Die Rose der Highlands
Rose als Kleinkind.
Jedenfalls lachte sie mich an, und da verlor ich den Mut, das Haus zu betreten.
Ich wollte, dass dieses Kind lebt, auch wenn es vom Teufel ist.«
In Lilis Kopf wirbelten die Gedanken nur so durcheinander. Zu
allererst war es die Tatsache, dass Isobel von diesem Kerl ein Kind erwartete,
die sie beschäftigte. Aber es war auch die beinahe zärtliche Art, mit der sie
von der kleinen Rose gesprochen hatte, und die klaren Worte, die sie für Lord
Fraser gefunden hatte. Sollte sie inzwischen begriffen haben, dass er die
treibende Kraft bei Roses Flucht aus Scatwell Castle gewesen war?
»Du bekommst alle Unterstützung, die du brauchst. Wir bekommen
dieses Kind schon groë, sagte Lili leise.
»Und es muss unser Geheimnis bleiben, Mom â¦Â«
Lili traten Tränen der Rührung in die Augen. Wie lange hatte Isobel
sie nicht mehr Mom genannt?
»Du willst es ihm nicht sagen?«
»Nur über meine Leiche. Der Kerl darf es nicht erfahren. Und auch
Rose nicht.«
»Aber wenn sie wieder Kontakt zu mir aufnehmen und dich so sehen,
dann werden sie doch â¦Â«
»Wir werden es abstreiten und unter vorgehaltener Hand behaupten, es
wäre ein Skandal, weil das Kind von einem verheirateten Mann sei. Und das ist
ja nicht einmal eine Lüge.«
Sie hielt inne und griff nach Lilis Hand. »Schau nicht so traurig.
So verzweifelt wie ich auch anfangs war, es ist ein Geschenk. Ich habe doch
niemals mehr damit gerechnet, Mutter zu werden.«
»Ist es in jener Nacht im Hotel geschehen?«
Isobel fixierte verlegen ihre Schuhspitzen.
»Vergiss es. Ich fange schon wieder an, Fragen zu stellen, die mir
nicht zustehen«, erklärte Lili entschuldigend.
Isobel hob den Blick. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen. »Ich habe
das vermisst. Mutter Glucke, die alles wissen möchte, um notfalls mit dem
Schwert loszuziehen, um die zu bestrafen, die ihren Töchtern etwas Böses
angetan haben.«
»Bin ich wirklich so schlimm?«
»Schlimmer!«
»Hat er dir etwa Gewalt angetan?«
»Nein, ich habe ihn verführt. WeiÃt du, es ist nicht schön, mit fast
dreiÃig noch unberührt zu sein. Ich wollte es wissen. Er hat sich sogar geziert
und wollte mir unbedingt ein eigenes Zimmer besorgen. Und ich erinnere mich
auch noch dunkel, wann er seine Meinung geändert hat. Es war ganz merkwürdig.
Es geschah unmittelbar, nachdem ich ihm gestanden hatte, dass mein Vater Niall
Munroy war und ich nicht deine Tochter bin. WeiÃt du, ich war so wütend auf
dich, weil ich glaubte, du wärst nur für deine Rose da â¦Â« Sie senkte beschämt
den Blick und strich gedankenverloren über ihr kleines Bäuchlein. »Aber seit
ich weiÃ, dass ich selbst ein Kind bekomme, sieht die Welt anders aus.«
Lili drückte ihre Hand, um Isobel zu bedeuten, wie sehr ihre Worte
sie berührten.
»Kannst du dir erklären, warum er mit dir ins Bett gegangen ist,
nachdem er erfahren hat, wer du wirklich bist?«
Isobel hob die Schultern. »Keine Ahnung.«
Lili war ebenso ratlos. Sollte es da einen Zusammenhang mit dem
Umstand geben, dass Rose in einem ihrer Briefe behauptet hatte, nicht mit ihrem
Mann das Bett zu teilen? Lili kämpfte mit sich, ob sie das laut sagen sollte,
aber sie entschied sich dagegen. Diese Offenheit wäre womöglich geeignet, die
neu gewonnene Nähe zwischen Isobel und ihr zu trüben.
»Lili? Sag mir einmal ehrlich, ist es immer so schrecklich, wenn man
mit einem Mann ins Bett geht oder wird es mit der Zeit besser?«
Lili errötete. Diese Frage konnte sie Isobel unmöglich beantworten,
ohne zu schwindeln.
»Ach, weiÃt du, am Anfang kann es schmerzhaft sein und dann macht es
natürlich keinen Spaë, versuchte sie sich herauszureden.
»Ich bin kein kleines Kind mehr. Ich muss es wissen, auch wenn ich
als ledige Mutter wohl niemals mehr in die Lage kommen werde, mit einem Mann
das Bett zu teilen.«
»Natürlich gibt es Unterschiede, ich meine, ich â¦Â«, stammelte Lili
verlegen.
»Mit Dad bist du nicht glücklich gewesen, aber mit Onkel Dusten,
oder?«
Lili räusperte sich ein paarmal, während sie nach den richtigen
Worten suchte.
»Du musst nichts sagen, Lili. Deine Augen sprechen für sich.«
Lili rang sich zu einem Lächeln durch.
»Ich habe Angst, Isobel«, sagte sie nach einer Weile des Schweigens,
in der sie beide ihren
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