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Die Rose der Highlands

Die Rose der Highlands

Titel: Die Rose der Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Ranney
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mich, und ich vermisse sie jeden Tag. Also würde ich mir eine Familie wünschen. Ein einfaches Leben. Ein kleines, behagliches Heim. Und Freunde.«
    »Bescheidene Wünsche«, sagte er.
    Sie drehte sich um und ging zu ihm zurück. »Und Ihr, Rabe – was würdet Ihr Euch wünschen?«
    »Eine Frau im Mondschein zu küssen.«
    Er zog sie zu sich heran, erwartete, dass sie sich losreißen würde, ihn für sein Benehmen tadeln. Doch sie ließ es geschehen, und der Augenblick war so überwältigend, dass Alec wusste, dass er ihn nie vergessen würde.
    So viel stand zwischen ihnen, doch nichts davon war ihr eigenes Werk.
    Er beugte sich zu ihr, und sie legte die Hand an seine Brust. Er wünschte sich, dass sie ebenso verzaubert war wie er.
    Sie seufzte, und er fing den Laut ein. Ihr Mund war weich und süß und einladend, doch er vertiefte seinen Kuss nicht. Stattdessen ließ er seine Lippen mit ihren spielen.
    Als ihm das Atmen schwer wurde, beendete er das Spiel und murmelte an ihrer Schläfe: »Leitis.« Nur das, nur ihren Namen, sonst nichts.
    Nach einer Weile löste er sich von ihr und schaute auf sie hinunter. Ihm war, als habe sie sich ihm geöffnet, als könne er bis auf den Grund ihrer Seele blicken. Vielleicht war es aber auch nur die Einbildung eines Mannes, den die Schönheit einer Frau verzaubert hatte.
    Er sagte sich, dass das einzig wahre Band zwischen ihnen die gemeinsamen Sommer ihrer Kindheit waren. Doch dieser Gedanke zerfiel angesichts einer größeren Wahrheit zu Staub.
    Sie war nicht nur die Leitis aus seinen Kindertagen. Sie war eine Frau, die ihn lachen machte, wenn sie versuchte, Hühner zum Schweigen zu bringen, oder ihn rührte, wenn sie in wortlosem Mitgefühl und unbefangener Kameradschaft ihre Hand auf seinen Arm legte. Sie war vor ihm geflohen, hatte ihn beleidigt und hatte ungeniert seine Blöße gemustert. Sie war eine Frau, die ihn fesselte.
    Er löschte die Laterne, hob, als seine Augen sich an das Dämmerlicht gewöhnt hatten, den Korb mit dem Garn vom Boden auf und führte Leitis zur Treppe. Oben angekommen, drückte er die Schieferplatten hoch und schob sie, darauf bedacht, möglichst wenig Lärm zu machen, zur Seite, stemmte sich aus der Öffnung, griff nach unten und half Leitis herauf.
    Wortlos reichte er ihr den Korb, und sie nahm ihn ebenso wortlos. Und dann standen sie im Priorat und sahen einander an. Schweigend. Bebend.
    Noch ein letzter Kuss. Er neigte den Kopf und senkte seine Lippen auf die ihren. Bis zu diesem Augenblick hatte er nicht gewusst, dass ein Kuss außer Leidenschaft auch noch eine Vielzahl anderer Gefühle wecken konnte: Freundschaft und Mitgefühl, Freude und Staunen.
    Als er sich endlich losriss, legte er seine behandschuhte Hand an ihre Wange. Das letzte Mondlicht verlieh ihrem Gesicht eine fast überirdische, schwarz-weiße Schönheit. Wieder legte sie die Hand an seine Brust, als wolle sie den Mann unter seiner Kleidung erspüren, den Mann, der er war, nicht der Colonel, nicht der Schlächter, nicht der Rabe. Nur Alec.
    Ihm war, als hinge er über einem Abgrund, atemlos vor Erregung und Furcht. Nur noch ein Gedanke beherrschte ihn. Da wusste er, dass es Zeit war zu gehen. Er ging ohne ein Abschiedswort, floh beinahe aus Angst, ihr sonst ein weiteres Geheimnis zu offenbaren. Nicht das Geheimnis seiner Person, sondern das dieser letzten Augenblicke und einer Erkenntnis, die ihn verblüffte.
    Er lächelte selbstironisch. Es war ein denkbar ungünstiger Moment, sich zu verlieben.
     
    »Ihr wart nicht in der Lage, die Schurken gefangen zu nehmen, Harrison?«, fragte Alec bei Tagesanbruch seinen Adjutanten.
    Hinter ihm wurde sein Zelt abgebaut, und was um ihn her wie ein heilloses Durcheinander wirkte, war in Wirklichkeit ein überraschend planvoller Aufbruch.
    Seine Jahre im Krieg hatten ihn befähigt, mit wenig Schlaf auszukommen, ein Umstand, der sich heute wieder einmal als besonders günstig erwies, denn er war erst vor kurzem aus Gilmuir zurückgekehrt.
    Die Zeit hatte ausgereicht, um ihn im Morgengrauen erfrischt aufwachen zu lassen und glaubhaft das Schauspiel der Maßregelung seines angeblich nachlässigen Adjutanten aufzuführen.
    Harrison senkte den Kopf wie ein geprügelter Hund. Alec nahm sich vor, ihm anschließend zu sagen, dass er es in Zukunft nicht derart zu übertreiben brauchte mit der Zerknirschung. Aber im Augenblick unterdrückte er sein Lächeln und behielt den Ausdruck der Missbilligung bei.
    »Ich nehme doch an, dass Ihr Männer zur

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