Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rose der Highlands

Die Rose der Highlands

Titel: Die Rose der Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Ranney
Vom Netzwerk:
über den Colonel dachte, ging nur sie allein etwas an. Sie würde es niemandem anvertrauen, nicht einmal einem MacRae.
    »Wo wart Ihr im vergangenen Jahr, Rabe, als wir Euch gebraucht hätten?«, fragte sie. »Wir wurden nachts aus den Betten gezerrt und mussten uns im Nachtgewand auf dem Dorfplatz aufstellen. Wir Frauen wussten nicht, ob die Soldaten uns Gewalt antun würden oder uns erfrieren lassen, und die Männer waren machtlos. Unser Vieh wurde abgeschlachtet oder weggetrieben, damit wir nichts mehr zu essen hatten. Da habt Ihr uns
nicht
gerettet!«
    »Umso mehr Grund, es jetzt zu tun«, sagte er. »Ich möchte Euch beschützen.«
    »Nicht nötig, Rabe. Ich kann allein überleben. Das habe ich bewiesen.«
    »Ich will nicht, dass Euch etwas zustößt, Leitis.«
    »Dann solltet Ihr die Zeit zurückdrehen«, erwiderte sie. »Denn es
ist
mir bereits etwas zugestoßen.«
    Er schwieg. Lange. Schließlich fragte er: »Seid Ihr furchtsam? Habt Ihr Angst vor Pferden oder Schatten oder davor, dass der Wind Euch in die Haare fährt?«
    Mit einem Ausdruck des Spottes, der ihm zeigen sollte, wie lächerlich sie seine Fragen fand, trat sie, von freudiger Erregung erfasst, ein paar Schritte auf ihn zu. »Ich werde sehr tapfer sein«, versprach sie. »Aber das sind ja alle MacRaes.«
    »Sogar die Frauen?«
    »
Besonders
die Frauen«, erwiderte sie. »Wir haben mehr Anlass dazu.«
    »Dann treffen wir uns morgen hier«, sagte er. »Vor Sonnenuntergang.«
    Sie nickte, wandte sich zum Gehen und steuerte auf den Gang zu, wo die Nacht mondhell war, nicht ebenholzschwarz wie dort, wo Alec stand.
    »Ich möchte nicht, dass die Engländer uns verfolgen«, rief er ihr leise hinterher. »Achtet darauf, dass Euer Wächter nicht misstrauisch wird.«
    Sie drehte sich zu ihm um. »Das werde ich«, versicherte sie. Sosehr sie sich auch anstrengte, sie konnte ihn nicht mehr in der Dunkelheit ausmachen. Der Rabe war verschwunden wie Dampf im Wind.
    »Miss!« Diesmal klang Donalds mahnende Stimme näher.
    »Ich komme«, antwortete sie und verließ widerstrebend das Priorat.
     
    Alec beobachtete aus seinem Versteck, wie sie ihre Schultern straffte, das Kinn hob und mit trotzigen Schritten zum Gemach des Grundherrn zurückkehrte. Ihre Gestalt war nicht mehr als ein zarter Schatten, doch seine Phantasie malte ihr Haar rot wie Herbstlaub und ihr Gesicht elfenbeinfarben. Und im Geist sah er in ihren wunderschönen, hellen Augen ihren Schmerz und den Mut, den sie aus ihrem Gram geschöpft hatte.
    Auf leisen Sohlen ging er zurück in die Mitte des Raums, entfernte die Schieferplatten vom Einstieg in die darunterliegende Höhle und tastete mit dem Fuß nach der ersten Stufe.
    Er würde sich etwas anderes einfallen lassen müssen, als auf diesem Weg zu kommen und zu gehen, denn die Gefahr, von Leitis dabei gesehen zu werden, war zu groß.
    Vielleicht sollte er sie lieber ins Dorf zurückschicken. Nein – das würde Befremden auslösen, wenn er es täte, ohne Hamish festgenommen zu haben. Der alte Mann bereitete ihm Kopfzerbrechen. Irgendwann würde Leitis’ Onkel gefunden werden, und wenn das geschähe, müsste er, Alec, ihn hinrichten. Hamish war halsstarrig, ja, ein Ärgernis in seinem Hass, ja, aber er verdiente nicht, gehenkt zu werden.
    Vielleicht war es töricht, Leitis zu erlauben, ihm zu helfen, dachte Alec, doch er wusste aus Erfahrung, wie es sich anfühlte, Greuel mit ansehen zu müssen und nichts tun zu können, um sie zu verhindern. Er müsste mehr Sicherheitsvorkehrungen treffen, noch umsichtiger sein. Außerdem müsste er mit Donald sprechen, um dafür zu sorgen, dass sein Bursche nicht zugegen wäre, wenn Leitis ginge und zurückkäme. Das dürfte allerdings nicht schwierig werden, denn er hatte vor, Donald einzuweihen.
    Das Allerwichtigste war, dass Leitis nichts zustieße.
     
    Es gab keine Gasthäuser in diesem rauhen, wilden Land, eine Widrigkeit, in die Patricia Landers, Countess of Sherbourne, sich zu schicken gelernt hatte.
    Die Reise gestaltete sich beschwerlich. Es war bereits zweimal ein Kutschrad gebrochen, und für die Instandsetzung des zweiten hatten sie einen Schmied suchen müssen. Außerdem hatten Unwetter sie seit England begleitet, als wollten sie sie zum Umkehren bewegen.
    David war trotz aller Unbilden aufgeregt wie ein Kind. So betrachtet hatte seine Besonderheit auch einen Vorteil.
    »Sind wir bald da?«, fragte er und schaute strahlend auf die unwirtliche Landschaft hinaus.
    Brandidge Hall lag in Surrey, einer

Weitere Kostenlose Bücher