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Die Rose der Highlands

Die Rose der Highlands

Titel: Die Rose der Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Ranney
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dagegen.
    »Schschsch«, machte Leitis leise und starrte zornig zu ihnen hoch.
    »Ich glaube nicht, dass Ihr damit etwas erreicht«, sagte er leise mit einem Lächeln in der Stimme. »Hühner sind als ungehorsam bekannt.«
    »Englische Hühner, vielleicht!«, flüsterte Leitis verächtlich. Er legte den Arm um ihre Schulter, und sie spürte, dass er in sich hineinlachte.
    Sie schoben sich zum Bock des Pferdewagens. Er kletterte hinauf und holte sie mit einer Hand zu sich, während er mit der anderen die Bremse löste. Griff zur Peitsche, trieb die Pferde an, stieß einen schrillen Pfiff aus. Der Ruck, mit dem der Karren losschoss, hätte Leitis vom Bock gerissen, wenn der Rabe nicht den Arm um sie geschlungen hätte.
    Irgendjemand schrie, was den Raben kaltließ. Begleitet von Wutgebrüll, dem Gackern der Hühner und dem Lachen des Raben, raste der Karren den Hügel hinunter.
    Leitis schaute über ihre Schulter. Die nur locker zusammengebundenen Hühnerkäfige hüpften auf dem felsigen Boden auf und ab. Das gestohlene, englische Pferd folgte dem Karren im Handgalopp – offenbar hatte der Pfiff
ihm
gegolten –, und am Rand des Lagers stand, sie traute ihren Augen kaum, die Hände in die Seiten gestemmt, breitbeinig ein Mann des Schlächters und lachte lauthals wie der Rabe.
    Als sie den Kopf wieder nach vorne drehte, zog der Rabe sie plötzlich an sich und presste für einen Moment seine Lippen auf die ihren.
    Leitis starrte ihn verblüfft an. »Eure Tollkühnheit treibt überraschende Blüten«, sagte sie.
    »Ich habe heute früh beschlossen, all meinen Eingebungen zu folgen«, erwiderte er, doch nach einem Blick in ihr Gesicht fügte er hinzu: »Dieser Eingebung hätte ich vielleicht lieber
nicht
folgen sollen.«
    Sie nickte, als stimme sie ihm zu, aber in Wahrheit kribbelten ihre Lippen noch wohlig von seinem Kuss, und ihr klopfte das Herz bis zum Hals hinauf.
    »Was tun wir jetzt?« Sie hoffte inständig, dass ihre Stimme nicht verriet, wie ihr zumute war.
    »Als Erstes werden wir den Soldaten entwischen, die uns verfolgen«, antwortete er lächelnd.
    Als sie sich entsetzt umdrehte, sah sie nichts hinter ihnen als das Pferd.
    »Sie werden kommen«, sagte er und ließ die Zügel schnalzen.
     
    »Soll ich sie verfolgen, Sir?«, fragte Lieutenant Armstrong hörbar missbilligend.
    Um eine ernste Miene bemüht, drehte Harrison sich um und nickte zu den beiden Offizieren zu seiner Rechten hinüber, die bereits im Sattel saßen. »Nicht nötig, Lieutenant.« Monroe und Wilmot preschten los. Harrison schaute ihnen nach. Sobald sie außer Sicht wären, würden sie sich ein gemütliches Plätzchen suchen und nach einer Weile unverrichteter Dinge ins Lager zurückkehren.
    Ein Jammer, einen ganzen Wagen mit Proviant zu verlieren.
    »Ich hätte mich den beiden gern angeschlossen, Sir«, sagte Lieutenant Armstrong.
    Ein streberischer junger Mann, dachte Harrison. Was war das nur, dass er, je älter er wurde, immer weniger Geduld für die Jugend aufbrachte? Er empfand Armstrongs Übereifer als ausgesprochen lästig.
    »Ihr werdet hier gebraucht, Lieutenant«, entgegnete er scharf.
    Armstrong nickte, salutierte formvollendet und trat weg.
    Harrison drehte sich wieder in die Richtung, die Colonel Landers eingeschlagen hatte. Es war eine gefährliche Rolle, für die sich sein Vorgesetzter entschieden hatte, aber die Rolle des Rebellen passte seltsamerweise zu ihm. Harrison bezweifelte aber, dass dem Colonel das Ganze ohne geheime Absprache und Eingeweihte gelungen wäre. Die beiden selbst und die Hühner hatten so viel Lärm gemacht, dass auch die andere Seite des Lagers alarmiert worden wäre.
    Die Geisel des Colonels war eine hübsche Frau, aber nicht so hübsch wie seine Alison.
    Wie hundertmal an jedem Tag sah er auch jetzt ihr Gesicht vor sich. Alison Fulton war die schönste Frau, die er je kennengelernt hatte. Er war viel zu hässlich für sie und hatte eines Tages den Fehler gemacht, ihr das zu sagen. Sie war so zornig gewesen, dass sie ihn tagelang mit Nichtachtung strafte.
    »Ich möchte nicht um meiner Schönheit willen geliebt werden, Thomas«, hatte sie gesagt, als sie schließlich wieder mit ihm sprach. »Wenn das alles ist, was dich für mich einnimmt, dann kennst du mich überhaupt nicht.«
    Die Erinnerung an sie war wie immer schmerzhaft und gestochen scharf. Sie waren sich zufällig im Büro ihres Vaters begegnet, als sie ihm das Mittagessen brachte, und er hatte sie mit offenem Mund angestarrt wie ein

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