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Die Rose der Highlands

Die Rose der Highlands

Titel: Die Rose der Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Ranney
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zu wissen, dass die Lebensmittel eine Weile vorhalten würden, aber natürlich wäre es nicht so, und die Leute hätten schon bald wieder Hunger.
    Leitis und der Rabe kletterten auf den Bock und machten sich auf den Weg zum nächsten Dorf.
    »Habt Ihr Euch für die Rebellion starkgemacht?«, fragte sie plötzlich.
    Er sah sie überrascht an. »Nein«, antwortete er. Nach einer kurzen Pause setzte er hinzu: »Die Vernunft kann nur obsiegen, wenn keine Gefühle im Spiel sind. Was den Einsatz für den Prinzen anging, war zu viel Gefühl und zu wenig Vernunft im Spiel.«
    »Was hättet Ihr anders gemacht?«
    »Wäre ich einer der Anführer gewesen, hätte ich meine Männer mit richtigen Waffen ausgerüstet, nicht mit Schaufeln und Mistgabeln. Ich hätte sie ausgebildet und ausgestattet und dafür gesorgt, dass sie nicht hungrig um ihre Befreiung vom englischen Joch kämpften. Ich hätte ihre Erschöpfung gesehen und gewusst, dass sie Kräfte sammeln müssten, bevor sie in den Krieg zögen.«
    »Ihr wart in Culloden dabei«, sagte sie leise.
    »Ja, das war ich.«
    »War es so schlimm, wie ich glaube?«
    »Schlimmer.«
    Sie wagte nicht, ihn nach Einzelheiten zu fragen, denn sie fürchtete, dass er sie ihr nennen würde. Vielleicht war es feige, dass sie die geliebten Menschen in Erinnerung behalten wollte, wie sie Gilmuir damals lachend verließen, aber sie wollte nichts von den Leiden wissen, die sie hatten erdulden müssen.
    »Es werden keine Lebensmittel für Gilmuir übrig bleiben«, sagte er. »Ich hatte gedacht, sie würden für mehr Menschen reichen.«
    »Es ist nicht leicht, ein Land zu ernähren«, erwiderte sie leise.
    Statt einer Antwort legte er die Hand auf ihren Arm und drückte ihn leicht.
    Die Hochstimmung, die sie vorhin empfunden hatte, war verflogen. An ihre Stelle war ein Gefühl unbefangener Kameradschaft getreten. In Leitis erwachte der Wunsch, den Kopf an die Schulter des Raben zu legen und Worte zu flüstern, die sein Bedauern lindern würden. Doch es gab keine Worte, um diese Wahrheit zu lindern.
    Kurz darauf hielten sie wieder in einer kleinen Ortschaft an.
    Der Rabe stieg vom Bock und half Leitis herunter. Seine Galanterie machte sie lächeln.
    Er ging nach hinten zur Ladefläche und holte die beiden letzten Hühnerkäfige, ein halbes Fass Dinkel und eines mit Hafergrütze herunter. Mehrmals hin und her laufend, stellte er alles vor ein Häuschen. Als er gerade den zweiten Hühnerkäfig auf dem Getreide platzierte, öffnete sich die Tür.
    Eine alte Frau stand auf der Schwelle. Ihr weißes Haar schimmerte im Mondlicht wie Silber.
    Mit ernster Miene schaute sie in das maskierte Gesicht hinauf.
    »Wie geht es Euch?«, fragte er.
    »Besser – dank der Großzügigkeit eines Fremden.« Ein Anflug von Humor schwang in ihrer Stimme mit. Sie streckte die Hand aus und berührte mit zitternden Fingern die Maske. »Es ist nicht immer klug zu verbergen, wer man ist«, sagte sie.
    »Ich habe Euch etwas zu essen gebracht.« Er trug die Fässer in das Cottage. Leitis folgte mit den Hühnerkäfigen.
    Die alte Frau setzte sich lächelnd auf ihren Stuhl. »Lasst uns wieder einen Handel abschließen.« Sie deutete auf einen großen Korb und wandte sich Leitis zu. »Habt Ihr Verwendung dafür?«
    Ihre Hände ruhten auf den Lehnen ihres Stuhles. Die Knöchel wirkten viel zu groß für die Finger. Sie war nur Haut und Knochen, zart wie ein Vogel, doch sie hatte etwas Strahlendes an sich, fast so, als leuchte sie von innen heraus.
    Leitis durchquerte den Raum und öffnete den Korb. Er war bis obenhin voller gefärbter Garnknäuel, die Farben im Schein der einzigen Kerze jedoch nicht auszumachen.
    »Ich brauche sie nicht.« Die alte Frau zwinkerte dem Raben verschmitzt zu.
    Leitis kam ein Gedanke. »Der Schlächter von Inverness hat mir einen Webstuhl gebracht«, sagte sie. »War das der Eure?«
    »Ich weiß von keinem Schlächter«, erwiderte die alte Frau lächelnd. »Könnt Ihr das Garn brauchen?«
    Leitis nickte.
    »Dann nehmt es mit meinem Segen.«
    »Ich danke Euch.« Leitis hob den Korb vom Boden auf.
    Die Frau legte ihre faltige Hand an Leitis’ Wange. »Und ich danke
Euch.
Es bereitet mir Freude zu wissen, dass es verarbeitet wird.«
    »Ihr kennt sie?«, wunderte sich Leitis, als sie zu dem Proviantwagen zurückgingen.
    »Ich bin ihr einmal begegnet.«
    »Was hat sie damit gemeint, dass ihr wieder einen Handel abschließen solltet?«
    Er schüttelte stumm den Kopf und half ihr auf den Bock. Und wieder musste

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