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Die Romanow-Prophezeiung

Die Romanow-Prophezeiung

Titel: Die Romanow-Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: berry
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Verbindung setze. Bewusst hatte er keinen Ort genannt, aber Ilja Zenow angewiesen, Lord im Auge zu behalten und ihn über alles zu informieren.
    »Das war Zenow«, sagte er. »Lord hat den ganzen Tag in St. Petersburg in den Archiven gewühlt.«
    »Und das wussten Sie nicht?«, fragte Lenin.
    »Nein. Ich dachte, er arbeitet in Moskau. Zenow sagte, Lord habe ihn heute Morgen angewiesen, ihn zum Flughafen zu bringen. Sie fahren heute Nacht mit dem ›Roten Pfeil‹ zurück nach Moskau.«
    Man konnte sehen, wie Chruschtschow sich aufregte. Das kam selten vor, wie Hayes bisher festgestellt hatte. Von den fünfen blieb der Vertreter der Regierung sonst immer am ruhigsten, und nur selten erhob er die Stimme. Er hielt sich auch beim Wodka zurück und wirkte, als beobachte er die anderen; vielleicht glaubte er, ihnen gegenüber nüchtern im Vorteil zu sein.
    Stefan Baklanow hatte das Landgut verlassen. Schon am Vortag war er zu einem anderen Gut in der Nähe gefahren, wo er die Zeit bis zu seinem ersten Auftritt vor der Kommission in zwei Tagen in völliger Abgeschiedenheit verbringen konnte. Es war kurz nach neunzehn Uhr, und Hayes hätte eigentlich schon auf dem Rückweg nach Moskau sein sollen. Er war gerade im Aufbruch begriffen, als der Anruf aus St. Petersburg kam.
    »Zenow hat sich beim Essen abgesetzt und seine Auftraggeber angerufen, und die haben ihn hierher verwiesen«, erklärte Hayes. »Er sagte auch, Lord habe sich gestern im Moskauer Archiv mit einem Mann unterhalten. Semjon Paschkow heißt er. Und der Hotelportier berichtete Zenow heute Morgen, dass Lord gestern Abend in der Bar mit einem Mann getrunken hat, auf den dieselbe Beschreibung passt.«
    »Und wie lautet diese Beschreibung?«, fragte Chruschtschow.
    »Ende fünfzig, Anfang sechzig. Schlank, hellblaue Augen, Glatze, Bartschatten auf Gesicht und Hals.«
    Hayes bemerkte die Blicke, die Lenin und Chruschtschow einander zuwarfen. Er war schon die ganze Woche das Gefühl nicht losgeworden, dass ihm etwas verheimlicht wurde, und sein Unbehagen wuchs. »Wer ist das? Sie wissen ja offensichtlich, um wen es sich handelt.«
    Lenin seufzte. »Er ist ein Problem.«
    »Das habe ich auch schon gemerkt. Geht’s nicht etwas genauer?«
    Chruschtschow ergriff das Wort. »Haben Sie schon einmal von der Heiligen Schar gehört?«
    Hayes schüttelte den Kopf.
    »Im 19. Jahrhundert rief der Bruder von Zar Alexander II. eine Gruppe ins Leben, die unter diesem Namen bekannt wurde. Die Angst vor Attentaten war damals groß. Alexander hatte die Leibeigenschaft abgeschafft und sich damit bei einigen Leuten sehr unbeliebt gemacht. Diese Heilige Schar war ein Witz. Ein paar Adlige, die geschworen hatten, das Leben des Zaren zu verteidigen. In Wahrheit konnten sie sich kaum selbst verteidigen, und am Ende starb Alexander durch die Bombe eines Attentäters. Paschkow führt eine Gruppe von Leuten an, die alles andere als Amateure sind. Seine Heilige Schar geht, soweit wir wissen, auf die Zwanzigerjahre zurück und hat sich bis zum heutigen Tag gehalten.«
    »Diese Vereinigung wurde also nach der Ermordung Nikolaus II. und seiner Familie gegründet«, stellte Hayes fest. »Da gab es doch gar keinen Zaren mehr zu beschützen.«
    »Genau da liegt das Problem«, sagte Lenin. »Seit Jahrzehnten hält sich hartnäckig das Gerücht, Nachkommen von Nikolaus hätten das Massaker überlebt.«
    »So ein Quatsch«, erklärte Hayes. »Ich habe alles über diese Schwindler gelesen. Die sind doch alle nicht ganz richtig im Kopf.«
    »Schon möglich. Aber die Heilige Schar gibt es noch immer.«
    »Hat das etwas mit dem zu tun, was Lord in den Archiven gefunden hat?«
    »Es hat alles damit zu tun«, bestätigte Lenin. »Und jetzt, wo Paschkow mehrmals mit ihm in Kontakt getreten ist, müssen wir Lord so schnell wie möglich loswerden.«
    »Ein weiterer Anschlag?«
    »Auf jeden Fall. Und zwar noch heute Nacht.«
    Dagegen war aus Hayes’ Sicht nichts einzuwenden. »Aber wie soll ich noch vor Mitternacht die entsprechenden Leute nach St. Petersburg schaffen?«, fragte er nur.
    »Wir besorgen ein Flugzeug.«
    »Möchten Sie mir nicht erklären, wieso die Angelegenheit so dringlich ist?«
    »Die Einzelheiten sind nicht weiter wichtig«, erklärte Chruschtschow. »Es genügt wohl, wenn ich Ihnen sage, dass dieses Problem alles gefährden könnte, woran wir arbeiten. Dieser Lord ist offensichtlich ein Freigeist. Den bringt keiner unter Kontrolle. Wir dürfen deshalb kein Risiko mehr eingehen. Rufen Sie

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