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Die Romanow-Prophezeiung

Die Romanow-Prophezeiung

Titel: Die Romanow-Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: berry
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Zeichen übernahm, als Symbol des Wohlergehens gegolten hatte, dessen sich Alexandra immer wieder gern bediente.
    Er blätterte mehrere Bände durch, ohne etwas anderes zu finden als die üblichen Ergüsse zweier sich liebender Gefährten. Dann stieß er auf zwei Stapel von Briefen. Aus seiner Aktenmappe holte er die Fotokopie von Alexandras Brief an Nikolaus vom 28. Oktober 1916. Ein Vergleich der Kopie mit den Originalen zeigte, dass die Handschrift sowie der mit Blumen und Blättern verschnörkelte Rand identisch waren.
    Wieso war dieser eine Brief in Moskau so gut versteckt worden?
    Vielleicht gehörte das ja zum Versuch der Sowjets, die Zeit des Zarismus aus der Geschichte zu tilgen. Oder es war einfach nur blanke Paranoia gewesen. Aber was machte einen einfachen Brief so wichtig, dass er in einem Beutel versiegelt und mit der ausdrücklichen Anweisung versehen worden war, ihn frühestens in fü nfundzwanzig Jahren zu öffnen? Eines war sicher: Semjon Paschkow hatte Recht. Er war eindeutig auf ein historisch bedeutsames Dokument gestoßen.
    Anschließend begann Lord damit, alles durchzusehen, was er über Lenin finden konnte. Es war schon fast vier Uhr, als er den Mann bemerkte. Er trug einen ausgebeulten, beigefarbenen Anzug, und irgendwie kam es Lord mehr als einmal so vor, als beobachte ihn der Fremde. Aber Zenow, der neben ihm saß und auf ihn aufpasste, war offensichtlich nichts aufgefallen, und so musste sein Verdacht wohl seiner Paranoia entsprungen sein. Beruhige dich, sagte er sich.
    Gegen fünf Uhr fand er endlich etwas, erneut in Lenins Handschrift. Jussupows Name hatte seine Aufmerksamkeit erregt. Er las das Schreiben und verglich es in Gedanken mit dem Schriftstück aus Moskau.
     
    Felix Jussupow lebt in der Rue Gutenberg unweit des Bois de Boulogne. Er verkehrt mit den zahlreichen russischen Aristokraten, die wie die Heuschrecken in Paris eingefallen sind. Diese Narren glauben, die Revolution werde scheitern und sie würden schon bald ihre Stellung und ihren Reichtum wiedererlangen. Wie ich gehört habe, hält eine bestimmte einstmals hoch geachtete Dame immer einen gepackten Koffer bereit in der Annahme, sie werde bald nach Hause reisen. Meine Agenten berichten, sie hätten Korrespondenz zwischen Jussupow und Kolja Maks gelesen. Mindestens drei Briefe. Das erscheint mir bedenklich. Erst jetzt wird mir klar, dass es ein Fehler war, den Sowjet des Ural mit der Ausführung der Exekutionen zu betrauen. Die neueren Berichte verheißen nichts Gutes. Wir haben bereits eine Frau unter Arrest, die sich als Anastasia ausgibt. Sie fiel uns wegen ihrer zahlreichen Briefe an König George V. auf, in denen sie ihn bat, ihr bei der Flucht zu helfen. Das Ural-Komitee berichtet, zwei der Zarentöchter würden in einem fernen Dorf versteckt. Es soll sich um Maria und Anastasia handeln. Ich habe Agenten hingeschickt, um die Angelegenheit zu überprüfen. Auch in Berlin ist eine Frau aufgetaucht, die steif und fest behauptet, Anastasia zu sein. Informanten zufolge weist sie tatsächlich eine verblüffende Ähnlichkeit mit der Zarentochter auf.
    Das alles ist äußerst beunruhigend. Hätte ich nicht ohnehin schon Bedenken bezüglich der Ereignisse in Jekaterinburg, täte ich diese Berichte als Unsinn ab. So aber muss ich befürchten, dass an all dem doch etwas dran sein könnte. Wir hätten Jussupow und die gesamte Bourgeoisie umbringen sollen. Dieser arrogante Sack führt etwas im Schilde. Er macht keinen Hehl daraus, dass er unsere Regierung hasst. Seine Frau hat Romanow-Blut in den Adern, und manche faseln schon von einer Restauration mit ihm als Zar. Närrische Träumereien närrischer Männer. Sie sollten endlich begreifen, dass sie ihr Vaterland für immer verloren haben.
     
    Lord las die Seite zu Ende, ohne weitere Hinweise auf Felix Jussupow zu finden. Zweifellos hatte Lenin befürchtet, dass Jurowski, der mit der Hinrichtung der Romanows in Jekaterinburg beauftragt worden war, einen falschen Bericht über die dortigen Ereignisse abgegeben hatte.
    Waren in jenem Keller elf Menschen ermordet worden – oder nur neun?
    Oder vielleicht acht?
    Wer konnte das schon mit Sicherheit sagen?
    Lord dachte an die angeblichen Angehörigen der Zarenfamilie, die bis 1920 aufgetaucht waren. Lenin bezog sich auf eine Frau aus Berlin. Sie wurde unter dem Namen Anna Anderson bekannt und galt als die Berühmteste von allen. Ihre Geschichte wurde in Filmen und Büchern breitgetreten, und sie stand bis zu ihrem Tod im Jahr 1984

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