Die Rose der Highlands
beherbergen. Tief beeindruckt von der Größe betrachtete Sedgewick die vor ihm liegenden Pläne.
Der General würde für diese Leistung mit Ruhm überschüttet werden, während seine eigenen Bemühungen nicht einmal einer anerkennenden Bemerkung für würdig befunden worden waren, geschweige denn einer Belohnung. Er hatte Fort William in weniger als einem Jahr gebaut, und das mit lediglich einem Architekten und einer Handvoll kundiger Bauleute. In der Hauptsache war die Festungsanlage von unerfahrenen Soldaten errichtet worden. Und um das Maß seiner Missachtung voll zu machen, hatte die Armee Fort William jetzt Colonel Landers unterstellt.
Das vorübergehende Quartier des Generals war nicht verschwenderisch ausgestattet, aber auch nicht spartanisch. Der Raum hatte zwei große Fenster, von denen das eine auf den Fjord hinausging und das andere zur Landseite. An der Wand stand ein großes Bett, und auch das übrige Mobiliar sah nicht aus, als ließe es sich für den Transport von einem Außenposten zum nächsten zusammenklappen.
Auf dem Bücherschrank stand eine blaue Vase mit Heidekraut, und über einem Stuhl lag ein blau-grün kariertes Plaid.
Wie es schien, war General Westcott unter die Einheimischen gegangen.
»Man teilte mir mit, Euer Besuch sei dringlicher Natur, Major Sedgewick«, sagte der General, als er hereinkam.
Sedgewick fuhr herum und nahm Haltung an. Westcott war ein Mann fortgeschrittenen Alters und kräftiger Statur. Sein lediglich an den Schläfen ergrautes Haar trug er wie alle im Nacken zusammengebunden. Sein Gesicht war glatt rasiert, die haselnussbraunen Augen umstrahlten tiefe Falten bis zu den Schläfen.
Westcott setzte sich hinter seinen Schreibtisch und musterte seinen ungebetenen Gast stirnrunzelnd. »Bringt Euer Anliegen vor – und erklärt mir, weshalb Ihr es als notwendig ansaht, den Dienstweg außer Acht zu lassen.«
»Ich habe Grund zu der Annahme, dass Colonel Landers einen Verräter schützt, Sir.«
»Das ist eine ziemlich ernste Anschuldigung, Sedgewick.« Der General lehnte sich zurück, legte die Fingerspitzen aneinander und musterte den Major. Eisige Schauer überliefen Sedgewick.
»Das weiß ich, Sir«, sagte er schließlich, »aber ich bin der Meinung, dass Colonel Landers’ Handlungen nachgegangen werden sollte.«
Er beugte sich vor und legte Armstrongs Tagebuch auf den Tisch.
»Ich traf die Vorsorge, einen Mann meines Vertrauens beim Colonel zurückzulassen und ihn zu beauftragen, mir alles Verdächtige mitzuteilen, Sir.«
»Und was veranlasste Euch dazu, Major?«
»Colonel Landers bewies bereits am Tag seiner Ankunft eine Vorliebe für die Schotten, Sir«, antwortete Sedgewick steif. »Er unterband meine Bemühungen, einen Dudelsackpfeifer zu finden, der gegen das Entwaffnungsgesetz verstieß.«
Westcott horchte auf. »Fahren Sie fort.«
Sedgewick schob ihm das Tagebuch hin. »Ich denke, dass Lieutenant Armstrongs Notizen von Interesse für Euch sein werden, Sir.«
Der General bedeutete ihm weiterzusprechen.
»Wie mir berichtet wurde, treibt ein Mann sein Unwesen in den Highlands, der sich Rabe nennt. Er hat das Lager der Patrouille überrannt und Lebensmittel gestohlen, um sie an die Schotten zu verteilen, und in einer Weise gehandelt, die man nur als aufrührerisch bezeichnen kann. Colonel Landers hat keinen Versuch unternommen, den Mann zu finden.«
»Ist das dann alles?«, fragte Westcott in scharfem Ton.
»Nein, Sir. Er hat sich außerdem eine Schottin als Hure genommen und behandelt sie meiner Quelle entsprechend ausgesprochen gut.«
»Colonel Landers genießt die Gunst des Herzogs von Cumberland, Major. Ihr habt Euer Ziel nicht klug gewählt. Wusstet Ihr, dass Landers der Erbe eines Grafentitels ist?«
Sedgewick schüttelte den Kopf. »Nein, Sir. Das wusste ich nicht.«
»Ich empfehle Euch, in Zukunft ein wenig gründlicher nachzuforschen, ehe Ihr Anschuldigungen aussprecht, Major«, sagte Westcott in strengem Ton. »Ihr habt einen beispielhaften Leumund, und ich sähe es wirklich nicht gerne, wenn er durch Euren Neid befleckt würde.«
Der General erhob sich. »Da ich jedoch einiges an Euren Ausführungen beunruhigend finde, werden meine Männer und ich Euch nach Fort William begleiten – aber nur, um Eure Behauptungen zu überprüfen.«
Major Sedgewick nickte zufrieden. Genau das hatte er erreichen wollen.
Alec saß ab, untersuchte den linken Hinterhuf seines Pferdes und fluchte leise. Der Hengst war sein Liebling, obwohl er sich
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