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Die Rose der Highlands

Die Rose der Highlands

Titel: Die Rose der Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Ranney
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lieblichen Gegend, in der sich unter dem blassblauen, englischen Himmel bis zum Horizont sanfte Hügel wellten, als habe die Natur diese Landschaft erschaffen, um das Auge zu erfreuen.
    Hier in Schottland gab es nichts Liebliches. Die Sonne ging in so grellen Farben unter, als wolle sie mit Gewalt auf sich aufmerksam machen, und die Adler, die von den Bergen aufstiegen, grüßten die Welt mit einem Schrei, der in den Ohren schmerzte.
    »Ja, bald«, antwortete sie und rang sich ein Lächeln ab. Auch sie konnte es kaum noch erwarten. Sie fürchtete, wenn die Reise noch lange dauerte, würde sie an der Sitzbank der Kutsche festwachsen.
    »Wird er sich an mich erinnern?« Ein Schatten von Besorgnis huschte über Davids Gesicht.
    »Natürlich wird er das«, beeilte sie sich, ihn zu beruhigen. »Du bist doch sein Bruder.«
    Der Kutscher lenkte die Pferde für die Nacht an den Straßenrand. Patricia hatte sich dafür entschieden, lieber in der Kutsche zu schlafen als unter einem Baum. Hier wurde sie nicht von stechenden Insekten, neugierigen Fröschen und kleinen, glitschigen Kreaturen belästigt, die Gott unglücklicherweise erschaffen hatte.
    Sie beugte sich vor, rückte Davids Halsbinde zurecht und strich ihm die Haare hinter die Ohren. Er achtete nicht auf sein Äußeres, beschäftigte sich lieber mit Katzen und Kätzchen, konnte stundenlang die Gemälde in Brandidge Hall betrachten, und war von allem gefesselt, was da kreuchte und fleuchte.
    Und er war unverändert begeistert von der Landschaft, durch die sie einen endlosen Tag nach dem anderen fuhren. Scharfzackige Berge und grüne Hügel – es war immer das Gleiche. Die einzige Abwechslung bot das Wetter, wobei Patricia beide Spielarten – auf das Dach der Kutsche prasselnder Regen oder greller Sonnenschein, der das Wageninnere in einen Backofen verwandelte – als gleich unerfreulich empfand.
    Sie rief sich im Stillen zur Ordnung. Es nützte nichts zu hadern – es machte die Reise nicht angenehmer und verkürzte sie auch nicht.
    »Meinst du, er wird Ralph mögen?«, fragte David, als er aus der Kutsche stieg. Die Katze hockte mit angelegten Ohren in ihrem Korb. Patricia bezweifelte, dass Alec sich für das Tier erwärmen würde, nickte aber nichtsdestotrotz.
    Sicher würden die meisten Dinge, die David bewegten, den neuen Earl of Sherbourne
nicht
bewegen. Sie wusste nicht, zu was für einem Menschen ihr Stiefsohn sich entwickelt hatte. Hoffentlich hatten die Jahre beim Militär ihn nicht hart werden lassen, dachte sie mit einem Blick zu ihrem Sohn, der mit dem Katzenkorb in den Armen wie gebannt das aufzüngelnde Feuer betrachtete, das der Kutscher am Straßenrand angezündet hatte. David war ein so offener und freundlicher und unendlich vertrauensseliger Mensch.
    Bitte lass ihm nichts geschehen.
Seit offenbar geworden war, dass ihr Kind immer ein Kind bleiben würde und niemals fähig wäre, sich vor Leid jedweder Art zu schützen, schickte sie dieses Gebet täglich mehrmals gen Himmel.
    Ralph fauchte, und Patricia musste lächeln: Offenbar waren die Katze und sie der gleichen Meinung über Schottland.

[home]
    15
    L eitis wartete voller Ungeduld darauf, dass der Tag vergehen würde und sie den Raben im Priorat treffen könnte. Sie hatte das Gemach geputzt, bis es regelrecht blitzte. Wäre sie zu Hause gewesen, hätte sie hunderterlei Aufgaben gehabt und nicht gewusst, wie sie fertig werden sollte – in ihrem kleinen Garten Unkraut zupfen, nach Beeren und wilden Zwiebeln suchen, ihre Kuh versorgen oder Wäsche waschen. Sie setzte ihren Stolz darein, immer frisch und sauber angezogen zu sein.
    Aber die Engländer hatten ihr Cottage niedergebrannt und ihre Kuh vor ihren Augen abgeschlachtet, und das einzige Kleid, das ihr geblieben war, befand sich in einem bejammernswerten Zustand. Bei dem Gedanken musste sie über sich lächeln: Sie war drauf und dran, Rebellin zu werden, und sorgte sich wegen ihrer Kleidung.
    Sosehr sie sich langweilte, sie würde nicht, wie sie scherzhaft versprochen hatte, die Flickarbeiten für einen englischen Soldaten erledigen – auch wenn die Zeit mit Nichtstun noch langsamer verging.
    Sie musste sich überlegen, wie sie Donald loswerden könnte. Sollte sie weibliche Unpässlichkeit vorschützen? Wenn der Bursche des Schlächters wie ihre Brüder wäre, würde er wohl aus dem Zimmer flüchten, aber zweifelsohne weiter vor der Tür Wache stehen. Sollte sie behaupten, krank zu sein und zu fürchten, dass sie ihn anstecken würde?

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