Die Romantherapie: 253 Bücher für ein besseres Leben (German Edition)
zufällig die Liebesbriefe von Major Crampas in Effis Nähkästchen. Am Ende hat Instetten Crampas im Duell getötet, Effi verstoßen, und diese ist mit 29 Jahren an gebrochenem Herzen gestorben.Das muss ja nicht sein. Junge Heiratswütige sollten sich mit dem Effi-Test auf die Probe stellen:
Kommt Ihnen das bekannt vor?
Sie sind auf Hochzeitsreise und ihr Partner zwingt Sie, mit schmerzenden Füßen in Galerien zu stehen?
□ JA □ NEIN
Sie gestehen eine Bildungslücke. Ihr Partner ist extrem überrascht, sagt Ihnen aber dann, es sei gut, dass Sie Bildungslücken haben.
□ JA □ NEIN
Ihr Partner bittet Sie, sich zusammenzureißen und ihn nicht zu blamieren, als Sie ihm Ihr Herz ausschütten.
□ JA □ NEIN
Nennt er Sie ein »entzückendes, liebes Geschöpf«?
□ JA □ NEIN
Hat er oder sie überwiegend JA angekreuzt? Dann sollte er oder sie die Beine in die Hand nehmen und Gott und der Moderne dafür danken, dass wir heutzutage nicht mehr gezwungen sind, die Katze im Sack zu heiraten. Wenn überwiegend NEIN angekreuzt wurde und die Heiratswut dennoch besteht, vielleicht, weil ihr das weiße Kleid oder ihm 174 sein Anzug so gut steht; wenn er oder sie unbedingt ein frühes Ende finden will, dann wird diese Lektüre ihn oder sie hoffentlich zumindest vor dem fatalen Fehler bewahren, die Liebesbriefe ihrer Geliebten im Nähkästchen zu verstecken.
▶ Der/Die Falsche; bei ihm/ihr landen
Heuschnupfen
Zwanzigtausend Meilen unter dem Meer
Jules Verne
Ein Heuschnupfen kann einem den ganzen Sommer ruinieren. Wenn es zu schlimm wird mit den juckenden Augen, der laufenden Nase, dem Druck auf der Brust und den Schwierigkeiten beim Luftholen, sehnt man sich danach, in einen kühlen, klaren Pool zu tauchen – wo einen die Pollen nicht erreichen können. Noch besser: Per Anhalter von einem Unterseeboot mitgenommen werden und dann auf dem Meeresgrund leben. Vielleicht fühlte sich Kapitän Nemo, der rätselhafte Seefahrer aus Vernes berühmtestem Roman, wegen eines Heuschnupfens zu seiner recht eigentüm 177 lichen unterseeischen Existenz hingezogen. Der misanthropische Kapitän schüttelte »das auf der Erde unerträgliche Joch« ab und siedelte sich in einem »See-Einhorn von kolossalen Dimensionen« an (das Marine-Beobachter zunächst für einen riesigen Narwal halten), wo er alles und jeden von den Meereslebewesen wegscheucht, die er studiert ( ▶ Menschenhass ). Sein Schiff, die Nautilus , fährt unglaublich schnell und vollbringt wissenschaftliche Wunder, die das an Land erreichte technologische Know-how weit übertreffen, schließlich ist Nemo nicht nur Forscher, sondern auch Erfinder. Er ernährt sich von eingemachten Seegurken und ist überzeugt, dass sogar Malaysier sie für unübertroffen erklären würden, gewinnt Zucker aus Nordseetang und macht Marmelade aus Seeanemonen. Was seinen Erfolg als Unterwasserdespot anbelangt, ist Nemo nicht bescheiden, hält er sich doch für die Seele des Meeres und akzeptiert niemanden über sich.
Wenn die lästigen Pollenpartikel mal wieder über Ihren Kopf herfallen wollen, schnappen Sie sich Jules Verne und entfliehen Sie in die Luftlosigkeit von Kapitän Nemos Unterwasserreich. Vielleicht bekommen Sie so den Anstoß, Ihre eigene Nautilus zu entwerfen oder sich mit einer auf den Rücken geschnallten Sauerstoffflasche in die Tiefsee aufzumachen – man weiß ja nie.
Hinschmeißen wollen, alles
Hasenherz
John Updike
Wenn Sie den Drang haben, alles hinzuschmeißen – Ihre Beziehung, Ihren Job, Ihr Leben –, möchten wir Sie bitten, damit so lange zu warten, bis Sie Hasenherz gelesen haben. Im Normalfall stellt sich dieser Drang immer dann ein, wenn es so aussieht, als ob wir uns auf einem sinkenden Schiff befänden – was sich besonders gern dann so anfühlt, wenn dieses Schiff vorher sehr hoch aus dem Wasser ragte. Für Harry »Rabbit« Angstrom (dessen Spitzname von einem nervösen Zucken unter seiner »kurzen Nase« herrührt) trifft das auf jeden Fall zu. Denn Rabbit war als Jugendlicher mal 178 ein Basketball-Star, ein Lokalheld, ja sogar eine nationale Berühmtheit, der heute, mit siebenundzwanzig, tagsüber die »Zauberschäler«-Küchenmaschine vorführt, verheiratet ist, einen Sohn hat – der zweite ist auf dem Weg – und die beste Zeit seines Lebens schon hinter sich. Zumindest empfindet er es so. Als er eines Tages von der Arbeit nach Hause kommt, gerät Rabbit in einen Haufen Kinder, die auf einer Brache Bälle werfen. Begeistert stellt er
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