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Die Romanow-Prophezeiung

Die Romanow-Prophezeiung

Titel: Die Romanow-Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: berry
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jetzt wissen, wonach Sie suchen müssen.«
    »Das ist genau das Problem, Professor. Ich weiß mittlerweile gar nicht mehr, wonach ich suchen soll.«
    Den Akademiker schien das nicht zu beunruhigen. »Machen Sie sich mal keine Sorgen. Ich habe das Gefühl, Sie schaffen das schon.«
    13
    St. Petersburg
    Donnerstag, 14. Oktober
    12.30 Uhr
     
    Lord betrat das Archiv im vierten Stock eines postrevolutionären Gebäudes am Newski Prospekt, einer der vielen geschäftigen Hauptstraßen. Er hatte zwei Plätze in einer Aeroflot-Maschine bekommen, die Moskau um neun Uhr morgens verließ. Obwohl der Flug problemlos verlaufen war, hatte er Lord einige Nerven gekostet, denn die Budgetkürzungen und der Mangel an ausgebildetem Personal forderten auch bei der nationalen Fluglinie ihren Tribut. Doch es hätte zu viel Zeit gekostet, die insgesamt 1300 Kilometer mit dem Zug zurückzulegen.
    Ilja Zenow hatte wie versprochen um sieben Uhr im Foyer des Wolchow auf ihn gewartet, bereit, ihn einen weiteren Tag lang zu begleiten. Der Russe war überrascht, als Lord den Flughafen als Ziel genannt hatte, und er wollte Taylor Hayes anrufen, um entsprechende Instruktionen zu erbitten. Lord erklärte ihm, dass Hayes nicht in der Stadt sei und keine Telefonnummer hinterlassen habe. Dummerweise war der Rückflug am Nachmittag bereits ausgebucht, und so hatte er sich zwei Fahrkarten für den Nachtzug von St. Petersburg zurück nach Moskau reservieren lassen.
    Wo Moskau mit seinen schmutzigen Straßen und langweiligen Bauwerken ein realistisches Bild der gesellschaftlichen Wirklichkeit bot, war St. Petersburg eine Märchenstadt aus prächtigen Palästen, Kathedralen und Kanälen. Während das übrige Land im ewig gleichen, eintönigen Grau schlummerte, erfreuten hier rosafarbener Granit und gelbe und grüne Stuckfassaden das Auge.
    Lord musste an die Worte denken, mit denen der russische Schriftsteller Nikolai Gogol die Stadt beschrieben hatte: Alles in ihr verströmte Falschheit. Damals wie heute schien die Stadt, deren bedeutendste Bauwerke von großen italienischen Architekten entworfen worden waren und die sich in ihrem Grundriss an westeuropäischen Vorbildern orientierte, ganz mit sich selbst beschäftigt zu sein. Bis zur kommunistischen Machtübernahme im Jahr 1917 war sie Hauptstadt gewesen, und nun dachte man also tatsächlich ernsthaft darüber nach, sie nach der Krönung des neuen Zaren wieder in diesen Status zu erheben.
    Für einen Werktagsvormittag in einer Fünfmillionenstadt war der Verkehr vom südlich der Stadt gelegenen Flughafen ins Zentrum nicht sehr dicht gewesen. Zunächst hatte man mit Lords Kommissionsausweis nicht viel anfangen können, doch nachdem ein Anruf in Moskau seine Identität bestätigt hatte, war ihm freier Zugang zum gesamten Bestand des Archivs gewährt worden, einschließlich der als geheim eingestuften Papiere.
    Das Archiv von St. Petersburg war zwar nicht groß, enthielt aber eine reichhaltige Sammlung eigenhändiger Schreiben von Nikolaus, Alexandra und Lenin. Wie von Semjon Paschkow angekündigt, fanden sich auch die nach der Ermordung der Zarenfamilie aus Zarskoje Selo und Jekaterinburg hierher gebrachten Tagebücher und Briefe des Zaren und der Zarin.
    Aus all diesen Seiten kristallisierte sich ein eindeutiges Bild heraus: das Porträt zweier Liebender. Alexandra schrieb im Stil einer romantischen Dichterin, und ihre Äußerungen waren mit leidenschaftlichen Ausdrücken gespickt. Lord verbrachte zwei Stunden damit, mehrere Kisten ihrer Korrespondenz zu überfliegen – mehr in der Absicht, ein Gefühl dafür zu entwickeln, wie diese vielgesichtige und gefühlsbetonte Frau ihre Gedanken formulierte, als in der Hoffnung, etwas Konkretes zu finden.
    Es war schon mitten am Nachmittag, als er auf etliche Tagebücher von 1916 stieß. Die gebundenen Bände waren in einen muffigen Pappkarton gestopft worden, auf dem ein Schildchen mit den Buchstaben N & A klebte. Die Art, wie die Russen ihre Akten lagerten, verblüffte Lord immer wieder. Wie konnte etwas, das mit so viel Herzblut geschaffen worden war, derart lieblos aufbewahrt werden?
    Die Tagebücher waren in chronologischer Ordnung gestapelt, und die Aufschriften auf den Rücken der leinengebundenen Bände zeigten, dass die meisten von ihnen Geschenke von Alexandras Töchtern waren. Bei einigen war der Buchdeckel mit Hakenkreuzen verziert, was nur auf den ersten Blick befremdlich erschien; Lord wusste, dass die Swastika schon lange, bevor Hitler dieses

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