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Die Rose der Highlands

Die Rose der Highlands

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Darüber waren sie ins Gespräch gekommen, und Lili hatte
endlich eine Freundin in den Highlands gefunden.
    Auch Sibeal war einst Lehrerin gewesen. Sie hatte als Hauslehrerin
bei der Familie eines Barons gearbeitet und war von seinem Bruder Edward vom
Fleck weg geheiratet worden. Seitdem hieß sie Lady Sibeal, war aber das ganze Gegenteil
einer typischen Angehörigen des schottischen Hochadels. Sie liebte das Außergewöhnliche,
wenngleich sie an der Seite ihres Mannes stets bei traditionellen Festen
glänzte, als wäre sie in diese Kreise hineingeboren
    Und selbst diese wirklich gute Freundin hatte Lili seit Dustens Tod
nicht an sich herangelassen, obwohl Sibeal alles versucht hatte. Sie hatte
sogar ein paarmal versucht, Lili mit ihrem Wagen einen Überraschungsbesuch
abzustatten, doch Lili hatte sich stets verleugnen lassen. Sie hatte sich im
letzten Jahr für keine wünschenswerte Gesellschaft gehalten. Außerdem gehörte
Sibeal zu den wenigen Frauen, die sie sofort durchschauten. Sie hätte auf den
ersten Blick erkannt, dass Dustens Tod nicht der einzige Kummer war, der sie quälte.

3
    E in zaghaftes Klopfen schreckte Lili aus ihren Gedanken.
    Es war Isobel, die, wie immer ein wenig schüchtern, ins Zimmer trat.
Sie war inzwischen achtundzwanzig Jahre alt und hatte immer noch etwas sehr
Mädchenhaftes an sich. Sie war schlank, hatte dunkelrote Locken und ein
schmales Gesicht. Wenn man nicht wusste, dass sie auf die dreißig zuging, hätte
man sie glatt für zehn Jahre jünger gehalten. Ihre Gesichtszüge waren ein wenig
zu grob geraten. Sie hatte eine breite Nase, die in ihrem zarten Gesicht
besonders auffiel. Das wurde noch betont durch Unmengen von Sommersprossen, die
besonders auf ihrer Nase wie Sterne tanzten.
    Lili fand, dass Isobel gerade deshalb von besonderer Anmut war. Vor
allem besaß sie wunderschöne, samtig braune Augen. Sie waren denen von Rose
nicht unähnlich, obwohl der Ausdruck sich grundlegend unterschied. In Isobels
Blick lag stets eine gewisse Melancholie, während aus Roses Augen die pure
Lebensfreude strahlte. Und wenn Rose einmal traurig war, dann ließ sie auch diesen
Gefühlen freien Lauf. Dann musste man sie einfach in den Arm nehmen und trösten,
während Isobel vieles ganz mit sich selbst ausmachte. Sie war eine
Einzelgängerin.
    Lili hatte die Hoffnung aufgegeben, dass Isobel noch heiraten würde.
Sie schien nicht das geringste Interesse an den jungen Highlandern zu
entwickeln. Die sind so ungestüm und ungebildet, pflegte sie zu sagen, wenn sie
sich mit ihrer Mutter, was selten genug vorkam, über die männlichen Bewohner
der Highlands unterhielt. Offenbar beruhte das Desinteresse auf
Gegenseitigkeit, denn Isobels einstige Freundinnen hatten alle schon Ehemänner
und Kinder. Und nicht jede von ihnen war von solcher Schönheit wie Isobel.
Manchmal fragte Lili sich, wie es wohl wäre, wenn bekannt würde, dass Isobel
über ein nicht unbeträchtliches Vermögen verfügte? Isobel achtete nämlich
peinlich genau darauf, dass keiner davon Kenntnis erhielt. Ich will doch nicht
wegen meines Geldes geheiratet werden, sagte sie stets voller Empörung, wenn
Lili fand, sie müsse ja nicht ein derartiges Staatsgeheimnis daraus machen.
Natürlich sollte sie Lilis Meinung nach nicht damit protzen, aber dass sie
jedes Mal blass um die Nase wurde, wenn jemand auf Nialls Vermögen zu sprechen
kam, fand sie durchaus übertrieben.
    Wenn Lili ehrlich war, machte sie sich wegen Isobels Ehelosigkeit
allerdings keine allzu großen Sorgen. Die junge Frau machte nicht den Eindruck,
als litte sie darunter. Im Gegenteil, sie ging ganz in ihrem Beruf auf. Und für
Lili hatten die Umstände einen nicht zu unterschätzenden Vorteil: Mit Isobel
hatte sie stets angenehme Gesellschaft, denn es konnte manchmal sehr einsam
werden im entlegenen Tal von Strathconon.
    Bis vor Kurzem war Lili noch öfter in das Geschäftshaus der Firma
nach Inverness gefahren, doch auch an der Rinderzucht der Munroys war die
weltweite Wirtschaftskrise nicht spurlos vorübergegangen. Die Geschäfte gingen
so schlecht, dass es eigentlich nicht mehr gebraucht wurde. Die Angestellten
hatte sie bereits entlassen müssen, die Herde war auf einen minimalen Bestand geschrumpft,
und nun stand das prachtvolle Stadthaus der Familie Munroy so gut wie leer.
    Nach reiflicher Überlegung hatte sie das Haus über Liam Brodie,
einen

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