Die Romanow-Prophezeiung
Moskau ein ausreichender Sicherheitsabstand seien. Offensichtlich hatten die Personen, die sich für ihn interessierten, ausreichend gute Beziehungen, um einen Zugriff über internationale Grenzen hinweg durchzusetzen, was bedeutete, dass die Regierungsmaschinerie auf hoher oder höchster Ebene involviert war. Lord beschloss, diesen Fehler kein zweites Mal zu begehen. Von jetzt an würde er nichts und niemandem mehr vertrauen. Außer Akilina und Taylor Hayes. Auch sein Chef hatte Beziehungen. Vielleicht waren diese gut genug, um das, was derzeit geschah, zu unterbinden.
Aber eins nach dem anderen. Erst einmal musste er hier rauskommen.
Oleg und Hängelid waren bestimmt in der Nähe, vermutlich unmittelbar vor der Tür. Er versuchte, sich in Erinnerung zu rufen, was geschehen war, bevor er das Bewusstsein verlor, doch er konnte sich nur an immer stärkere Stromstöße erinnern, die durch seinen Körper schossen, so stark, dass sein Herz geflattert hatte. Er hatte direkt in Olegs schwarze Augen gestarrt und darin Freude gesehen. Das Letzte, woran er sich vor seiner Ohnmacht erinnern konnte, war, dass Hängelid den Inspektor beiseite geschoben und gesagt hatte, jetzt sei er einmal an der Reihe.
Lord versuchte ein weiteres Mal, sich aufzurichten, doch augenblicklich wurde er von einem Schwindel erfasst.
Die Bürotür flog auf. Hängelid und Oleg kamen hereingeschlendert.
»Gut, Mr. Lord. Sie sind wach«, sagte Oleg auf Russisch.
Die beiden Russen rissen ihn vom Boden hoch. Sofort drehte sich der Raum im Kreis, und ihm wurde speiübel. Er verdrehte die Augen und glaubte schon, gleich wieder ohnmächtig zu werden, als ein kalter Schwall Wasser ihm plötzlich ins Gesicht klatschte. Es kam so überraschend wie ein Stromstoß, doch während der Strom ihn versengt hatte, wirkte das Wasser beruhigend, und der Schwindel legte sich allmählich.
Er fasste die beiden Männer ins Auge.
Hängelid hielt ihn von hinten aufrecht. Oleg stand vor ihm, einen leeren Eimer in der Hand.
»Immer noch durstig?«, fragte der Inspektor sarkastisch.
»Fick dich ins Knie«, brachte er heraus.
Oleg verpasste ihm mit dem Handrücken einen kräftigen Schlag auf die Kinnlade. Der Schmerz belebte ihn. Er schmeckte Blut im Mundwinkel und wollte sich befreien, um auf das Dreckschwein loszugehen.
»Unglücklicherweise«, bemerkte Oleg, »möchte der Konsul nicht, dass hier vor Ort ein Mord geschieht. Daher haben wir eine kleine Reise für Sie arrangiert. Wie ich hörte, gibt es hier ganz in der Nähe eine Wüste. Der perfekte Ort, um eine Leiche zu begraben. Ich komme aus einem kalten Land. Ein wenig warme, trockene Luft wäre zur Abwechslung ganz hübsch.« Oleg trat dicht an Lord heran. »Auf der Rückseite des Konsulats wartet ein Wagen auf uns. Sie werden keinen Laut von sich geben. Es ist keiner da, der Ihre Hilferufe hören könnte, und falls Sie draußen auch nur einen Muckser machen, schneide ich Ihnen die Kehle durch. Ich persönlich würde Sie lieber hier umbringen. Jetzt an Ort und Stelle. Aber Befehl ist Befehl, da geben Sie mir doch Recht?«
Plötzlich hatte Oleg ein langes, gebogenes Messer in der Hand, dessen Klinge deutlich anzusehen war, dass sie vor kurzem geschliffen worden war. Der Polizist reichte das Messer an Hängelid weiter, der Lord die flache Seite der Klinge an die Kehle drückte.
»Ich schlage vor, dass Sie langsam und ruhig losgehen«, sagte Oleg.
Diese Ermahnung berührte Lord nicht sonderlich. Er war nach der Folter noch immer benommen und besaß kaum genug Kraft, sich auf den Beinen zu halten. Doch er versuchte, Kraft zu sammeln, um sofort reagieren zu können, wenn sich irgendeine Chance bot.
Hängelid schob ihn aus dem Büro in eine Abteilung für Schreibkräfte, in der sich jetzt niemand mehr aufhielt. Sie gingen die Treppe hinunter und an einer Reihe von Büroräumen vorbei, die alle leer und dunkel dalagen. Die flüchtigen Blicke, die er durch die Fenster werfen konnte, zeigten ihm, dass der Tag schon in die Nacht überging.
Oleg ging voran und blieb vor einer schönen, hölzernen Kassettentür stehen, die er entriegelte und dann aufstieß. Dahinter hörte man das Brummen eines laufenden Automotors, und Lord blickte auf die geöffnete Hintertür eines schwarzen Sedan, dessen Auspuffgas in einer grauen Wolke aufstieg und über das Wagendach davonstob. Der Inspektor gab Hängelid ein Zeichen, den Gefangenen zum Auto zu führen.
»Stoi« , ertönte eine Stimme von hinten. Halt.
Lord sah, dass Oleg sich
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