Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)
überhaupt anfangen sollten. Sie waren nicht mal in der Lage, das gottverdammte Ding wahrzunehmen . In den Gängen machte das Gerücht die Runde, die Mafia stecke hinter der ganzen Sache. Oder vielleicht die Beatles. Irgendwann fragte jemand aus dem Publikum Bloomquist, ob er der Ansicht sei, dass Margaret Meads »seltsames Verhalten« in der letzten Zeit sich vielleicht mit einer persönlichen Marihuana-Sucht erklären ließe.
»Das weiß ich wirklich nicht«, antwortete Bloomquist. »Aber wenn sie in ihrem Alter Gras rauchen würde, dann müsste sie auf einen höllischen Trip kommen.«
Das Publikum reagierte mit brüllendem Gelächter auf diese Bemerkung.
Mein Anwalt war unten in der Bar und redete mit einem sportlich aussehenden Bullen um die vierzig, auf dessen Plastik-Namensschild zu lesen stand, dass er ein Bezirksstaatsanwalt irgendwo aus Georgia war. »Ich für meinen Teil bin ein Whiskey-Typ«, sagte er gerade. »Dort, woher ich komme, haben wir keine großen Probleme mit Drogen.«
»Das wird noch kommen«, sagte mein Anwalt. »Eines Nachts werden Sie aufwachen und erleben, dass ein Fixer Ihnen das Schlafzimmer auf den Kopf stellt.«
»Neee!«, sagte der Mann aus Georgia. »In meiner Gegend niemals!«
Ich gesellte mich zu ihnen und bestellte ein großes Glas Rum mit Eis.
»Sie sind wohl auch einer von diesen kalifornischen Jungs«, sagte er. »Ihr Freund hier hat mir gerade von den Drogen-Süchtigen erzählt.«
»Die sind überall«, sagte ich. »Keiner ist vor ihnen sicher. Und erst recht nicht im Süden. Warmes Klima mögen sie besonders.«
»Sie arbeiten zu zweit«, sagte mein Anwalt. »Manchmal auch in Banden. Die klettern ins Schlafzimmer und setzen sich einem auf die Brust. In der Hand haben sie lange Bowiemesser.« Er nickte ernst zur Bestätigung. »Manchmal setzen sie sich auf die Brust von deiner Frau und sie rammen ihr die Klinge in die Kehle.«
»Allmächtiger Gott«, sagte der Mann aus dem Süden. »Was zum Teufel geht in diesem Lande vor ?«
»Sie würden es nicht für möglich halten«, sagte mein Anwalt, »aber in Los Angeles ist alles außer Kontrolle. Zuerst waren’s die Drogen, jetzt ist es die schwarze Magie.«
»Schwarze Magie? Scheiße, das kann doch nicht angehen!«
»Lesen Sie doch mal die Zeitungen«, sagte ich. »Mann, in echten Schwierigkeiten sind Sie erst, wenn ’ne Bande von diesen Süchtigen über Sie herfällt, weil sie auf Menschenopfer aus sind.«
»Nee!«, sagte er. »So was gibt’s nur in Science-Fiction-Büchern.«
»Nicht, wo wir arbeiten«, sagte mein Anwalt. »Verdammt, allein in Malibu bringen diese verdammten Satan-Anhänger jeden Tag sechs oder acht Leute um.« Er hielt inne, um an seinem Drink zu nippen. »Und sie wollen nichts als das Blut«, fuhr er fort. »Die schnappen sich die Leute direkt von der Straße, wenn’s nicht anders geht.« Er nickte. »Zum Teufel, ja. Neulich gerade hatten wir den Fall, dass sie sich ein Mädchen von ’nem McDonald’s Hamburger-Stand gegriffen haben. ’ne Kellnerin. War ungefähr sechzehn … und ’ne Menge Leute haben’s mit angesehen.«
»Und was ist passiert?«, fragte unser Freund. »Was haben sie mit ihr gemacht ?« Er schien ziemlich abgefahren auf das, was er hörte.
»Gemacht?«, sagte mein Anwalt. »Herr im Himmel, Mann! Die haben ihr noch auf dem Parkplatz den Kopf abgehackt! Dann haben sie überall Löcher in sie gehauen und ihr das Blut ausgesaugt!«
»Allmächtiger Gott!«, rief der Mann aus Georgia. »Und niemand hat etwas unternommen ?«
»Was soll man denn machen?«, sagte ich. »Der Typ, der ihr den Kopf abgehackt hat, war fast zwei Meter groß und wog gut drei Zentner. Außerdem hatte er zwei Luger im Anschlag, und die anderen hatten M-16er dabei. Alles ehemalige GIs.«
»Der große Typ war mal Major bei den Marines«, sagte mein Anwalt. »Wir wissen, wo er wohnt, aber wir kommen an das Haus nicht ran.«
»Nein!«, rief unser Freund aus. »Das kann nicht sein! Ein Major!?«
»Er wollte nur die Zirbeldrüse«, sagte ich. »Darum ist er auch so groß geworden. Als er von den Marines wegging, war er ein winziges Bürschchen !«
»O mein Gott«, sagte unser Freund. »Das ist ja furchtbar!«
»Das passiert jeden Tag«, sagte mein Anwalt. »Gewöhnlich sind es ganze Familien. Nachts. Die meisten wachen erst auf, wenn ihnen der Kopf abgeschnitten wird, und dann ist es natürlich zu spät.«
Der Barmixer war stehen geblieben und hörte zu. Ich hatte ihn beobachtet. Er schien
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