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Die Rose der Highlands

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Titel: Die Rose der Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
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verfeindeten
Clans im Laufe der Vergangenheit zugefügt hatten. Und sie sollten begreifen,
dass sie beide gleichermaßen Garanten dafür waren, dass zwischen den Munroys
und den Makenzies Frieden herrschte. Lili versprach sich davon, dass die beiden
dann endlich aufhörten, einander kleinlich zu bekämpfen, wenn sie erst
begriffen, dass das Schicksal sie zu Höherem bestimmt hatte.
    Lili wandte sich um und eilte mit diesem Gedanken im Herzen beinahe
beschwingt zurück in Richtung Scatwell Castle . Als
hinter ihr kurz vor der Brücke eine Autohupe ertönte, zuckte sie erschrocken
zusammen. Sie hatte den Wagen gar nicht kommen hören. Dabei war er nicht gerade
leise, doch sie war so berauscht von ihrem Plan, dass sie wahrscheinlich sogar
ein Gewitter überhört hätte.
    Das Auto kam zum Halten. Zu ihrer großen Überraschung stieg ihr
Anwalt Liam Brodie aus. Er war während all der schweren Jahren Dustens und ihr
juristischer Berater gewesen. Ihm hatte Niall damals das Schreiben von der
Front geschickt, dass er Isobel nach seinem Tod nicht in die Obhut seines Bruders
Craig und seiner Mutter Caitronia geben wolle, sondern in die von Lili.
    Liam Brodie hatte auch später noch so manchen Kampf gegen den Clan
der Munroys auf Scatwell Castle ausfechten müssen. Es war stets um Nialls Erbe
gegangen, doch Brodie hatte nie verloren. Er war ein guter Anwalt. Lili mochte
ihn sehr. Sie hätte ihn gern öfter einmal zu sich eingeladen. Dass sie privat
wenig Kontakt hatten, lag nicht an ihm, sondern an seiner kapriziösen und
eingebildeten Ehefrau, die auf die Munroys von Little Scatwell, auf Dusten und
Lili, stets herabgesehen hatte. Im Übrigen war sie eine Freundin von Lady
Ainsley, Lilis erklärter Feindin. Man munkelte, sie habe ihrem Ehemann
ordentlich die Hölle heißgemacht, weil er die in ihren Augen falschen Munroys
vertrat. Liam Brodie aber war trotz der aufreibenden Anfeindungen im eigenen
Haus nie wankelmütig geworden. Er hatte Lili und Dusten wie eine Löwenmutter
ihre Jungen verteidigt. So etwas schweißte zusammen. Ja, Lili hielt auf den
Anwalt große Stücke.
    Das alles ging ihr durch den Kopf, als Liam Brodie mit leuchtenden
Augen auf sie zutrat. Er schien sich ehrlich zu freuen.
    Â»Was machen Sie denn allein hier draußen in der Dunkelheit, Lili? Es
ist schon weit nach neunzehn Uhr!«, fragte er erstaunt. Wie nebenbei streichelte
er Jacky über den Kopf.
    Â»Dasselbe wollte ich Sie auch gerade fragen, Liam«, erwiderte Lili,
und sie fügte lächelnd hinzu: »Aber ich freue mich wie immer, Sie zu sehen.«
    Seine Miene verdüsterte sich.
    Â»Dass ich Sie treffe, ist mir eine große Freude, aber der Anlass
lässt zu wünschen übrig. Ich bin schlichtweg in der Gegend herumgefahren, weil
ich es zu Hause nicht mehr ausgehalten habe.«
    Â»Dann haben wir ein ähnliches Schicksal«, entgegnete sie prompt.
    Liam rang sich zu einem Lächeln durch.
    Â»Das glaube ich kaum. Sie sind wahrscheinlich geflüchtet, weil Sie
ungestört um Ihren Mann trauern wollten und ihn sehr vermissen. Dusten war ein
liebenswerter Mensch, während meine Frau nichts anderes im Sinn zu haben
scheint, als mir das Leben zur Hölle zu machen.«
    Lili blickte den sonst eher distanziert wirkenden Anwalt verblüfft
an.
    Â»Entschuldigen Sie bitte, dass ich mein Privatleben vor Ihnen
ausbreite«, bemerkte er zerknirscht. »Aber wenn ich nicht endlich Dampf
ablasse, platze ich. Und Sie gehören glücklicherweise nicht zu den
Klatschweibern von Inverness.«
    Lili lachte.
    Â»Keine Sorge. Ich schweige wie ein Grab, doch wenn es Sie beruhigt.
Geheimnis gegen Geheimnis: Bei uns gab es auch Streit. Meine Töchter lagen sich
in den Haaren und mir ist – und das beinahe unverzeihlich – bei Isobel die Hand
ausgerutscht. Die beiden jungen Damen werden wahrscheinlich auch behaupten, ich
hätte ihnen das Weihnachtsfest verdorben.«
    Der Anwalt nahm ihre Hand und sagte versonnen: »Sie werden Ihre
Gründe gehabt haben. Sie sind eine friedliebende Frau. Eilidh hingegen macht
das absichtlich. Sie möchte mich derart in Wut bringen, dass ich auf sie
losgehe.«
    Â»Ihre Frau möchte was?«
    Lili war doppelt verunsichert. Weil er immer noch ihre Hand hielt,
wobei ihr das ganz und gar nicht unangenehm war, und weil sie an seinen Worten
zweifelte. Welche Ehefrau wollte denn schon provozieren, dass ihr Mann

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