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Die Rose der Highlands

Die Rose der Highlands

Titel: Die Rose der Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Ranney
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Weise, die fröhliche und traurige Erinnerungen weckte.
    In diesem Moment kam er zur Vernunft. Die Musik war nicht das Werk seiner Einbildung, sondern das von Hamish, der seinem, Alecs, Erlass trotzte. Dieser halsstarrige Narr.
    Alec drehte sich um und kehrte zu seinem Quartier zurück. Leitis stand in der Tür. Ihre Miene drückte eher Verwirrung aus als Verachtung.
    Als er näher kam, wich sie rückwärts zur Seite aus, bis sie mit dem Rücken an die offene Tür stieß. Alec stützte die Hände zu beiden Seiten ihres Kopfes an die Füllung, legte die Daumen unter ihr Kinn, hob es an und studierte ihr Gesicht.
    Langsam zeichneten seine Fingerspitzen ihre erwachsenen Züge nach, während er die kindlichen darin suchte. Sie ließ es geschehen, schloss lediglich die Augen. Er sah ihre Lider zittern, und das löste eine so überwältigende Zärtlichkeit in ihm aus, dass er regelrecht erschrak. Er nahm die Hände weg, ließ sie sinken und trat einen Schritt zurück.
    »Wo hat Hamish den Dudelsack her, Leitis?«, fragte er.
    Sie öffnete die Augen. »Glaubt Ihr wirklich, dass ich Euch das sage, Schlächter?«
    »Ich hätte den alten Narren aufhängen sollen.« Er legte die Hände um ihre Taille und schob sie im Schein der Kerze, die ihren seltsamen Tanz beleuchtete, rückwärts zum Bett, wo er sie, die sich steif machte wie ein Brett, auf die Matratze niederdrückte.
    Er strich ihr das Haar aus dem Gesicht und presste den Mund auf ihren Hals. Sie drehte den Kopf zur Seite, und Alec spürte ihren Puls rasen.
    »Nein!«, sagte sie, und es war sowohl ein Protest als auch ein Befehl.
    Langsam richtete er sich über ihr auf.
    Was hatte er erwartet? Die Worte lagen ihm auf der Zunge.
Leitis, ich kannte deine Brüder. Ich kannte dich. Du warst meine liebste Spielkameradin und meine erste Liebe.
    Doch er würde ihr die Wahrheit nicht enthüllen. Er wollte nicht, dass das, was aus ihm geworden war, ihre Erinnerung an ihn besudelte. So wie er sich ihr Bild im Gedächtnis bewahrt hatte, so sollte der Junge namens Ian in dem ihren fortleben, auf ewig jung und unschuldig und unbefleckt durch Krieg oder Schmähnamen.
    Er legte sich neben sie und die Hand auf ihre Taille, spürte ihr Herz sogar dort unten schlagen.
    Leitis wandte sich ihm zu. Abscheu glühte in ihren Augen. Gleichzeitig strahlte sie Wärme und Freundlichkeit aus. Trost und Entgegenkommen. Vielleicht nicht für ihn, aber für diesen Moment konnte er sich das einreden. In seinem von zu vielen Erinnerungen verwirrten Kopf war es eine andere Zeit und ein anderer Ort. Nicht das durch den Krieg zerstörte Schottland. Nicht diese von Kummer gezeichnete Frau und nicht der Schlächter von Inverness.
     
    Sie würde sich ihre Angst nicht anmerken lassen, nicht einmal, wenn er sie schändete.
    Doch als die Zeit verging und sein Atem langsamer wurde, begriff sie, dass der Schlächter einschlief. Seine Hand lag besitzergreifend auf ihrer Taille, doch die Berührung war eher bewegungseinschränkend als grob.
    Leitis wartete, bis sie sicher war, dass er schlief, und rutschte dann langsam zur Bettkante. Lautlos setzte sie einen Fuß auf den Boden, dann den anderen. Vorsichtig hob sie seine Hand an und legte sie neben sich.
    Als sie aufstand, hielt er sie am Rock fest. Sie drehte sich um. Er richtete sich auf, packte sie beim Arm und zog an ihm, bis sie vornüberfiel.
    »Ich habe einen leichten Schlaf, Leitis«, sagte er leise.
    »Lasst mich los«, forderte sie, doch er hielt sie fest. Ihre Wange lag an seiner nackten Brust. Sie spürte die Muskeln unter der Haut, auf der sich dunkle Löckchen ringelten, die sie an der Nase kitzelten.
    »Schlaft, Leitis!«, kommandierte er müde und schlang die Arme um sie.
    »Ich will nach Hause«, flüsterte sie erstickt. Nun hatte sie doch Schwäche gezeigt. Aber er verblüffte sie damit, dass er einen zärtlichen Kuss auf ihre Stirn drückte.
    »Das will ich auch«, sagte er zu ihrer Überraschung.
    Wieder schlief er ein, aber jedes Mal, wenn sie wegzurutschen versuchte, verstärkte er seine Umarmung. Er war ein mächtiger Feind, aber nicht in der Weise, wie sie es erwartet hatte. Ja, er übte Macht aus, aber er hatte die seltsame Fähigkeit, ihr den Atem zu rauben und ihren Herzschlag zu beschleunigen. Noch schlimmer, er hatte es fertiggebracht, sie für einen Moment vergessen zu lassen, wer er war, indem er sie erheiterte.
    Sie sollte nicht so viel an seine dunkelbraunen Augen denken, die so voller Geheimnisse waren. Oder an seinen Mund, der so

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