Die Rose der Highlands
lügen
Sie?«
»Ich muss doch sehr bitten!«
»Meine Tochter hat mir geschrieben, dass sie hofft, ich würde sie
mit offenen Armen empfangen. Meine Kleine hätte nichts und niemand davon
abbringen können, persönlich vor meiner Tür zu stehen.«
»Sie ist nicht mehr Ihre Kleine, sondern meine Frau«, erwiderte Lord
Fraser eisig.
Lili hoffte, dass er nicht gemerkt hatte, wie sie zusammengezuckt
war. Sie wollte auf keinen Fall Schwäche zeigen.
»Gut, dann bestellen Sie Rose einen schönen Gruà und richten Sie ihr
von mir aus, dass ich sie niemals des Hauses verweisen würde, selbst dann
nicht, wenn sie auf den Unsinn da bestehen sollte.« Lili deutete auf das Stück
Papier, das er immer noch in der Hand hielt. »Bevor ich mir aber auch nur einen
weiteren ernsthaften Gedanken darüber mache, benötige ich eine persönliche
Nachricht von ihr. Sagen Sie ihr das! Ich will es aus ihrem Mund hören. Unter
vier Augen!«
»Ich werde es ihr ausrichten, aber versprechen kann ich nichts«,
erwiderte Lord Fraser, und mit Genugtuung stellte Lili fest, dass sein Kinn ein
wenig zitterte, weil er jeden Muskel seines Gesichts zum ZerreiÃen angespannt
hatte.
»Dann darf ich Sie jetzt bitten, mein Haus zu verlassen«, sagte
Lili. »Und wagen Sie nicht, noch einmal ohne meine Tochter herzukommen.«
Lord Fasers Augen wurden zu gefährlichen Schlitzen. »Im Gegensatz zu
Ihnen respektiere ich die Wünsche meiner Frau und behandele sie nicht wie ein
unmündiges Kind. Zwingen, Ihnen einen Besuch abzustatten, werde ich sie also
nicht, Mylady«, zischte er.
Lili spürte, wie sämtliche Stärke, die sie vor diesem Kerl
demonstrierte, in sich zusammmenfiel. Sie fühlte sich so schrecklich hilflos.
Trotzdem ging sie mit gestrafften Schultern zur Haustür und öffnete sie weit,
zum Zeichen, dass er endlich verschwinden solle. Wortlos drückte er sich an ihr
vorbei und trat nach drauÃen.
Lili ärgerte sich maÃlos darüber, dass der Kerl sie verunsicherte.
Und was, wenn Rose sich wirklich nicht hertraute, nach allem, was vorgefallen
war? Und von der Sache her war sie schlieÃlich im Recht. Das Geschäftshaus war
ihr von Lady Caitronia zur Hälfte vererbt worden. Ob die alte Frau wirklich
beabsichtigt hatte, damit Unfrieden zu schaffen? Wenn ja, dann war es ihr
gelungen.
»Ach, noch etwas«, sagte Lord Fraser, gerade als Lili die Tür hinter
ihm schlieÃen wollte. Er drehte sich grinsend um.
»Wie ich höre, steht Scatwell Castle zum Verkauf. Ich würde es
meiner Frau gern kaufen. Es wäre doch langfristig schön, wenn wir in Ihrer Nähe
wohnen würden. Vorausgesetzt, sie bekommt ihr Geld.«
»Wissen Sie was? Ich glaube, Sie sind krank im Kopf! Welcher
halbwegs normale Mensch baut denn ein Haus anderer Leute nach?«
Lord Fraser lachte hämisch.
»Ich wusste doch, dass Sie das waren, als einer meiner Handwerker mir
mitteilte, es seien wiederholt zwei Frauen um mein Haus geschlichen.«
»Und? Was hat Sie zu diesem Irrsinn bewogen?«
»Ich habe mich beim Architekten vergriffen. Mir wurde erst hinterher
zugetragen, dass dieser Mensch bekannt dafür ist, dass er in der Gegend
herumfährt, Hausfassaden abkupfert und sie seinen Kunden als eigenen Entwurf
verkauft. Was meinen Sie, was ich für einen Schrecken bekommen habe, als ich
das erste Mal vor Scatwell Castle stand?«
Lili starrte ihn verblüfft an. Diese Geschichte war so absurd, dass
sie nur wahr sein konnte. So etwas konnte man nicht erfinden. Lili schwankte
erneut in ihrer Einschätzung dieses Mannes. War er ein selten ausgekochter
Halunke oder nicht?
Lili rang sich zu einem Lächeln durch. Wenn er ein Betrüger war,
würde sie es gleich wissen â¦
»Ach, von dem Mann habe ich auch schon in der Zeitung gelesen. Ich
habe nur seinen Namen vergessen. Helfen Sie mir doch bitte. Wie hieà er noch
gleich?«
Lili sah Lord Keith direkt in die Augen, doch er hielt ihrem Blick
stand, ohne die Miene zu verziehen, während er sagte: »Da muss ich passen. Den
Namen habe ich erfolgreich verdrängt.«
Lili war verunsichert. Log er oder log er nicht?
»Ich werde mir das überlegen mit Scatwell Castle«, sagte sie nun. »Bestellen
Sie Rose, dass ich ihr das Anwesen natürlich gern zur Verfügung stellen würde,
und am liebsten unentgeltlich, aber dass alle meine Rinder ertrunken sind und
ich
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