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Die Rose der Highlands

Die Rose der Highlands

Titel: Die Rose der Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Ranney
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auf dem Felsen, strafte den Emporkömmling Fort William neben sich mit Nichtachtung.
    Leitis konnte den Clachan von ihrem Platz aus nicht sehen, und das erschien ihr wie ein Zeichen: Wenn sie in ihr Dorf zurückkehrte, brächte sie die anderen Clanmitglieder in Gefahr, denn dort würde der Schlächter zuallererst nach ihr suchen.
    Müde wie kaum jemals zuvor, lehnte sie den Kopf an den Fels. »Was soll ich tun?«, fragte sie die Schatten, doch sie blieben stumm.
    Hier könnte sie nicht bleiben, aber außer Hamish hatte sie keine Verwandten, die sie vielleicht aufnehmen würden. Da sie ihre Freunde und die übrigen Dorfbewohner nicht gefährden wollte, sah sie keine Lösung für sich.
    Es wäre einfach, dem Schlächter die Schuld an ihrer misslichen Lage zu geben und ihn dafür zu hassen, aber sie wusste nur zu gut, dass ihr Onkel dazu beigetragen hatte, indem er dem Schlächter von Inverness trotzte. Der Ausgang ihrer Auseinandersetzung stand nicht in Frage: Der Colonel hatte hundert Mann unter seinem Kommando und war entschlossen, seinen Kopf durchzusetzen.
    Trotz der Bedrohung, die er für ihren Clan und ihr Volk darstellte, konnte sie nicht vergessen, wie er sie auf die Stirn geküsst und gesagt hatte, auch er wolle nach Hause. In jenem Moment hatte er so verloren gewirkt, wie sie sich jetzt fühlte.
     
    Der Nachmittag war bereits weit fortgeschritten, als Alec die Rückkehr zum Fort befahl.
    Bei ihrer Ankunft umhüllte die sinkende Sonne Gilmuir mit einem schmeichelnden, bernsteinfarbenen Schleier. Alec gab das Zeichen, und die Soldaten hinter ihm saßen ab.
    »Lasst den Karren nach Gilmuir hinüberbringen und entladen«, wies Alec Harrison an. Sein Adjutant nickte und kommandierte einige Männer dafür ab.
    »Willkommen«, sagte einer der Sergeants und ergriff die Zügel von Alecs Pferd.
    Alec saß ab und schaute zu der Festung hinüber. »Ich nehme an, es war ein ereignisloser Tag?«
    »Ja, Sir«, antwortete der Mann. »Soll ich dem Offizier vom Dienst mitteilen, dass Ihr seinen Bericht haben wollt?«
    »Nein. Das hat Zeit.«
    Alec ging vor dem quietschenden Karren her auf Gilmuir zu. Angesichts des schlechten Zustandes des Vehikels war es ein Wunder, dass es die Reise überlebt hatte. Sobald es entladen wäre, könnte man es zu Feuerholz zerhacken, dachte er. Aber es hatte immerhin seinen Zweck erfüllt, den Webstuhl für Leitis hierherzubringen.
    Er stieß die Tür zu seinem Gemach auf, bereit, die Worte an sie zu richten, die er sich auf dem Rückweg zurechtgelegt und geprobt hatte. Er wollte sie noch einmal für sein Verhalten in der vergangenen Nacht um Vergebung bitten, bevor er ihr den Webstuhl präsentierte.
    Doch der einzige Mensch, der ihn empfing, war sein Bursche. Donald nahm militärische Haltung an – Brust raus, Bauch rein, Schultern zurück, Hände an die Hosennaht, Augen geradeaus –, doch er machte ein so verzweifeltes Gesicht, dass Alec augenblicklich wusste, was geschehen war.
    »Sie ist geflohen?«, fragte er trotzdem mit einem Blick in die Runde.
    »Ja, Sir«, antwortete Donald widerstrebend. »Ich habe ein paar Männer mitgenommen und das Dorf durchsucht, Sir, aber wir konnten sie nicht finden, Sir.« Bis jetzt war er so tapfer gewesen, den Blick nicht zu senken, doch nun schlug er die Augen nieder. »Ich hätte sie besser bewachen sollen, Sir«, setzte er kleinlaut hinzu.
    Alec lächelte, zum ersten Mal an diesem Tag erheitert. »Wenn Leitis MacRae sich etwas in den Kopf gesetzt hat, Donald, kann nicht einmal Gott der Allmächtige sie daran hindern.«
    Seine Worte überraschten seinen Burschen, und das war nicht verwunderlich. Immerhin waren es nicht die Worte eines Mannes, der eine Frau nur eine Nacht gekannt hatte. Seine Kenntnis von Leitis war in seiner Kindheit gewachsen. Und seitdem bewahrte er in seinem Herzen das Bild des Mädchens, das sie gewesen war, lebendiger als alle anderen Menschen, die er je getroffen hatte, und das halsstarrigste Geschöpf auf Gottes Erdboden.
    Plötzlich wusste er, wo sie war.
    Eines Tages hatte sie sie alle drei für die Sünde gescholten, sie geneckt zu haben.
    Eine Bemerkung, die er über ihre Haare gemacht hatte, war von ihren Brüdern aufgegriffen und ausgeschmückt worden.
    Mit einem Ausdruck der Verachtung war sie davongestampft und hatte harte Strafen angekündigt, falls einer von ihnen ihr folgen würde. Sie hätten sie lieber in Ruhe gelassen, aber Leitis’ Mutter trug ihnen auf, sie zu suchen, eine Aufgabe, die den ganzen Nachmittag in

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