD-Trip absolut unerträglich sein mussten. Der Anblick des 344-pfündigen Polizeichefs von Waco, Texas, der öffentlich seine 290-pfündige Frau (oder Freundin) abgrabbelte, als das Licht ausging, damit ein Dope-Film gezeigt werden konnte, war auf Meskalin eben noch erträglich – schließlich wirkt diese Droge auf die Sinne und intensiviert die Realität, statt sie zu verändern –, aber mit dem Kopf voll Acid wäre der Anblick dieser beiden fantastisch aufgedunsenen menschlichen Wesen, die sich öffentlich aufgeilten, umgeben von tausend Bullen, die sich einen Film über die »Gefahren des Marihuana« ansahen, emotional unerträglich gewesen. Das Hirn hätte seine Dienste verweigert: Das Vorhirn hätte verzweifelt versucht, die Signale zu senden, das Mark hätte ihren Empfang verweigert … und das Haupthirn hätte rotiert, um die Szene anders zu interpretieren, bevor es die Rückkoppelung ins Mark und damit das Risiko physischer Aktion einleitete.
    Acid ist eine relativ komplexe Droge, was seine Wirkungsweise betrifft, während Meskalin ziemlich einfach und direkt ist – aber in einer Szenerie wie dieser ist der Unterschied rein akademisch. Bei dieser Konferenz war absolut nichts anderes angesagt als der massive Gebrauch von Downers: Rote, Gras und Schnaps, denn das Programm war offensichtlich von Leuten konzipiert, die seit 1964 in einem ständigen Sekonal-Koma lebten. Hier saßen mehr als tausend Oberbullen rum und redeten aufeinander ein, sie » müssten der Drogenkultur Herr werden«, aber sie hatten nicht den geringsten Schimmer, wo sie

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