Die Romantherapie: 253 Bücher für ein besseres Leben (German Edition)

Vergnügungen des 17. Jahrhunderts und dem verschwenderischen Leben am Hofe Charles II mit wahrer Leidenschaft. Für gewöhnlich trifft man ihn mit heruntergelassener Hose bei einem Stelldichein mit einer drallen Dirne oder ertappt ihn dabei, wie er laut prustend vor Lachen Rosinenpudding über den Banketttisch spuckt. Als Merivel eine der seltenen Audienzen beim König gewährt wird, vermasselt er es so gründlich, dass man schon befürchten muss, er hätte die eine Gelegenheit, aus seinem Leben etwas zu machen, endgültig verpasst. Doch er bekommt eine zweite Chance. Und eben in diesem Moment, gerade als ihm die ehrenvolle Stellung als Hofarzt der königlichen Hunde angetragen wird, bemerkt Merivel den Eifleck auf seiner Hose.
    Es macht aber nichts. Der König ist entzückt von Merivel, 102 von seinem Lebenshunger und seiner Fähigkeit, auf Kommando zu furzen, und überschüttet seinen nichtsnutzigen neuen Freund mit Gefälligkeiten. Es währt zwar nicht lange, aber die Botschaft bleibt: Die Neigung zu Essensflecken auf der Kleidung muss nicht immer von Nachteil sein. Sie müssen nur den richtigen Kontext wählen.
    ▶ Idiot; sich wie einer fühlen
    ▶ Versager; sich wie einer fühlen

Einsamkeit
    Einsamkeit und Sex und Mitleid
Helmut Krausser

Der goldene Kompass
Philip Pullman

Ich, Claudius, Kaiser und Gott
Robert Graves

Stadtgeschichten
Armistead Maupin
    Einsamkeit ist furchtbar. Wir sprechen jetzt nicht von selbstgewählten Silent Retreats im Kloster oder Gipfeleinsamkeit im Gebirge. Wir sprechen von den Momenten, in denen wir uns allein unvollständig, ungenügend und deplatziert fühlen. Freitagabend-Einsamkeit oder In-einem-Restaurant-voller-Paare-Dinieren-Einsamkeit. Zum Glück gibt es auch für diese schrecklichen Momente heilende Literatur (hinter der wir uns im Notfall im Restaurant mit unserer Einsamkeit verstecken können). Wir empfehlen, die Einsamkeit zunächst gründlich zu durchleiden. Hierfür eignet sich Einsamkeit und Sex und Mitleid – so etwas wie Helmut Kraussers Deutschland-Bestandsaufnahme nach der Jahrtausendwende: Es gibt sie noch, die Liebe, aber schütter ist sie geworden und dürr. An Weihnachten sitzt ein Callboy allein in einer Kneipe. Als diese schließt, legt er sich in die Badewanne und wird von einer Einbrecherin überrascht, die er freudig einlädt, sich dazuzulegen. Eine Frau trennt sich ohne Angabe von Gründen von ihrem Ehemann (»›Was wirfst du mir denn vor?‹ […] ›Aber ich werfe dir doch gar nichts vor‹«). Und ein frühpensionierter Lateinlehrer findet im unbefriedigenden Chipsangebot eines Supermarktes ein Ventil für seine Frustration. Krausser lotet mit seinen Figuren Spielarten der Einsamkeit aus und erlaubt Ihnen, sie alle zu durchleiden und dabei auszuschwitzen wie ein Grippevirus.
    Sollten Sie nach Ihrer Krausser-Kur Lust auf ein wenig Gesellschaft haben, aber keine Lust, ihre Kontaktliste durchzuscrollen, haben wir einen Strauß von Romanen, die so viral und gesellig sind, dass sich eine ganze Schar von Figuren um Sie versammeln wird – abrufbar heute und in alle Ewigkeit, wenn die Einsamkeit lauert: Einer der besten Impfstoffe gegen Einsamkeit ist Der goldene Kompass von Philip Pullman – und die beiden anderen Romane, die zusammen die His Dark Materials -Trilogie ergeben. Innerhalb der Trilogie hat Pullman viele verschiedene Welten erschaffen, und in einer davon – derjenigen, die noch am meisten unserer 105 eigenen ähnelt, haben sämtliche menschlichen Charaktere einen Dæmon , einen tierischen Begleiter, der ihnen auf der Schulter sitzt und ihnen Zeit ihres Lebens Gesellschaft leistet. Diese sind jedoch nicht einfach nur Begleiter, sondern repräsentieren die Seele des Menschen, den sie begleiten. Wenn ein Dæmon sich zu weit von seinem Menschen entfernt, fühlen sich beide, Mensch und Dæmon, körperlich eingeengt; und wenn der Dæmon irgendwie verletzt wird, fühlt der Mensch den Schmerz auch. Teils bester Freund, teils Partner, teils physische Manifestation der Seele: Ein Mensch mit einem Dæmon ist nie allein.
    Der Terror zieht in dieser fesselnden Geschichte ein, als die »Autorität« – die religiöse Organisation, die auf Cromwell-Art das Land beherrscht – beschließt, Kinder unter dem Vorwand, nur das Beste für ihre Seelen zu wollen, von ihren Dæmonen zu trennen. Lyra, ein lebendiges präpubertäres Mädchen, empfindet fürchterliche Qualen, als sie ihren Dæmon Pantalaimon, der meist in Gestalt eines Baummarders in