Die Romantherapie: 253 Bücher für ein besseres Leben (German Edition)
Olivenbäumen und Flüssen, und unsere Lebenskraft immer neue Formen annimmt, in niemals endenden Metamorphosen.
Studium, geschmissenes
Harzreise
Heinrich Heine
Tonnenschwer liegt Ihnen die Überdosis Essen III im Magen, die Prüfungsordnung gleicht dem Labyrinth des Minotaurus, das Semester zieht sich endlos, die Zukunftsaussichten sind düster und die Dozentin ist ständig abgehetzt? Dann wird es Zeit, das Studium zu schmeißen und mit Heinrich Heine auf Harzreise zu gehen. 348
Heine, der große Spötter, der Überwinder der Romantik und leidenschaftliche Dichter, war ein glückloser Student: 1819/20 hatte er in Bonn ein Jurastudium aufgenommen, wechselte aber bald nach Göttingen. Hier wurde er für ein Semester der Universität verwiesen, weil er eine verbotene Duellforderung ausgesprochen hatte, um eine antisemitische Beleidigung zu ahnden, später flog er wegen eines Bordellbesuchs aus seiner Studentenverbindung. Im September 1824 hatte er genug von Hörsälen und Bibliotheken und brach zu einer vierwöchigen Reise durch den Harz auf, während der seine berühmte Erzählung Harzreise entstand.
Heine bzw. sein Alter Ego ist endlos genervt von den bornierten Professoren und der spießigen Göttinger Gesellschaft, und es ist die reine Freude zu lesen (und zwar auch heute noch!), wie er seinen Ärger in höchst eleganten Spott verwandelt. Zum Beispiel: »Die Stadt Göttingen, berühmt durch ihre Würste und Universität […] ist schön, und gefällt einem am besten, wenn man sie mit dem Rücken ansieht.« Oder hier: »… nur die alten Professoren bleiben stehen in dieser allgemeinen Bewegung, unerschütterlich fest, gleich den Pyramiden Ägyptens – nur daß in diesen Universitätspyramiden keine Weisheit verborgen ist.«
Wer auch so schön schimpfen kann, der richte sich einen Blog ein und schimpfe sich selbst den Frust aus dem Leib. Alle anderen können mit unserer Harzreisen -Kur Dampf ablassen. Wer mag, kann mit Heine in der Hand die Reise nachwandern und rufen: »Lebet wohl, ihr glatten Säle, Glatte Herren! Glatte Frauen! Auf die Berge will ich steigen, Lachend auf Euch niederschauen«, er kann mit Heine die Natur betrachten und erleben, wie der Fluss Ilse die Knoten in den Gehirngängen wegschwemmt und wie beim Anblick des Brockens Zukunftsängste zerbröseln. Und nach vollendeter Reise? Kann man sein Studium wieder aufnehmen und es wie Heinrich Heine zum Abschluss bringen. Oder man entscheidet sich, seinem Traum zu folgen und Ameisenflüsterer zu werden, Liebesbotschaften mit Fallschirmen auf den Himmel zu schreiben oder was man sonst für eine verrückte Idee hat. Denn Heinrich Heine hat sich nach diversen 349 gescheiterten Versuchen, als Jurist zu arbeiten, entschieden, als Schriftsteller seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Und das war zu seiner Zeit eine ziemlich exotische Berufswahl.
▶ Glück, Suche nach dem
Superheld; einer sein wollen
Die unglaublichen Abenteuer von Kavalier und Clay
Michael Chabon
Dieses Buch wird Ihr Leben retten
A. M. Homes
Stopp – sagen Sie nichts. Sie stellen sich vor, wie Sie in blaurotem Elasthan aussehen würden. Sie fragen sich, über welche Superkräfte Sie verfügen würden. Ein klitzekleiner Teil von Ihnen glaubt immer noch an das Diadem, das Gewehrkugeln aufhalten kann, die telepathischen Fähigkeiten und die Tippgeschwindigkeit von Wonder Woman (160 Wörter pro Minute, falls Sie's genau wissen wollen). Sie haben die Möglichkeit, dass Sie vielleicht eines Tages etwas Ähnliches besitzen werden wie Batmans Batmobil – wenn nicht sogar genau dieses –, noch nicht ganz abgeschrieben. Und gelegentlich sehen Sie während Ihrer alltäglichsten Verrichtungen kleine Blasen über Ihrem Kopf, in denen »Wuusch!«, »Bäng!«, »Kawumm!« oder »Zzzing!« steht. Das ist in Ordnung so. Manche Kinder wachsen aus so was raus; Sie eben nicht.
In diesem Fall werden Sie Die unglaublichen Abenteuer von Kavalier und Clay , Michael Chabons epische Geschichte über die beiden Comic-Autoren Josef Kavalier und Sammy Clay, längst gelesen und ins Herz geschlossen haben. Auf der Welle des goldenen Comic-Zeitalters erschaffen diese beiden eine ganze Reihe von Superhelden, allen voran den Eskapisten, der 1939 »[a]ll denen, die sich schinden in den Fesseln der Tyrannei und, ähm, den … Zwängen der Unterdrückung […] Hoffnung auf Erlösung und die Verheißung der Freiheit« schenkt, im Krieg gegen Hitler mit Füller und Tinte kämpft. Joe und Sammy werden jedoch
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