Die Rose der Highlands
ist er? Kenne ich ihn? Wie hast du ihn kennengelernt?«
»Mom wollte das Haus in Inverness verkaufen, und da hat sie sich an
Liam Brodie gewandt â¦Â«
»Liam Brodie? Aber der ist doch viel zu alt für dich und auÃerdem
seit Jahren unglücklich in Mom verliebt.«
»Du hast eine blühende Phantasie, mein Kind«, protestierte Lili
verlegen.
»Mister Brodie hatte einen Käufer, der Mom seine Aufwartung machte
und mit ihr über das Geschäft reden wollte. Aber ich war dagegen, dass sie das
Haus, ohne unsere Erlaubnis, an Fremde verkauft.«
Rose warf ihrer Mutter einen kritischen Blick zu.
»Warum wolltest du denn unser Geschäftshaus überhaupt verkaufen?
Davon höre ich heute auch zum ersten Mal.«
»Nicht alles durcheinander«, wiegelte Lili ab. »Nun lass doch erst
einmal deine Schwester erzählen.«
Rose lachte. »Das heiÃt, dieser arme Kerl bekommt jetzt statt
unseres schönen Hauses unsere schöne Isobel?«
»Ich weià gar nicht, was es da so blöd zu lachen gibt«, herrschte
Isobel Rose an.
»Isobel, nun ist aber genug! Es gibt keinen Grund, deine Schwester,
ich meine Rose, so anzufahren.«
»Danke, Mom.« Rose warf Lili einen dankbaren Blick zu. »Und, wie
sieht er aus, wie alt ist er. Leidest du unter Herzflimmern und butterweichen
Knien?«
»Er ist äuÃerst attraktiv, nicht wahr, Mom?«
»Er sieht zweifelsohne gut aus«, beeilte sich Lili zu sagen, bevor
sie unvermittelt auf den Tannenbaum deutete und fragte: »Ist der Weihnachtsbaum
nicht schön?«
Dieses offensichtliche Ablenkungsmanöver quittierten sowohl Rose als
auch Isobel mit gleichermaÃen verwunderten Blicken.
»Mom mag ihn nicht besonders. Deshalb will sie vom Thema Keith
ablenken«, bemerkte Isobel spitz.
»Stimmt das, Mom?«
»Das ist Blödsinn. Lord Fraser ist ein reizender Mann in den besten
Jahren. Was sollte ich gegen ihn haben?«
»Das wüsste ich auch gern. Er hat dir nichts getan und dennoch
bringst du ihm nichts als Misstrauen entgegen. Mom hat Sorge, dass er mich nur
wegen meines Geldes heiraten will. Dabei hat er selbst genug.«
»Isobel, das ist nicht wahr«, protestierte Lili schwach.
Rose aber bekam von der unterschwelligen Spannung zwischen ihrer
Mutter und Isobel kaum noch etwas mit. Sie war viel zu angetan von der
Neuigkeit. Ja, das war ganz nach ihrem Geschmack, eine wirklich spannende
Geschichte.
»Meine Schwester heiratet einen Lord. Das ist nicht zu fassen. Was
ist er denn? Ein Baron?«
Isobel nickte.
»Dann wirst du ja eine Baroness. Oh, wie ich dich beneide!«, rief
Rose voller Begeisterung aus. »Erzähl mehr von ihm. Ist er dunkelhaarig oder
blond?«
»Er ist vom Typ ganz ähnlich wie â¦Â« Isobel zögerte, denn sie wusste,
dass man Onkel Dusten in Roses Gegenwart nicht erwähnen durfte. Sie wurde jedes
Mal traurig.
»Nun sag schon, wem sieht er ähnlich?«
»Deinem Vater«, gab Isobel seufzend zu.
Sofort füllten sich Roses Augen mit Tränen. Trotzdem löcherte sie
ihre Stiefschwester weiter mit neugierigen Fragen.
»Und hat er auch ein Schloss?«
»Er hat sich ein schlossähnliches Anwesen bauen lassen, wie unser
UrgroÃvater es einst hier in Scatwell getan hat.«
»Das ist alles furchtbar aufregend. Findest du nicht auch, Mom?«
Lili nickte nur. Sie hatte dem Gespräch der beiden gar nicht mehr
zugehört. Sie war in Gedanken immer noch bei Isobels Vorwurf, sie hege
Misstrauen gegen Lord Fraser. Das Schlimmste daran war ja, dass ihre
Stieftochter recht hatte. So sehr sich Lili auch bemühte, ihr Herz lieà sich
nicht betrügen.
»Mom, du guckst so betroffen. Bist du traurig, dass wir gar nichts
zu dem schönen Tannenbaum gesagt haben? Er ist traumhaft!«, sagte Rose, während
sie die Hand ihrer Mutter nahm und liebevoll tätschelte.
»Ach, Kleines, ihr seid doch keine Kinder mehr, die beim Anblick des
Baumes in Begeisterungsschreie ausbrechen. Ich war mit meinen Gedanken
woanders.«
Rose blickte ihre Mutter mit ernster Miene an und fragte
unvermittelt: »Mom, warum wolltest du unser Haus in Inverness denn überhaupt verkaufen?«
Die Frage kam so überraschend, dass Lili in der Eile nichts
Passendes einfiel. Auf keinen Fall wollte sie Rose mit der Wahrheit belasten.
Lili warf Isobel einen mahnenden Blick zu, doch da war es bereits zu
spät. Isobel hatte das
Weitere Kostenlose Bücher