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Die Rose der Highlands

Die Rose der Highlands

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auf ihrem Platz gesessen
hatte, hatte Rose neben ihr so geweint, dass der Reverend seine Predigt ein
paarmal hatte unterbrechen müssen.
    Wie sehr ich dich vermisse, Dusten, dachte Lili, du könntest
vielleicht zwischen den beiden Mädchen schlichten. Und du würdest bestimmt auch
herausfinden, woher Lord Fraser stammt und ob er ein aufrichtiger Mann ist.
    Während Lili Rose fest an sich drückte, schweiften ihre Gedanken zu
Isobels Verlobten ab. Sie quälte sich mit der Frage, ob sie dem Anwalt
vielleicht lieber ausführlicher hätte offenbaren sollen, was für Vorbehalte sie
gegen Lord Fraser hatte, statt es bei kryptischen Andeutungen zu belassen. Ich
werde Liam vor der Hochzeit aufsuchen, entschied sie. Mit vereinten Kräften
werden wir womöglich etwas über die Herkunft des Lords herausbekommen.
    Lili stieß einen tiefen Seufzer aus, während sie ihre Begegnung mit
dem Anwalt noch einmal Revue passieren ließ. Sie mochte Liam Brodie wirklich
gern, und seine Annäherungsversuche waren keineswegs unangenehm. Trotzdem oder gerade
deshalb entschied sie, in Zukunft jeden weiteren Versuch seinerseits im Keim zu
ersticken. Sie war noch nicht so weit. Ach was, ich werde nie so weit sein,
fügte sie in Gedanken energisch hinzu. Außerdem ist er verheiratet, wie desolat
seine Ehe auch immer sein mag. Ich wäre doch zu dumm, wollte ich mich wirklich
auf so etwas einlassen.
    Â»Warum tut sie das?«, schluchzte Rose verzweifelt auf. »Warum?«
    Lili streichelte ihr sanft über das dichte blonde Haar.
    Â»Sie hat sicher gar nicht geahnt, wie wichtig dir das alles ist. Ich
glaube nicht, dass sie dir wehtun wollte«, sagte Lili leise, wobei sie sich
selbst nicht mehr sicher war, was sie glauben sollte. Vielleicht war Isobels
Eifersucht wirklich so maßlos, dass sie Rose absichtlich verletzen wollte. Die
Heftigkeit, mit der sie vorhin verbal um sich geschlagen hatte, ließ so etwas
beinahe vermuten. Insofern konnte Lili nur beten, dass die Ehe zwischen Isobel
und diesem Lord Fraser glücklich werden und ihre Ziehtochter milder stimmen
würde.
    Â»Sie hasst mich!«, stieß Rose verzweifelt hervor.
    Â»Nein, mein Kind, du übertreibst. Und sieh mal. Es hat doch unter
Umständen wirklich sein Gutes, wenn du in Inverness zur Schule gehst. Dann bist
du in meiner Nähe und …«
    Â»Aber ich will nicht die Schule wechseln. In Edinburgh sind meine
Freundinnen, und ich habe gute Noten. Ich bin die Klassenbeste. Meine Lehrerin
ermutigt mich ständig, dass ich das Zeug habe, eine gute Ärztin zu werden. Sie
erlaubt sogar, dass ich dort ab und an in die Vorlesungen gehe. Sie kennt einen
Arzt, der mich gelegentlich mitnimmt, wenn er Patientenbesuche macht …« Wieder
brach Rose in verzweifeltes Schluchzen aus.
    Â»Aber Liebling«, rief Lili betroffen aus. »Ich habe doch gar nicht
geahnt, dass du schon so klare Vorstellungen von der Zukunft hast. Du hast mir
noch niemals so deutlich gesagt, dass du Medizin studieren willst und dass
deine Lehrerin dich dermaßen fördert. Das ändert doch alles. Aber Liebes, warum
weiß ich nichts davon?« Lili war zutiefst bestürzt.
    Â»Mom, Du hattest im letzten Jahr doch ganz andere Sorgen als dir
anzuhören, wie es um meine Ziele steht. Ich will mich nun einmal nicht auf den
Highlandbällen herumreichen lassen und auf Brautschau gehen. Ich möchte etwas
Sinnvolles tun. Menschen helfen. Ich möchte unbedingt Ärztin werden und …«
    Lili drückte ihre Tochter erneut ganz fest an sich. »Aber das sind
doch wunderbare Pläne. Es ist die größte Erfüllung, einen sinnvollen Beruf zu
ergreifen. Das darfst du mir glauben. Ich dachte doch nur, du wollest unbedingt
auf der St. Georges bleiben, um ein Mädchen aus der besseren Gesellschaft zu
sein.«
    Rose befreite sich aus der Umarmung und blickte die Mutter aus ihren
verheulten großen braunen Augen zweifelnd an.
    Â»Um Gottes willen, der wahre Grund, dass ich mir endlich eine Feier
im Haus gewünscht habe, ist die Tatsache, dass seit Vaters Tod alles so
furchtbar trist ist. Ich vermisse euer Lachen. Ihr wart immer so fröhlich.«
    Â»Ach, meine Kleine, was meinst du, wie ich mich nach dem Klang
seiner Stimme sehne? Aber du glaubst gar nicht, wie stolz ich auf dich bin,
dass du so entschlossen bist, einen Beruf zu ergreifen. Für mich war das damals
auch unendlich wichtig!« Lili seufzte.

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