Die Rose der Highlands
eigenen Gedanken nachgehangen hatten. »Lord Fraser führt
etwas im Schilde.«
»Warum war er ohne Rose da?«
Lili zuckte zusammen. Sie hatte sich schon die ganze Zeit gefragt,
ob sie Isobel von seinem Besuch berichten solle oder nicht.
»Du weiÃt davon?«
»Ja, ich habe ihn vom Garten aus beobachtet. Und ich habe gehört,
wie du ihm den Vorschlag gemacht hast, mir das verlorene Geld aus eigener
Tasche zu zahlen. Er stand leider mit dem Rücken zu mir. Ich hätte zu gern sein
dummes Gesicht gesehen.«
Lili lachte. »Er hat wirklich sehr dämlich aus der Wäsche geschaut.«
Isobel fiel in das Lachen ein, doch dann wurde sie sofort wieder
ernst.
»Du hast recht. Er ist gefährlich. Bevor er in seinen Wagen stieg,
habe ich seine Miene beobachten können. Ich weià jetzt, welches Gesicht der
Hass hat. Wo war Rose?«
Lili seufzte schwer. »Kann ich jetzt wirklich mit dir darüber reden,
ohne dass du nur Gehässigkeiten gegen sie von dir gibst?«
»Meinetwegen. Ich halte meinen Mund, auch wenn ich immer noch
furchtbar wütend auf sie bin. Aber nicht mehr, weil sie ein raffiniertes Biest
ist, sondern ein selten leichtgläubiges Schaf â¦Â«
»Isobel!«
»Ja, Mom? Das musste raus, und nun erzähl. Warum war sie nicht mit hier?«
»Er behauptet, sie traue sich nicht her. Er habe vorfühlen sollen,
wie die Stimmung sei.«
Isobel schnaubte verächtlich. »Das aus seinem Mund kann nur eine
Lüge sein. Rose hängt an dir. AuÃerdem weià sie, du würdest ihr alles
verzeihen, wenn sie nur lieb â¦Â«
»Bella!« Lili drohte ihr scherzhaft mit dem Finger, während ihr das
Herz aufgehen wollte bei der alten Nähe, die sie in diesem Augenblick endlich
zu Isobel empfand.
»Du würdest sie jedenfalls mit offenen Armen empfangen, und das weiÃ
die Prinzessin. Dass sie aus Feigheit nicht mitkommt, passt nicht zu unserer
Rose.«
»Die Sache hat einen Haken«, gab Lili zögernd zu. »Er behauptet,
Rose habe ihn beauftragt, für den Verkauf des Geschäftshauses zu sorgen und
ihren Anteil einzustreichen.«
»Wie sollen wir das denn jetzt verkaufen?«
»Das habe ich ihm auch gesagt, doch er verlangt, dass die âºSippeâ¹,
wie er die Bedürftigen nennt, schnellstens aus dem Haus verschwinden soll.«
»Hast du schon mit Liam gesprochen?«
»Nein, ich weigere mich zu glauben, dass Rose plötzlich ihr Geld
will.«
»Vielleicht hat er dich angelogen, und er ist selber scharf auf das
Geld.«
»Das habe ich natürlich sofort gedacht, aber er hat mir eine
Vollmacht von ihr gezeigt.«
»Na und? Die kann gefälscht sein. Und wie bist du mit ihm
verblieben?«
»Ich habe ihm angedroht, dass, wenn Rose nicht schnellsten auf ein
Vieraugengespräch vorbeikommt, ich bei ihm vor der Tür stehe.«
Isobel legte die Stirn in Falten.
»WeiÃt du, ich könnte Rose den Hintern versohlen für das, was sie mir
angetan hat. Aber das passt alles überhaupt nicht zu ihr. Typisch für sie wäre
gewesen, dass sie mit Tränen in den Augen und einem Blumenstrauà vor deiner Tür
gestanden und um Verzeihung gebeten hätte. Danach hätte sie sich in die Küche
gestürzt, als wenn nichts gewesen wäre, und Fiona und Bonnie mit lustigen
Geschichten von ihrer nächlichen Flucht aus Scatwell Castle unterhalten. Nein,
Lili, das stinkt zum Himmel.«
»Apropos Scatwell Castle . Er will es
kaufen, damit Rose in meiner Nähe wohnen kann.«
»Lili, weiÃt du noch, wie viele Tränen Rose in den Ferien nach dem
Umzug aus Little Scatwell vergossen hat? Niemals würde sie freiwillig in dem
Kasten wohnen wollen!«
»Da ist noch etwas, Isobel. Das Haus in Fortrose, das er sich hat
bauen lassen, ähnelt Scatwell Castle von der Fassade her wie ein Ei dem
anderen.«
Isobel wurde bleich.
»Wann fahren wir?«, fragte sie mit versteinerter Miene.
»Du meinst, wir beide â¦Â«
»Ich begleite dich und warte im Wagen. Und wenn er dich nicht mit
Rose sprechen lässt, dann komme ich dazu. Und wir holen beim nächsten Mal Liam
und Sibeal als Verstärkung.«
Ãberschwänglich riss Lili ihre Stieftochter in ihre Arme.
»Du hast mir so gefehlt, Und du glaubst gar nicht, wie glücklich ich
bin, dass du dir auch solche Sorgen um Rose machst«, flüsterte Lili ergriffen.
»Das ist reine Berechnung«,
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