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Die Rose der Highlands

Die Rose der Highlands

Titel: Die Rose der Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Ranney
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zuschulden kommen lassen, wie immer es auch bemessen wird, wer immer mich auch verurteilt – ich möchte, dass du weißt, dass es niemals in meiner Absicht lag, dir wehzutun, Leitis.«
    »Das Einzige, womit du mir wehgetan hast, ist, dass du Engländer bist«, erwiderte sie aufrichtig.
    »Das kann ich nicht einmal dir zuliebe ändern«, sagte er in leicht tadelndem Ton. »Glaubst du nicht, es wäre einfacher für mich gewesen, eine Frau zu lieben, die mich nicht als Feind ansah? Eine, die nicht halsstarrig und widersetzlich war?«
    »Eine, die ihre Zunge hütete?« Sie trat einen Schritt zurück und wandte sich dem See zu, hörte jedoch, dass er hinter sie trat. »Die dich nicht ins Gebet nahm?«
    »Die nicht weinte und niemals vor Bewegtheit verstummte«, ergänzte er leise.
    »Die dich nicht in der Höhle liebte«, sagte sie. Eine tugendsame Frau wäre vor
Scham
errötet, wenn sie das ausgesprochen hätte. Leichtfertig, wie sie war, glühten
ihre
Wangen in der Erinnerung an ihre
Hingabe
.
    Er nahm sie bei den Schultern und drehte sie zu sich herum.
    »Ich habe keine andere Wahl, als dich zu lieben«, sagte er ernst. »Du bist in meinem Herzen, seit ich ein Junge war, und ich kann dich nicht herausreißen.«
    Sie schüttelte seine Hände ab. »Ich halte dir zugute, dass du nicht der Schlächter bist, für den ich dich hielt, aber ich kann nicht vergessen, dass du Krieg gegen mein Land geführt hast. Erwartest du, dass ich das einfach vergebe?«
    »Deine Landsleute haben umgekehrt das Gleiche getan, Leitis«, gab er ihr zu bedenken. »Manche Dinge lassen sich nicht ungeschehen machen, so gerne wir das auch möchten. Ich habe die Schotten jahrelang dafür gehasst, dass sie meine Mutter töteten.«
    »Das waren doch Soldaten von General Wade«, erinnerte sie ihn.
    »Aber das wusste ich damals nicht. Ich erfuhr es erst von dir.«
    »Und trotzdem hast du die Männer in Inverness gerettet«, sagte sie langsam.
    »Die Männer wurden nackt und frierend gefangen gehalten und dem Hungertod preisgegeben. Ich hätte ein Unmensch sein müssen, wenn ihr Elend mich nicht berührt hätte. Außerdem muss man manchmal einfach aufhören zu hassen, Leitis.«
    Sie verschränkte die Hände, legte den Kopf in den Nacken und schaute ihm in die Augen. Das Sonnenlicht, das in die Ruine fiel, streichelte sein gutgeschnittenes, durch keine Maske verdecktes Gesicht.
    Ohne zu blinzeln, hielt er ihrem Blick stand. Er hatte sich ihr offenbart als der, der er war. Kein Ungeheuer und auch kein Rebell, sondern ein Mann voller Gegensätze und mit Schwächen, ein Mann, der sowohl ihren Respekt als auch ihre Liebe verdiente.
    Sie spürte aufsteigende Tränen in ihren Augen stechen, und seufzte. Ihre Herzschläge dröhnten, als hallten sie durch einen riesigen Saal. »Ich habe versucht, dich nicht zu lieben«, gestand sie ihm. »Ich sagte mir, dass es sicherer wäre. Eine Zeit lang glaubte ich sogar, es gelänge mir. Aber ich scheine dazu zu neigen, mir etwas vorzumachen.«
    Langsam, um ihr Gelegenheit zu geben, ihm auszuweichen, beugte er sich zu ihr hinunter und küsste sie, so zart und zögernd, wie er es damals als Junge getan hatte. Sie legte die Hand an seine Wange. Seinen Nachmittagsbart kratzen zu spüren sandte einen wohligen Schauer über ihren Rücken.
    Sie nahm die Hand weg und schaute auf die kreuzförmige Narbe. Wie schon einmal legte er seine Hand an ihre, und heute traf er sie mit dieser Geste mitten ins Herz.
    In diesem Moment erkannte sie, dass Liebe sich nicht darum scherte, ob sie gelegen kam oder angemessen war. Und sie gedieh an den ungewöhnlichsten Orten, wie ihre geliebten Glockenblumen, die stolz und mutig hoch oben in Felsspalten wuchsen oder tief unten, wo sie kaum jemals ein Sonnenstrahl fand.
    »Ich bin eine schlechte Schottin, dass ich mich einem Engländer so schnell ergebe«, sagte sie, »aber ich tue es. Ich liebe dich als Colonel und als Rabe, als Ian und als Alec.«
    »Vielleicht kannst du dich ja damit trösten, dass du mich überwältigt hast.«
    Sie rückte von ihm ab und lächelte zu ihm auf, sah ihn ernst werden.
    »Vor langer Zeit dachte ich, wenn ich lange genug in deine Augen schaute, könnte ich bis auf den Grund deiner Seele blicken.«
    »Und – kannst du?«, fragte sie, von seinen Worten bezaubert.
    »Ich kann dein Herz sehen«, antwortete er zärtlich. »Und deinen Mut. Den wirst du vielleicht schon sehr bald brauchen.«
    Bangigkeit beschlich sie.
    »Du musst jetzt gehen, Leitis«, drängte er sie

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