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Die Romantherapie: 253 Bücher für ein besseres Leben (German Edition)

Die Romantherapie: 253 Bücher für ein besseres Leben (German Edition)

Titel: Die Romantherapie: 253 Bücher für ein besseres Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ella Berthoud
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in der sie auf ihre Hämorrhoiden- OP wartet, entsorgt oder wie sie den Eiter 157 ihrer Pickel verspeist. Selten hat ein Autor konsequenter Tabus gebrochen und wenn, dann waren es keine hübschen jungen Frauen, sondern finstere Kerle wie de Sade, Houellebecq oder Ellis.
    Sie jedenfalls werden nach der Lektüre von Charlotte Roche immun sein gegen Scham. Sie werden fröhlich in die offene Sprechstunde Ihres Arztes laufen und der Sprechstundenhilfe fest in die Augen sehen, wenn Sie ihr mit lauter Stimme mitteilen, dass Ihre Rosette entsetzlich juckt.
    158 Leseleiden: Hang, mehr zu leben als zu lesen
    Therapie: Lesen, um intensiver zu leben
    Wenn Sie behaupten, dass das Leben Ihres Lebens Sie viel zu sehr beschäftigt, um noch Zeit zum Lesen zu finden, ist das schlicht und ergreifend eine faule Ausrede. Bücher machen einem das Angebot, innere Einkehr zu halten, zu reflektieren und das Leben zu analysieren, das auch gleich wieder weitergeht, wenn wir aus dem Buch aufgetaucht sind. Außerdem: Wie viel Leben schafft ein einzelner Mensch schon?
    Bücher bieten uns das Leben von Tausenden anderen Menschen – beim Lesen können wir indirekt deren Leben leben, sehen, was sie sehen, fühlen, was sie fühlen, riechen, was sie riechen. Man könnte sagen, ein Leben ohne Bücher ist ein eindimensionales Leben in engen Grenzen; mit Büchern aber können wir ewig leben. Ohne Bücher verliert man leicht die Richtung im Leben – und schrumpft zu etwas Kleinem, Durchschnittlichem und Stereotypem. Bücher vergrößern und entwickeln unsere Fähigkeit, empathisch und nicht vorurteilsbehaftet zu sein, Andersartigkeit zu akzeptieren und wertzuschätzen, den Mut zu haben, über uns selbst hinauszuwachsen und das Bestmögliche aus uns zu machen (siehe: sämtliche Lebenslagen und Leiden in diesem Buch). Und sie erinnern uns daran, dass es jenseits der Kleinteiligkeit jedes einzelnen Lebens noch eine größere, alle von uns in sich einschließende existenzielle Dimension gibt: das Rätsel des Lebendigseins und seiner Bedeutung. Man kann kein erfülltes Leben führen, ohne Zeit in dieser Dimension zu verbringen, und Bücher sind die Eintrittskarten dorthin. 159
    Leseleiden: Hang, mehr zu lesen als zu leben
    Therapie: Leben, um intensiver zu lesen
    »Das übliche Mittel für Leute, die nicht zur Genüge in die Welt hinausgehen, um einen Roman zu erleben, ist, einen zu schreiben«, schrieb Thomas Hardy über seine Autorenkollegen in Blaue Augen . Sollten Sie lieber lesen als leben, laufen Sie Gefahr, das ›wahre Ding‹ zu verpassen. Sollten Sie nach wie vor die Hoffnung hegen, die Bücher, die Sie lesen, zu verstehen und ihnen gerecht zu werden, dann müssen Sie auch eigene Erfahrungen machen. Wie können Sie den Schmerz von Anna Karenina verstehen, wenn Sie selbst nie etwas riskiert haben, nur um dann zu merken, wie Ihnen der Boden unter den Füßen weggezogen wird?
    Für die richtige Balance sollten Sie niemals mehr Zeit aufs Lesen verwenden als aufs Leben. Ziehen Sie hinaus und setzen Sie das, was Ihre Romane Sie gelehrt haben, in die Tat um. Besuchen Sie andere Leute, anstatt ihnen Briefe zu schreiben, so wie Harold in Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry ( ▶ Glauben; ihn verlieren ). Lesen Sie, um zu leben – und nicht umgekehrt.

160 Harmoniebedürfnis, übermäßiges
    Mein Name ist Ascher Lev
Chaim Potok
    Wir, die wir jeder Konfrontation aus dem Weg gehen, sind die geborenen Friedensstifter – oder, um es weniger nett auszudrücken: die geborenen Umfaller, die »Oh, lass es uns doch einfach so machen, wie du willst«-Sager. Schon beim geringsten Anzeichen einer Meinungsverschiedenheit lenken wir ein. Ja, das tun wir! (Okay, wenn Sie es sagen: Nein, tun wir nicht.) Denn wir haben große Angst davor, in eine Diskussion verwickelt zu werden, und wir werden alles tun, um dieser aus dem Weg zu gehen. Wir schlucken unsere Worte hinunter, überspielen unsere Wut mit einem Lächeln, machen uns klein und überlassen den anderen das Feld. Und am Ende stehen wir da, innerlich brodelnd, während der ungelöste Konflikt in uns eitert, bis er eines Tages mit voller Wucht aus uns herausbricht – oder aber er köchelt über viele Jahrzehnte vor sich hin und bereitet uns dabei wenn auch nicht greifbare, so doch sehr reale Schmerzen.
    Um jemals in der Lage zu sein mit Konflikten umzugehen – die garantiert früher oder später aufkommen werden –, ist es unerlässlich, seine Angst vor einer Konfrontation zu überwinden. Zu diesem

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