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Die Romanow-Prophezeiung

Die Romanow-Prophezeiung

Titel: Die Romanow-Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: berry
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Vater?«
    »Mit großem Interesse. Ich hätte selbst für die Restauration gestimmt. Für Russland ist es das Beste.«
    »Warum sagen Sie das?«
    »Viele Jahrzehnte lang war es in unserem Heimatland verboten, von der Seele zu reden. Die Kirche wurde beinahe ausgelöscht. Vielleicht können die Russen jetzt in ihren Schutz zurückkehren. Die Sowjets hatten entsetzliche Angst vor Gott.«
    Das war eine sonderbare Feststellung, doch Akilina fand sie zutreffend. Alles, was die Gestalt einer Opposition hätte annehmen können, war als Bedrohung angesehen worden. Mutter Kirche, einige Gedichte, eine alte Frau.
    Der Priester erklärte: »Ich lebe hier schon viele Jahre. Dieses Land ist nicht der Ort des Grauens, als der es uns geschildert wurde. Die Amerikaner wählen ihren Präsidenten alle vier Jahre mit großem Trara. Aber gleichzeitig rufen sie ihm immer wieder in Erinnerung, dass er ein Mensch ist und dass Menschen fehlbar sind. Ich habe gelernt, dass eine Regierung umso achtenswerter ist, je weniger sie sich glorifiziert. Unser neuer Zar sollte sich daran ein Beispiel nehmen.«
    Sie nickte. War das eine Botschaft?
    »Liegt Ihnen Ihr Freund, der in Schwierigkeiten steckt, sehr am Herzen?«, fragte der Priester.
    Diese Frage weckte ihre ganze Aufmerksamkeit, und sie antwortete ehrlich: »Ja. Er ist ein guter Mensch.«
    »Sie lieben ihn?«
    »Wir kennen uns erst seit kurzem.«
    Der Priester zeigte auf ihre Schultertasche. »Sind Sie unterwegs? Auf der Flucht?«
    Ihr war klar, dass dieser Geistliche nichts verstand und nicht verstehen konnte. Lord hatte ihr aufgetragen, sich erst jemandem anzuvertrauen, wenn er bis achtzehn Uhr nicht aufgetaucht war, und sie war fest entschlossen, seine Anweisung zu befolgen. »Ich kann nirgendwohin fliehen, Vater. Meine Probleme sind hier.«
    »Leider verstehe ich Ihre Lage nicht. Und in der Schrift steht, dass die Blinden nicht die Blinden führen sollen, sonst landen beide im Graben.«
    Akilina lächelte. »Ich verstehe es auch nicht richtig. Aber ich muss eine Verpflichtung erfüllen. Und die quält mich in diesem Moment.«
    »Sie hat mit diesem Mann zu tun, den Sie vielleicht – oder vielleicht nicht – lieben?«
    Nicken.
    »Möchten Sie, dass wir für ihn beten?«
    Das konnte gewiss nichts schaden. »Ja, das ist vielleicht eine Hilfe, Vater. Und können Sie mir danach den Weg zum Zoo beschreiben?«
    38
    Lord öffnete die Augen und erwartete, einen weiteren Stromstoß zu erhalten oder einen Streifen Isolierband über die Nase gedrückt zu bekommen. Er wusste nicht, was schlimmer war. Doch dann merkte er, dass er nicht mehr auf den Stuhl gefesselt war. Er lag lang ausgestreckt auf dem Parkett und seine aufgeschnittenen Fesseln baumelten von Beinen und Armlehnen des Stuhls herunter. Keiner seiner Folterer war anwesend, das Büro nur von drei Lampen und dem bleichen Sonnenlicht erhellt, das durch halb durchlässige Vorhänge von den raumhohen Fenstern hereinfiel.
    Als die Stromstöße völlig ungehindert durch seinen Körper schossen, war der Schmerz immer unerträglicher geworden. Oleg hatte sich ein Vergnügen daraus gemacht, die Kontakte zu verschieben, von der Stirn zur Brust und schließlich in den Schritt, sodass seine Leiste jetzt von Hängelids Schlägen und den Stromstößen schmerzte, die durch seine Genitalien geschossen waren. Es war, als hätte man kaltes Wasser auf einen schmerzenden Zahn gegossen, ein so intensiver Schmerz, dass er fast das Bewusstsein verlor. Doch er versuchte durchzuhalten, wach und aufmerksam zu bleiben. Er durfte nicht in einen halb bewussten Zustand gleiten, in dem er vielleicht etwas über Akilina preisgeben würde. Über die Wichtigkeit irgendeines legendären Erben der Romanows ließ sich streiten. Über Akilinas Bedeutung dagegen nicht.
    Er versuchte mühsam, sich aufzurichten, doch seine rechte Wade war taub, und er konnte kaum stehen. Die Ziffern auf seiner Uhr schienen verschwommen zu flackern. Schließlich konnte er siebzehn Uhr fünfzehn erkennen. In spätestens fünfundvierzig Minuten musste er sich mit Akilina treffen.
    Er hoffte, dass man sie nicht gefunden hatte. Aus der Tatsache, dass er noch lebte, konnte er vielleicht schließen, dass seine Folterer in diesem Punkt gescheitert waren. Als sie um fünfzehn Uhr dreißig im Konsulat angerufen hatte und nicht mit ihm sprechen konnte, war sie gewiss seinen Anweisungen gefolgt.
    Wie dumm er gewesen war, Filip Witenka in der Annahme zu vertrauen, dass die Tausende von Meilen zwischen ihm und

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