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Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)

Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)

Titel: Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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Hunter hatte aus seiner Bewunderung für George McGovern (und seiner gleichzeitigen Verachtung für dessen innerparteiliche Kontrahenten Hubert Humphrey und Ed Muskie) nie einen Hehl gemacht, und anstatt diese zu verbergen, fassten er und der Rolling Stone den Entschluss, daraus Kapital zu schlagen. Gleich zu Beginn des Unternehmens trafen sich Hunter und Jann – beide schwer bekifft von Gras – mit McGoverns Wahlkampfmanager Frank Mankiewicz, um sich der Unterstützung durch dessen Wahlkampfteam zu versichern und Hunter Zugang zu den Strategie- und Planungssitzungen zu verschaffen. Als Hunter und sein Assistent Tim Crouse, der stellvertretende Redakteur des Rolling Stone , dann mit dem Rest des Pressetrosses zusammentrafen, stießen sie jedoch auf weitgehende Ablehnung. Nicht nur nahmen die etablierten Journalisten sie nicht ernst, sondern sie waren auch noch unverhülltem Spott ausgesetzt. Doch kaum dass Hunters erste Reportagen erschienen waren – an die Redaktion übermittelt mithilfe der ersten primitiven Faxmaschine, dem von Hunter sogenannten »Mojo Wire« –, änderte sich diese Situation; doch um auf Nummer sicher zu gehen, instruierte Hunter seinen Mitarbeiter Crouse, ein geheimes Notizbuch zu führen, in dem alle möglichen Spleens, Marotten und Charakterschwächen ihrer Kollegen aus dem Mainstream festgehalten wurden. Dieses Notizbuch wurde später Crouses Klassiker The Boys on the Bus . Über Hunters Buch äußerte sich Mankiewicz später: »der ungenauste, aber dennoch erhellendste/akkurateste« Bericht über den Wahlkampf von 1972.
    Undatierter Brief von HST an JSW
    Jann …
    Heute Abend war ich in einem Drugstore, der rund um die Uhr geöffnet ist – er gehört zu einer großen Kette, die hier in der Gegend um DC recht häufig vertreten ist (»Drug Fair«) –, und als ich den bärtigen Kassierer fragte, ob sie auch den Rolling Stone haben, sagte er: »Leider nicht.«
    »Warum?«, fragte ich
    Er zuckte nur mit den Achseln und meinte: »Ich kriege meinen mit der Post. Wer ist denn für den Vertrieb zuständig? Wir könnten hier eine ganze Menge verkaufen, aber niemand kümmert sich drum.«
    Also hier … ZU DEINER INFORMATION: DRUG FAIR, eine Kette von rund um die Uhr geöffneten Drugstores und Supermärkten, mit jeder Menge potenziellen RS -Lesern unter ihrer Kundschaft. Wir müssen etwas tun gegen die weitverbreitete Ansicht, dass der RS ein Underground-Musik-Magazin ist, dass sich ausschließlich an ein Nischenpublikum richtet. Wenn RS tatsächlich ein machtvolles, von mir aus auch »kapitalistisches« Unternehmen (siehe deinen eigenen Leitartikel) sein soll, dann sollten wir uns verdammt noch mal auch wie Kapitalisten aufführen , anstatt nur große Sprüche zu machen … was bedeutet, dass, wenn man etwas verkaufen will, man es auch verfügbar machen muss.
    Ich bin jetzt seit zehn Tagen hier, und wo immer ich hinkomme, schaue ich in den Zeitungsregalen nach, & bis jetzt habe ich noch nirgendwo auch nur ein Heft finden können. So was ist doch Krampf. Ich bin heute Nacht aus einem beschissenen Rock Club rausgeflogen, trotz Dan Greenes lautstarker Proteste: »Was für Arschlöcher verweigern einem Rolling Stone -Redakteur den Zutritt zu einem Club, nur weil er Levi’s trägt?« Der Türsteher dachte wohl, Dan hätte gesagt, ich wäre einer von den Rolling Stones, jedenfalls erwiderte er: »Pass mal auf, Kumpel. Die Regel lautet, keine Levi’s; und mir ist es scheißegal, ob du Mick Jagger bist [ sic ] oder sonst wer – in Jeans kommst du hier jedenfalls nicht rein.«
    Ich überlege mir, ob ich den Typen vor Gericht zerren soll wegen finanzieller Diskriminierung … aber derzeit sollten wir uns viel eher überlegen, wie es kommt, dass der Türsteher von einem der wichtigsten Rock Clubs in der Innenstadt (Ventura 21) vom Rolling Stone noch nicht mal gehört hat , ganz zu schweigen davon, dass er ihn vielleicht schon mal gelesen hat. Und dass dies weniger seine Schuld ist als eure.
    O. K., so viel dazu. Ich weiß auch nicht, was euer nichtsnutziger Vertriebsheini mit den »2500« Exemplaren anstellt, die er angeblich in die Verkaufsregale bringt … in den Läden, wo ich mich rumtreibe, ist davon jedenfalls nichts zu sehen … während Penthouse dort überall erhältlich ist. Genauso wie Sporting News , National Enquirer , Midnight , Sexology usw. Man sollte demjenigen, der für den Vertrieb des Rolling Stone in Washington verantwortlich ist, seinen Sack abreißen. (Eine Aussage von Savage

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