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Die Rose der Highlands

Die Rose der Highlands

Titel: Die Rose der Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Ranney
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weißer Hengst stieg, und der Herzog lachte. »Tötet sie alle, Landers!«, schrie er, um den Tumult zu übertönen. »Lasst keinen am Leben.«
    Alec hörte sich protestieren, doch Cumberland ignorierte ihn und gab Befehl, eine armselige Hütte in Brand zu stecken.
    »Gütiger Gott im Himmel«, flüsterte Alec, und sein Gebet ließ das Gemetzel zum Stillstand kommen. Engländer und Schotten starrten ihn finster an, als verübelten sie ihm seine Frömmigkeit.
    »Es gibt keinen Gott an diesem Ort, Landers«, sagte der Herzog von Cumberland und kam an seine Seite geritten. Plötzlich schaute Alec nach oben, als sich ein strahlendes Licht über dem Schlachtfeld ausbreitete.
    »Es ist alles gut«, sagte der Engel zu seiner Verblüffung. Er hatte noch nie einen Engel in dieser Hölle gesehen. Es war ein weiblicher Engel. Eine Frau. Ein Lichtkranz umgab sie, ließ den Rest des Schlachtfeldes im Dunkel versinken und verbannte auch Cumberland dorthin.
    Ihre liebevolle Berührung befriedete seine Gedanken. Ihre sanfte Stimme beruhigte ihn, versprach ihm Sicherheit. Er wollte ihr danken für ihre Freundlichkeit, für das Mitgefühl, das sie ihm erwies, indem sie das Culloden Moor aus seinem Blickfeld verbannte. Aber als Engel war sie ja gehalten, Sündern Mitleid zu gewähren.
    Er bemerkte den ernsten Ausdruck auf ihrem Gesicht. Verkörperte sie vielleicht all die Gefangenen, die zum Tode verurteilt worden waren? War sie der Engel der Rechtschaffenheit, der Engel, der sich für die Schotten einsetzte?
    Ihr Schweigen verspottete ihn.
    Seine Finger glitten durch ihr Haar. Jede einzelne Locke schien nach seiner Hand zu züngeln. Sie war so warm, und er war so kalt. Sogar ihre Kopfhaut fühlte sich warm an. Er rückte näher und spürte, wie die Engel-Frau sich versteifte, als werde sie zu Marmor.
    Erinnerungen zogen an seinem inneren Auge vorbei, gemahnten ihn an die Untaten, begangen in der Hitze des Gefechts, als nur das Überleben zählte, eine Reihe von Verstößen gegen die Menschlichkeit, die ihr zu enthüllen er sich verpflichtet fühlte. Doch sie legte ihre warme Hand auf seine Stirn, um ihn zu beruhigen. Ihre Fingerspitzen waren schwielig, als habe sie schon unzählige Wohltaten getan.
    Er wollte Vergebung durch ihre heilige Berührung erlangen, Heilung des unsagbaren Grams, der sich anfühlte wie ein Messer, das in seine Seele schnitt.
    Sie neigte sich ihm entgegen. Sprachen Schutzgeister mit Stimmen so weich wie eine Sommerbrise? Dieser tat es. Eine himmlische Taktik, um seine Furcht angesichts der Gegenwart eines Engels zu lindern?
    Für den Fall, dass sie davonfliegen wollte, schlang Alec sanft die Arme um seine Wohltäterin. Sie besaß weibliche Rundungen, die sich seinem Körper vollendet anpassten. Ein Engel, nur für ihn erschaffen. Sein persönlicher Schutzengel.
    Sie stemmte die Hände gegen seine Brust und flatterte mit den Flügeln, doch er war viel stärker als sie. Er beugte sich zu ihr vor und küsste sie auf den Mund, behutsam, um sie nicht zu erschrecken. Sie presste die Lippen aufeinander, als sei sie erzürnt.
    Es war vielleicht unklug, einen Engel zu erzürnen.
    Er legte die Daumen unter ihr Kinn und hob es an, um seinen Kuss zu vertiefen. Ihr Mund fühlte sich überirdisch und doch irdisch an, warm und üppig, wie ein Kissen für den seinen. War sein Kuss ein Verstoß gegen den Himmel?
    Gleich würde sie verschwinden und ihm nur eine Erinnerung an einen Traum zurücklassen, so süß, dass er ihn aus dem Blutbad in die Fleischeslust geführt hatte. Er spürte sich anschwellen, als Verlangen den bitteren Nachgeschmack seines Alptraums vertrieb, und legte die Hand an ihre Wange, um zu verhindern, dass sie das Gesicht zur Seite drehte, jedoch ohne großen Druck, damit sie später nicht vor einem himmlischen Tribunal behaupten könnte, er habe ihr Gewalt angetan.
    Doch die Engel-Frau wehrte sich, schlug mit den Flügeln nach ihm, warf den Kopf hin und her. In seiner Verzweiflung legte er sich auf sie, damit sie bei ihm bliebe, küsste sie wieder, tauchte bis in die Tiefe ihres Mundes hinab, als sei sie eine Quelle und er ein Verdurstender. Nach einer Weile beruhigte sie sich, lag reglos unter ihm und ließ ihn gewähren.
    Als er irgendwann den Kopf hob, um Atem zu schöpfen, fragte sie scharf: »Werde ich das gleiche Schicksal erleiden wie Moira MacRae, Schlächter?«
    War es Engeln gestattet, mit Worten zu verletzen? In bitterem Ton mit vorwitzigen Sterblichen zu sprechen? Als er sie aufs Neue küssen

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