Die Rose der Highlands
der
Entscheidung deines Vaters gelitten hast, dich von der Schule zu nehmen. Denn
damals lernte ich ihn kennen, und er nahm mich mit â¦Â«
»Ja, und warum verteidigst du mich dann nicht gegen so viel
Niedertracht?«, brüllte Rose, deren Wangen rot vor Zorn waren.
»Weil es Isobels Geld ist und es mir nicht zusteht, Forderungen zu
stellen«, entgegnete Lili beschämt.
»Aber merkst du denn nicht, was sie im Schilde führt? Sie will mich
leiden sehen«, kreischte Rose verzweifelt.
Isobel trug einen betont hochmütigen Gesichtsausdruck zur Schau.
»Wenn ich deine überhebliche Miene nur sehe! Ich könnte dir mitten
ins Gesicht schlagen!«, schrie Rose.
»Jetzt werd mal nicht dramatisch«, spie Isobel in verächtlichem Ton
aus. »Ich denke einfach praktisch. St.â¯Georges ist ein Luxus, den wir uns nicht
mehr leisten können«, fügte sie süffisant hinzu.
»Ich hasse dich!«, schrie Rose, während ihr unaufhörlich Tränen
übers Gesicht rannen. Dann drehte sie sich auf dem Absatz um und rannte zur
Tür.
»Rose, bitte!«, rief ihr Lili nach, aber da war es bereits zu spät.
Lili wollte ihr folgen, doch Isobel hielt sie zurück.
»Nun renn ihr doch nicht noch hinterher. Sie kommt schon zurück,
wenn sie sich abgeregt hat, allein wegen der Geschenke.«
»Warum hast du das getan? Du weiÃt doch, wie wichtig St.â¯Georges für
sie ist.« Lili war den Tränen nahe. Sie wusste kaum, was sie denken sollte.
Irgendwo hatte Isobel zwar recht. Es war ihr Geld, aber warum lieà sie Rose
nicht die verdammte Schule zu Ende machen?
»Hat sich darüber damals bei mir jemand Gedanken gemacht?«, fragte
Isobel in scharfem Ton.
»Ja, und zwar nicht nur ich«, erwiderte Lili und konnte ihren Ãrger
kaum verbergen. Was glaubte Isobel eigentlich? Dass ihr Schicksal damals allen
gleichgültig gewesen war? Lili erinnerte sich noch genau daran, wie sie um die
Zukunft dieses Mädchens gebebt und gezittert hatte. Obwohl sie nicht ihre
Tochter gewesen war, sondern damals lediglich ihre Schülerin. Wie hatte sie
darum gekämpft, dass dieses verschüchterte Kind aus sich herauskam und auf der
Bühne den schottischen Schwertertanz zum Besten gab! Und nicht nur sie, sondern
auch die Tanzlehrerin.
»Mademoiselle Larange hat sich genauso für dich eingesetzt! Wir
wollten sogar mit deinem Vater sprechen, ihn anflehen, dich auf der St.â¯Georges
zu lassen, aber dann wurde alles anders â¦Â« Lili unterbrach sich. Sie sah sich
plötzlich im Besucherzimmer mit Niall stehen, fassungslos wegen seines
unerwarteten Heiratsantrags.
»Ich habe damals sehr darunter gelitten, dass ich die Schule verlassen
musste.« Isobels Miene war wie versteinert.
»Aber deshalb musst du es doch nicht an Rose auslassen! Warum soll
sie dasselbe Schicksal erleiden wie du? Bitte, bitte, wenn du das Schulgeld
weiter zahlst, verzichte ich auf alles andere. Ich brauche keinen Wagen, keine
neuen Kleider â¦Â«
»Glaube mir, es ist auch für Rose besser«, unterbrach Isobel sie
ungerührt. »Sie muss lernen, das Leben nicht nur von der Sonnenseite her zu
betrachten.«
Lili musterte Isobel zweifelnd. »Neidest du ihr vielleicht das
fröhliche Gemüt, das sie von ihrem Vater geerbt hast, während du â¦Â« Lili schlug
sich erschrocken die Hand vor den Mund.
»Sprich es ruhig aus, Lili. Du glaubst, ich wäre gern so unbekümmert
wie Onkel Dusten? Da täuscht du dich aber gewaltig. Ich bin sehr stolz, dass
ich nach meinem Vater geraten bin, der ein tiefgründiger Mensch gewesen ist und
nicht so oberflächlich.«
»Isobel. Schluss jetzt! Es tut mir leid. Ich habe mich zu einer
unbedachten ÃuÃerung hinreiÃen lassen. Verzeih mir. Ich habe das nicht so
gemeint!«
»Dann sind wir uns also einig, dass es für Rose besser ist, wenn sie
ihren Schulabschluss in Inverness macht.«
Lili wand sich. »Nein! Natürlich nicht! Können wir das beurteilen,
ob es für sie besser ist? Du hast doch gehört, wie sie das treffen würde. Warum
tust du das? Hat sie recht? Willst du, dass sie leidet?«
»Jetzt habe ich genug!«, brüllte Isobel und sprang ebenfalls vom
Tisch auf. »Nun fängst du auch noch an. Nur, weil deine kleine Prinzessin
schmollt. Du solltest lernen, ihr auch einmal einen Wunsch abzuschlagen.«
Lili spürte, wie ihr die Zornesröte
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