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Die Rose der Highlands

Die Rose der Highlands

Titel: Die Rose der Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Ranney
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hast noch kein Wort mit mir gesprochen, Leitis«, sagte Hamish hinter ihr. »Wirst du mir jemals vergeben?«
    Sie drehte sich zu ihm um. »Das kann ich dir nicht beantworten, Onkel«, erwiderte sie ruhig. »Vielleicht irgendwann.«
    »Dem Schlächter seine Untaten vergeben fiel dir offenbar leichter.«
    Nicht einmal jetzt verzichtete er auf seine Überheblichkeit. Sie musste lächeln. »Er war niemals unfreundlich zu mir.«
    »Ich hätte dich ihm nicht als Geisel überlassen dürfen, Nichte«, gab Hamish zu.
    Sie schwieg.
    »Ich hoffe, du strafst mich nicht bis zum Tage meines Todes dafür.« Er runzelte die Stirn, und sie fragte sich, ob er beabsichtigte, ihr ausgerechnet in diesem Moment Vorhaltungen zu machen. Ein Geräusch veranlasste sie, sich wieder der Bucht zuzuwenden. Das Boot war angelandet. Die beiden Seeleute sprangen heraus und halfen einem Dorfbewohner nach dem anderen hinein.
    Hamish war neben sie getreten. Sie schaute ihn prüfend an. »Bist du kräftig genug zum Rudern, Onkel?«
    Er nickte.
    Leitis deutete auf Ians Skiff, das nicht weit entfernt vertäut lag. »Mit zwei Booten geht es schneller.«
    »Meine Strafe ist also, dass du mir Sklavendienste aufbürdest«, murrte er.
    Sie lachte hellauf. »Du wirst dich nie ändern, Onkel«, sagte sie, und sie war sich dessen gewiss. »Ja – das ist deine Strafe.« Sie umarmte ihn, was ihr einen überraschten Blick einbrachte.
    Und dann überraschte er
sie
, indem er sie anlächelte. Sie konnte sich gar nicht erinnern, wann sie das zum letzten Mal erlebt hatte.
    »Ich denke, sie ist angemessen.« Er wandte sich Peter zu. »Komm – du fährst mit mir.«
    »Ein weiser Mann hilft sich selbst«, erwiderte sein Freund.
    »Willst du vielleicht schwimmen, du weiser, alter Narr?«
    Die beiden gingen zu Ians Boot und halfen Martha und ihrer Tochter hinein.
    Leitis würde sich bis an ihr Lebensende an diesen Auszug erinnern. Sie fing wehmütige Seufzer von denen auf, die Gilmuir nicht verlassen wollten, aber genau wussten, dass sie nicht bleiben konnten, und aufgeregte Fragen älterer Kinder, die sie an Fergus und James und Ian und sich selbst in diesem Alter erinnerten, als ihnen keine Gefahr Angst machte.
    Sie schaute zu dem Sommerhimmel hinauf und dachte darüber nach, wo sie wohl wären, wenn der Winter käme.
    Sie wollte mit Ian zusammen sein, wenn sich Eis an den Ästen der Bäume bildete und der Wind schneidend wehte. Sie wollte ein Feuer in einem behaglichen Cottage, wollte sehen, wie er von draußen hereinkäme und die Arme um sich schlüge, um sich zu wärmen, mit einem Lächeln für sie und von der Kälte gerötetem Gesicht. Er würde sich an der Tür die Schuhe abtreten und ihr erzählen, was er den ganzen Tag gemacht hatte. Sie würde ihm ein wohlschmeckendes Essen vorsetzen und ihm aufmerksam zuhören und ihm zeigen, wie weit sie mit dem Plaid vorangekommen war, das sie gerade webte, in einem neuen Muster, einer Abwandlung des MacRae-Tartans. Und wenn es Zeit wäre, zu Bett zu gehen, würden sie einander Heiterkeit und Leidenschaft und Zärtlichkeit schenken.
    Bitte, Gott, lass es geschehen.

[home]
    30
    A ls der letzte Dörfler in den Schacht hinuntergestiegen war, verschloss Ian den Zugang und begab sich mit schnellen Schritten zum Gemach des Grundherrn. Dort nahm er das begonnene Plaid vom Webstuhl ab, stopfte es unter seine Weste. Als er die Clanhalle betrat, hörte er jemanden niesen und zog sich sofort wieder zurück.
    »Ich habe ihn überall gesucht, Sir«, sagte eine nasale Stimme, »aber im Fort ist er auch nicht.«
    »Irgendwo
muss
er sein«, erwiderte Harrison. »Wir müssen diese
Treppe
finden.«
    Ian wartete einen Moment, um sicherzugehen, dass die beiden allein waren, und trat dann aus seinem Versteck.
    »Ich habe mir den Kopf zerbrochen, wie ich euch benachrichtigen könnte.« Er war so erleichtert, dass ihm die Knie zitterten. »Es wäre zu gefährlich für euch, hierzu bleiben, denn man wird mich bald nicht mehr nur als Verräter, sondern auch noch als Deserteur suchen.«
    »Ihr glaubt doch nicht etwa, dass wir Euch im Stich lassen würden, Sir?«, fragte Harrison, sein Adjutant.
    »Ihr seid mir stetstreu ergeben gewesen – mehr als jeder Mann erwarten könnte –, aber jetzt müsst ihr an euch selbst denken.«
    »Verzeiht mir die Frage, Sir – wohin geht Ihr?«, erkundigte Donald, sein Bursche, sich schniefend.
    »Das ist noch nicht entschieden. Auf jeden Fall weit weg von Schottland und England.«
    »Möchtet Ihr denn nicht,

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