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Die Rose der Highlands

Die Rose der Highlands

Titel: Die Rose der Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Ranney
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Narr.
    Unwillig schüttelte er den Kopf, um das Bild zu verscheuchen. Es tat zu weh, an Alison zu denken, denn es gab keine Hoffnung für sie beide. Statt in Erinnerungen zu schwelgen, sollte er sich lieber bemühen, Lieutenant Armstrongs Misstrauen zu zerstreuen.

[home]
    16
    A ls Leitis sich das nächste Mal umdrehte, sah sie, dass ihnen zwei Reiter folgten, doch zu ihrer Verwunderung schlugen sie plötzlich eine andere Richtung ein.
    Nach einer Weile machte der Rabe halt, band das Pferd hinten an den Karren und stieg wieder zu ihr auf den Bock.
    Bei Sonnenuntergang folgten sie einem von vielen Wagen geebneten Weg durch die Hügel. Es wurde eine klare Nacht. Die Sterne glitzerten an einem Himmel, den der Vollmond blassgrau färbte. Die Hühner gackerten noch immer hin und wieder empört, und von Zeit zu Zeit antwortete ihnen ein verschlafener Vogel aus dem Unterholz.
    Leitis hatte jedes Zeitgefühl verloren, als sie schließlich in ein Dorf kamen, dessen desolater Zustand vermuten ließ, dass es unbewohnt war.
    Doch der Rabe sprang vom Bock und steuerte auf eines der Häuschen zu.
    Ein älterer Mann, dessen Glatze im Mondlicht glänzte, streckte den Kopf zur Tür heraus. »Wer seid Ihr, und was ist Euer Begehr?«, fragte er unwirsch.
    »Mein Name tut nichts zur Sache«, antwortete der Rabe. »Ich bin gekommen, um Euch Lebensmittel zu bringen.«
    Der Alte schlug ihm die Tür vor der Nase zu.
    Leitis unterdrückte ein Lächeln.
    Der Rabe starrte die Tür an und zuckte mit den Schultern. Dann ging er zum nächsten Cottage und klopfte. Eine Frau öffnete. Sie hielt ein flackerndes Talglicht in der Hand.
    Er deutete eine Verbeugung an. »Ich bringe Euch etwas zu essen.«
    »Wer seid Ihr?«
    »Jemand, dem Ihr am Herzen liegt.«
    »Dann geht einen Engländer erschießen.« Auch sie schlug ihm die Tür vor der Nase zu.
    Leitis bemühte sich, ihr Lachen zu unterdrücken, aber der Rabe hörte es trotzdem. Er kam zum Wagen zurück und blickte stirnrunzelnd zu ihr herauf.
    »Warum nehmen sie die Lebensmittel nicht an?«, fragte er.
    »Hattet Ihr erwartet, dass sie Euch die Hand küssen würden?« Sie lächelte. »Wir sind ein stolzes Volk, Rabe. Wir nehmen nicht leicht etwas an – nicht einmal von Unseresgleichen.«
    Sie sprang vom Bock, ging zu dem ersten Haus und klopfte energisch.
    »Wir haben den Engländern Proviant gestohlen«, kam sie dem Alten zuvor. »Der dort«, sie deutete auf ihren maskierten Begleiter, »ist der für seine Dreistigkeit berühmte Rabe, den die Engländer wegen Aufrührerei suchen.«
    Der Mann beäugte sie beide neugierig.
    »Wir haben Hühner dabei.« Die Tiere verhielten sich ruhig, seit der Wagen stand. »Und Mehl«, fügte sie auf gut Glück hinzu, denn sie nahm an, dass eines der Fässer diesen Inhalt hatte. Was den Rest anging, sollte sie vielleicht lieber erst den Bestand in Augenschein nehmen, um am Ende nicht als Aufschneiderin dazustehen.
    Der alte Mann grinste. Eine breite Lücke klaffte zwischen seinen Schneidezähnen. »Hühner, ja?« Er trat aus dem Haus.
    »
Englische
Hühner«, ergänzte sie lächelnd und forderte ihn mit einer Geste auf, ihr zu dem Karren zu folgen. »Sie werden eine feine Mahlzeit abgeben.«
    Der Rabe versuchte sein Glück noch einmal bei dem anderen Cottage. Als die Tür diesmal geöffnet wurde, sagte er: »Wir haben englischen Proviant auf dem Wagen da drüben, Lebensmittel von englischen Soldaten. Wir haben sie ihnen gestohlen.«
    »Ist das wahr?«, fragte die Frau.
    »Möchtet Ihr etwas davon?«
    Sie spähte an ihm vorbei zu dem Karren. »Habt Ihr Getreide?«
    »Kommt mit und seht selbst nach«, lockte er sie.
    Sie nickte, doch anstatt seiner Aufforderung zu folgen, ging sie nach nebenan und klopfte ihre Nachbarin aus dem Schlaf. Innerhalb kürzester Zeit waren zwanzig Menschen um den Wagen versammelt. Fässerdeckel wurden gelüftet, und es wurde durch die Latten der Steigen geschaut.
    Es gab zwei Fässer mit Dinkeln, zwei mit Hafergrütze und verschiedene eingelegte Gemüse, gepökeltes Rindfleisch und eine Speckseite, die so dick war, dass sie wie eine ganze Schweinelende aussah. Die Rüben ernteten nur Gelächter, und Leitis konnte das verstehen. Gemüse war auch in ihrem Dorf das Hauptnahrungsmittel, seit die Engländer ihnen das Vieh genommen hatten.
    Den größten Anklang fanden die Hühner und das andere Fleisch. Schon nach ein paar Augenblicken sah es aus, als wäre ein Heuschreckenschwarm über den Karren hergefallen.
    Es wäre befriedigender gewesen

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