Die Romanow-Prophezeiung
aus diesem Grunde in Moskau?«
»Ich hatte keine Ahnung, dass Baklanow eine Marionette ist.«
»Er ist eine willige Marionette, und wir sind geschickte Marionettenspieler. Russland wird unter seiner Herrschaft gedeihen, und wir nicht minder.«
Zubarew untersuchte beiläufig die Fingernägel seiner rechten Hand und sah dann Lord an. »Wir wissen, dass Fräulein Petrowa sich hier in San Francisco aufhält. Sie befindet sich allerdings nicht länger in ihrem Hotel. Ich habe inzwischen Männer auf die Suche nach ihr geschickt. Falls ich sie finde, bevor Sie mir sagen, was Sie wissen, wird es keine Gnade geben. Die Männer werden es dann nach Herzenslust mit ihr treiben und tun, wonach ihnen der Sinn steht.«
»Wir sind hier nicht in Russland«, bemerkte Lord.
»Richtig. Aber genau dort wird sie sich befinden, wenn es so weit kommt. Im Flughafen wartet schon ein Flugzeug darauf, sie zurückzubringen. Sie ist zum Verhör vorgeladen, was wir bereits mit Ihren Grenzbehörden abgeklärt haben. Ihr FBI hat sogar Hilfe angeboten, um Sie und Fräulein Petrowa aufzuspüren. Internationale Kooperation ist doch etwas Wunderbares, nicht wahr?«
Lord wusste, was er zu tun hatte. Er konnte nur hoffen, dass Akilina die Stadt verließ, wenn er selbst nicht wie versprochen in den Zoo kam. Und so hoffte er bei Gott, dass sie klug genug war, den Flughafen zu meiden. Es machte ihn traurig, dass er sie niemals Wiedersehen würde. »Ich werde Ihnen einen Scheißdreck sagen.«
Zubarew stand auf. »Wie Sie wollen.«
Als Zubarew den Raum verließ, klebte Oleg Lord erneut den Mund mit einem Streifen Isolierband zu.
Hängelid trat näher, grinsend.
Lord hoffte auf ein rasches Ende, wusste aber, dass es nicht so kommen würde.
Hayes blickte vom Lautsprecher auf, als Maxim Zubarew den Raum betrat. Über ein Zimmermikrofon hatte er den gesamten Wortwechsel mit Lord verfolgt.
Er selbst, Chruschtschow, Hängelid und Oleg waren in der vergangenen Nacht wenige Stunden nach dem Anruf, der ihnen von Lords Auftauchen berichtete, aus Moskau abgeflogen. Die elf Stunden Zeitdifferenz ermöglichten es ihnen, die neuntausend Meilen rechtzeitig zurückzulegen, sodass sie in San Francisco eintrafen, als Lord dort gerade zu Mittag aß. Dank Zubarews Regierungsverbindungen ließen sich Polizeivisa für Oleg und Hängelid arrangieren. Was Chruschtschow Lord gerade gesagt hatte, entsprach der Wahrheit. Mit einem Telefongespräch hatte man sich der Hilfe des FBI und der Grenzkontrollen versichert, um Lord und Akilina Petrowa gegebenenfalls abzufangen, wobei Hayes allerdings alle weitergehenden Angebote der US-Behörden abgelehnt hatte, da er hoffte, die Situation im Griff zu haben. Unter Vorwand eines russischen Haftbefehls wegen Mordes hatte man mit dem US-Außenministerium für Lord und Petrowa eine ungehinderte Rückführung von Kalifornien nach Russland arrangiert, um dafür zu sorgen, dass die Grenzbeamten am Flughafen von San Francisco keine Fragen stellten. Auf diese Weise wollte man eine Enthüllung vereiteln und Lords weiteren Aktivitäten einen Riegel vorschieben. Das Problem bestand allerdings darin, dass man, abgesehen von der unglaublichen Behauptung, in den Vereinigten Staaten lebe ein unmittelbarer Nachfahre Nikolaus’ II. noch immer nicht wirklich wusste, hinter was Lord eigentlich her war.
»Ihr Mr. Lord ist ein Dickschädel«, maulte Chruschtschow, als er die Tür zumachte.
»Aber warum?«
Chruschtschow setzte sich. »Das ist die Frage des Tages. Als ich das Zimmer verließ, legte Oleg gerade zwei Drähte einer Lampe frei. Wenn ein paar Stromstöße durch Lords Körper fließen, löst ihm das vielleicht die Zunge, bevor wir ihn liquidieren.«
Durch den Lautsprecher hörte Hayes Hängelids Stimme, der Oleg aufforderte, den Stecker wieder in die Dose zu stecken. Dann füllte ein vom Lautsprecher verstärkter fünfzehn Sekunden langer Schrei den Raum.
»Vielleicht überlegen Sie es sich ja noch einmal und erzählen uns, was wir wissen wollen«, vernahm man Olegs Stimme.
Keine Antwort.
Ein weiterer Schrei. Diesmal länger.
Chruschtschow streckte die Hand nach einem Teller Pralinen aus und ertastete eine Schokoladenkugel. Er wickelte sie aus ihrer Goldfolie und steckte die Leckerei in den Mund. »Die beiden werden die Stromstöße verstärken, bis sein Herz schlappmacht. Ein schmerzhafter Tod erwartet ihn.«
Chruschtschows Stimme klang kühl, doch Hayes hatte wenig Mitleid mit Lord. Der Dummkopf hatte ihn in eine schwierige Lage
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