Die Romantherapie: 253 Bücher für ein besseres Leben (German Edition)

Raum beansprucht. Um sich in diesen übereinanderliegenden Städten zurechtzufinden, müssen Sie die architektonischen Eigenheiten, die Kleidung und sogar den Gang und das Verhalten der Einwohner in Ihrer Stadt genau kennen und wissen, wie sie sich von denen der anderen Stadt unterscheiden. Wenn Sie nämlich die Grenze zwischen den beiden Städten überqueren, begehen Sie »Grenzbruch«, und wenn Sie Grenzbruch begehen, verschwinden Sie.
    Inspektor Tyador Borlú ermittelt im Mordfall einer Studentin namens Mahalia, der sich in der Stadt Besźel ereignet hat. Nachdenklich und intelligent, wie er ist, erkennt er schnell, dass dieser Mord gegen alle Regeln des Zusammenlebens in jeder der beiden Städte verstößt. Der Akademiker Bowden, der einst behauptete, es habe noch eine dritte, unsichtbare Stadt namens Orciny zwischen Besźel und Ul Quoma gegeben, wird hinzugezogen. Mahalia scheint auf eben diese dritte Stadt gestoßen zu sein und ihre eigenen Recherchen darüber betrieben zu haben, wobei sie als neugierige Akademikerin in eine gefährliche Unterwelt hinabgezogen wird.
    Die Genialität dieses fesselnden Romans – teils Detektivgeschichte, teils Thriller – liegt in der verstörenden Vertrautheit jenes unbewussten Zustands des »Nichtbeachtens«. Wie oft haben auch wir Menschen in unserer eigenen Stadt übersehen, weil es gefährlich sein könnte, mit ihnen in Kontakt zu kommen? Miévilles Geschichte wird sich so tief in Ihr Gehirn einbrennen, dass sich Ihr Blick auf Ihre eigene Stadt für immer verändern wird. Die Metropole, die Ihnen einst so vertraut erschien, wird eine völlig neue Dimension von 345 Raum, Wirklichkeit und Möglichkeit bekommen. Und Sie werden feststellen, dass Sie plötzlich eine Menge Menschen sehen, die Ihnen vorher irgendwie entgangen sind.

Sterben
    Metamorphosen
Ovid
    Wir können den Tod nicht ewig aufhalten, und wenn unsere Zeit gekommen ist, sollten wir bereit sein. Hier im Westen neigen wir dazu, den Tod aus unseren Gedanken und unserem täglichen Leben zu verdrängen. Vorbei sind die Zeiten des Memento mori, des ständigen Bewusstseins der eigenen Sterblichkeit. Und doch ist es wichtig, dieses Bewusstsein wachzuhalten – um sicherzustellen, dass wir das Leben voll und ganz auskosten. Die beste Vorbereitung auf das Sterben sind die richtigen literarischen Begleiter, so dass wir, wenn die Zeit gekommen ist, dem Tod – unserem eigenen oder dem anderer – nicht ohne passendes Rüstzeug entgegentreten. Ganz gleich, ob Sie selbst auf dem Totenbett liegen oder einer Ihrer Lieben, dessen Hand langsam aus der Ihren gleitet – ein paar tröstende und beruhigende Worte, die uns sanft ermutigen, das Unvermeidliche zu akzeptieren, sind von unschätzbarem Wert. Sie werden froh sein, dieses Werk heiteren Gleichmuts und glasklarer Schönheit bei sich zu haben – entweder um es leise für sich zu lesen oder, wenn es Ihnen möglich ist, laut vorzulesen oder vorgelesen zu bekommen.
    Ob wir an Gott glauben oder nicht: Uns allen wird der Gedanke der Verwandlung in einer solchen Zeit Trost spenden. Denn auch wenn wir glauben, dass der Tod das Ende ist, verändern wir in einem gewissen Sinne nur die Form. Lesen Sie Ovid. Er wird Ihnen helfen, sich als einen Teil des ewigen Kreislaufs des Lebens zu fühlen, denn sein Meisterwerk, die Metamorphosen , handelt davon, wie eins ins andere übergeht, ad finitum.
    Dieses Buch birgt das gesamte Leben, von den Schöpfungsmythen zu den Leben der Philosophen, von Chaos zu Eros, von der Ankunft der Götter zu den Prüfungen des Herkules 346 und Prometheus. Doch Ovids zentrales Thema ist die Liebe, die Kraft, die alles verwandelt. Um seine Begierde zu befriedigen, verwandelt Zeus sich in einen Schwan, einen Stier, in goldenen Regen. Seine Opfer werden zu Bäumen, Wassernymphen, Vögeln und wilden Tieren. Diana verwandelt Actaeon in einen Hirsch, weil er sie nackt gesehen hat. Narcissus wird vor lauter Selbstliebe zur Blume. Und Echo wird, nachdem sie vor Liebeskummer gestorben ist, ewig als immer wiederkehrender Hall existieren ( ▶ Liebeskummer , falls es noch nicht zu spät ist). Arachne wird in eine Spinne verwandelt, weil sie so gerne gewebt hat. Alles ist im Wandel begriffen, nichts bleibt, wie es ist, und jedes Lebewesen wechselt von einem Zustand in einen anderen – nicht sterbend, sondern werdend.
    Und so schlagen Ovids Verse uns in ihren Bann, denn er schreibt von Mythen und Legenden, Liebe und Verlust, er zeigt uns, wie wir in wilden Blumen leben, in