Die Rose der Highlands
einen
zweiten armen Wurm gab, den die eigene Mutter womöglich erst ausgesetzt und
dann doch gerettet hatte. Aber wegen einer solchen Lüge all dieses Unglück?
Lili zitterte am ganzen Körper. Sollte sie versuchen, Keith oder wie
er auch immer hieÃ, die Augen für die Wahrheit zu öffnen oder sollte sie sich
darauf konzentrieren, das Leben ihrer Tochter zu retten?
Ein leises Stöhnen, das vom Bett zu ihr drang, gab ihr die Antwort.
Und sie wusste jetzt, dass sie keine Sekunde mehr vergeuden durfte, um dem
teuflischen Rächer zu entkommen.
53
I sobel hatte bereits über eine Stunde vor dem Muray-House
gewartet in der Hoffnung, dass Doktor Scott es endlich verlassen würde. Sie
wollte gerade resigniert aufgeben, als sie ihn mit gesenktem Kopf aus der Tür
treten sah.
Sie erschrak, denn sie hatte sich überhaupt nicht überlegt, wie sie
ihn zu einem Gepräch bewegen sollte. Doch da war er bereits auf ihrer Höhe.
Isobel musste sich etwas einfallen lassen. Da half nur eines: an sein
ärztliches Gewissen zu appellieren. Sie war keine gute Schauspielerin, aber ihr
kam zur Hilfe, dass ihr wirklich ein wenig schummrig zumute war. Also setzte
sie alles auf eine Karte. Sie stöhnte laut auf. So laut, dass sie die
Aufmerksamkeit des Arztes auf sich zog. Er wandte sich sofort zu ihr um.
»Ist Ihnen nicht gut?«
Statt ihm eine Antwort zu geben, fasste sie sich an den Bauch.
Doktor Scott trat besorgt auf sie zu. »Sind Sie schwanger?«
Isobel nickte und raunte: »Es ist schon wieder besser. Da war nur so
ein Ziehen, und mir war übel.«
Doktor Scott musterte sie prüfend. »Waren Sie nicht vorhin im Haus
und haben behauptet, Sie seien mit mir verabredet?«
Isobel wurde rot. »Ja ⦠weil ⦠mir war so komisch, als ich gerade
hier vorbeikam, und ich dachte, ich bräuchte einen Arzt.«
»Und woher wussten Sie meinen Namen?«
»Die Schwester sagte auf meine Bitte, ich wolle einen Arzt sprechen,
Doktor Scott mache gerade Visite auf der Privatstation. Und da â¦Â«
»Da haben Sie es mit allen Tricks versucht. Aber nun kommen Sie
schon mit. Sie haben zwar wieder Farbe bekommen, aber Sie legen sich erst
einmal in meinem Büro hin, und ich taste Ihren Bauch ab. Ich war in der
Ausbildung einige Zeit auf der Frauenstation tätig. Trotzdem rufe ich gleich in
der Klinik an, damit man Sie dort zur Beobachtung aufnimmt. Können Sie gehen
oder soll ich eine Trage holen lassen?«
»Nein, nein, es geht schon«, erwiderte Isobel hastig und lieà zu,
dass Doktor Scott sie unterhakte, um sie zu stützen. Er war einen halben Kopf
gröÃer als sie und besaà gut trainierte Muskeln, wie sie feststellte, als sein
Arm sie berührte.
Er riecht gut, dachte sie. Mit einem verstohlenen Seitenblick auf
sein rotes drahtiges Haar und sein markantes Profil, musste sie zugeben, dass
er äuÃerst anziehend auf sie wirkte. Sie schätzte ihn auf Mitte bis Ende
dreiÃig. Er ist bestimmt verheiratet, vermutete sie.
Seine tiefe Stimme riss sie aus ihren Gedanken. »Meinen Sie, Sie
schaffen es ohne meine Hilfe, wenn ich die Tür öffne?«
»Ja, ja, natürlich«, sagte sie verlegen. Wie konnte sie sich nur mit
seiner Ausstrahlung beschäftigen, statt ihm möglichst geschickt ihr Anliegen
vorzubringen?
Als sie nun nebeneinander den langen Flur entlanggingen, begegnete
ihnen die Krankenschwester von vorhin, die aufgeregt auf Isobel zeigte. »Das
ist die Dame, die sich vorhin hier einschleichen wollte!«
»Ich weiÃ, Schwester Maureen, aber das ist mein Fehler. Ich habe sie
von Ferne nicht erkannt. Wir waren tatsächlich verabredet. Mein Gedächtnis â¦Â«,
seufzte er und schob Isobel durch eine halb geöffnete Tür.
»Sie legen sich gleich hin und atmen ein paarmal ganz ruhig durch!«,
befahl Doktor Scott.
Isobel tat, was er verlangte. Erneut meldete sich ihr schlechtes
Gewissen mit aller Macht. War es nicht unfair, seine Hilfsbereitschaft so
schamlos auszunutzen?
»Wissen Sie, Herr Doktor, es war nur ein kleiner Schwächeanfall. Ich
glaube, also, mir geht es gut, es ist nur â¦Â«
»Dann werde ich zumindest Ihren Mann anrufen, damit er sie abholt.«
»Das, nun, das geht nicht, ich ⦠ich habe keinen Ehemann.«
»Oh, entschuldigen Sie, dass ich so taktlos war.«
»Keine Ursache. Das konnten Sie ja nicht wissen, aber ich vermute,
dass die ganze Sache mir
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