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Die Romanow-Prophezeiung

Die Romanow-Prophezeiung

Titel: Die Romanow-Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: berry
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sie nichts und niemandem anvertrauen.
    In den letzten zwei Stunden war sie zu Fuß herumgelaufen, in Cafés und Läden geschlüpft und wieder davongehuscht. Immer wieder hatte sie sich vergewissert, dass niemand ihr folgte. Sie war sich ziemlich sicher, unbeobachtet zu sein. Aber wo befand sie sich? Eindeutig westlich der Commerce & Merchants Bank jenseits des Bankenviertels der Stadt. Hier gab es zahlreiche Antiquitätengeschäfte, Kunstgalerien, Juweliere, Geschenkboutiquen, Buchhandlungen und Restaurants. Sie war ziellos umhergewandert. Das einzig Wichtige war, den Rückweg zu ihrem neuen Hotel zu wissen, doch sie hatte eines der Hotelwerbeblätter mitgenommen und konnte es jederzeit einem Taxifahrer zeigen.
    Zu dieser Stelle der Stadt hatte sie ein Glockenturm gelockt, den sie aus einigen Blocks Entfernung bemerkt hatte. Die Architektur mit den vergoldeten Kreuzen und der Kuppel war unverkennbar russisch. Die Bauweise erinnerte Akilina an ihre Heimat, doch der Türgiebel, die mit Bossenwerk versehenen Steinmauern und eine Balustrade verwiesen deutlich auf fremde Einflüsse. Dank einer kyrillischen Transkription unter dem englischen Schild konnte sie den Namen lesen – Holy Trinity Cathedral – und kam zu dem Schluss, dass es sich um eine russisch-orthodoxe Kirche handeln musste. Es war ihr, als würde sie in dem Gebäude Sicherheit finden, und rasch überquerte sie die Straße und trat ein.
    Das Innere hatte die traditionelle Kreuzform, und der Altar war nach Osten ausgerichtet. Sie sah hoch zur Kuppel, von deren Mitte ein schwerer Messingkronleuchter herabhing. Von Messingleuchtern, die mit dicken, im gedämpften Licht flackernden Kerzen bestückt waren, wehte ein Hauch von Bienenwachs herüber und überlagerte den in der Luft hängenden Weihrauchgeruch. Von überall blickten ihr Ikonen entgegen – von den Wänden, den Buntglasscheiben der Fenster und von der Ikonostase, die Altarraum und Gemeinde trennte. In der Kirche ihrer Jugend war diese Absperrung offener gewesen und hatte freie Sicht auf die Priester dahinter geboten. Dies hier war jedoch eine feste Zwischenwand, mit rotgoldenen Bildern von Jesus und der Jungfrau Maria bemalt, und nur die offenen Türen gestatteten einen Blick in den Raum dahinter. Kirchenbänke oder -stühle waren nicht zu sehen. Offensichtlich begingen die Menschen hier, wie auch in Russland, den Gottesdienst stehend.
    In der Hoffnung, dass Gott ihr in ihrer Notlage beistehen würde, trat sie vor einen S eitenaltar und begann zu weinen. Eigentlich hatte sie nicht nah ans Wasser gebaut, aber der Gedanke, dass Miles Lord g efoltert und vielleicht zu Tode gequält wurde, war einfach zu viel für sie. Sie sollte zur Polizei gehen, aber irgendetwas mahnte sie zur Vorsicht, als sei das nicht der richtige Weg. Bei den Behörden konnte man nicht unbedingt auf Rettung hoffen. Das war eine Lektion, die ihre Großmutter ihr eingetrichtert hatte.
    Sie bekreuzigte sich und begann zu beten, murmelte Gebete, die man sie als Kind gelehrt hatte.
    »Gibt es ein Problem, mein Kind?«, fragte hinter ihr eine Männerstimme auf Russisch.
    Sie drehte sich um und blickte einem Priester mittleren Alters ins Gesicht, der in die schwarze Robe der orthodoxen Kirche gehüllt war. Er trug nicht den für russische Priester üblichen Kopfschmuck, doch ein Silberkreuz hing von seinem Hals, ein Symbol, das sie lebhaft an ihre Kindheit erinnerte. Rasch wischte sie sich die Augen trocken und versuchte, sich wieder in die Gewalt zu bekommen.
    »Sie sprechen Russisch«, bemerkte sie.
    »Ich bin in Russland zur Welt gekommen. Ich habe Ihr Gebet gehört. Man hört hier nur selten jemanden so gut in unserer Muttersprache sprechen. Sind Sie zu Besuch hier?«
    Nicken.
    »Was bereitet Ihnen Kummer?« Die gelassene Stimme des Mannes war beruhigend.
    »Es geht um einen Freund. Er befindet sich in Gefahr.«
    »Können Sie ihm helfen?«
    »Ich weiß nicht wie.«
    »Nun, Sie sind zum rechten Ort gekommen, um Führung zu suchen.« Der Priester zeigte auf die Bilderwand. »Es gibt keinen besseren Ratgeber als unseren Herrn.«
    Akilinas Großmutter war eine fromme orthodoxe Christin gewesen und hatte sich bemüht, ihrer Enkelin Vertrauen in den Himmel zu vermitteln. Doch bis zu diesem Moment hatte sie Gott niemals wirklich gebraucht . Ihr war klar, dass der Priester letztlich nicht verstehen würde, was vor sich ging, und wollte nichts von sich preisgeben. Daher fragte sie: »Haben Sie die Vorgänge in Russland verfolgt,

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