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Die Rose der Highlands

Die Rose der Highlands

Titel: Die Rose der Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Ranney
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daran, aus dem Fort wegzukommen?
    Was sein eigenes Glück anging, so schien es ihm unerreichbar. Er war in einem Netz aus Betrug gefangen. Als Ian war ihm gestattet, mit Leitis zusammen zu sein,
er selbst
zu sein. Und doch musste er auf seine Worte achten, damit ihm nicht versehentlich etwas entschlüpfte, was ihn verraten würde.
    Er hätte Leitis nicht beiwohnen dürfen. Jetzt ging ihm ihre gemeinsame Nacht nicht aus dem Kopf. Er erinnerte sich an jeden Augenblick mit ihr, an ihr bezauberndes Staunen und ihre fast ehrfürchtige Wonne. Er hatte dieselbe Wonne verspürt, sich an einen Ort katapultiert gefühlt, an dem Leidenschaft sich mit Liebe und Heiterkeit mischte und von Zärtlichkeit gekrönt wurde.
    In ein paar Wochen würde sie fort sein. Wo wäre
er
dann? Weiterhin auf seinem Posten als der loyale Colonel? Der Gedanke war schrecklich, aber nicht so schrecklich wie die Vorstellung, Leitis niemals wiederzusehen.
     
    Lieutenant Armstrongs Lächeln erreichte niemals seine Augen, dachte Donald – als lächle der Mann nur, weil er glaubte, dass er auf leutselige Art besser mit den unteren Dienstgraden zurechtkäme.
    Donald mochte nur Sergeant sein, aber er erkannte es trotzdem, wenn er getäuscht wurde. Er balancierte das Tablett auf einer Hand und öffnete mit der anderen die Küchentür.
    Noch so etwas Ärgerliches an Lieutenants: Sie waren sich für alles zu fein. Der Colonel fand es nicht unter seiner Würde, seine Stiefel selbst zu putzen, wenn nötig, oder sogar sein Quartier zu fegen, doch Lieutenants waren so von ihrer Wichtigkeit durchdrungen, dass es schon fast komisch anmutete. Sie stolzierten im Hof herum wie Gockel, mit geblähtem Brustkorb und ihren makellosen Uniformen und den weißen Handschuhen, die von keinerlei Arbeit befleckt waren, die diese Bezeichnung verdient hätte. Sogar Lieutenant Castleton, der erträglichste unter ihnen, hatte seine hochnäsigen Momente – aber ein paar Monate unter dem Kommando des Colonels würden ihm die schon austreiben.
    Was Armstrong anging, so hatte er das ungute Gefühl, dass dem Burschen nicht zu trauen war. Also erwiderte er sein Lächeln vorsichtshalber, drängte sich jedoch trotzdem an ihm vorbei.
    Armstrong folgte ihm aus dem rauchgefüllten Raum – ein Hinweis darauf, dass er etwas von ihm wollte. Donald schickte sich an, den Hof zu überqueren.
    »Sergeant!«
    Angesichts des Lärms um sie herum war es ein Leichtes, vorzugeben, dass er ihn nicht gehört hatte. Die Soldaten exerzierten wieder, aber nicht, um den Gleichschritt zu erlernen, denn den konnten sie gut genug, sondern um die Männer zu beschäftigen, wenn sie nicht draußen auf Patrouille waren. Das kannte er aus eigener leidvoller Erfahrung. Manchmal dachte er, es sei das einzige Ziel der Armee, ihre Männer auf den Beinen zu halten, gleichgültig, ob es sinnvoll war oder nicht.
    »Sergeant!«
    Er seufzte, blieb stehen, setzte wieder das Lächeln auf und drehte sich um. »Kann ich etwas für Euch tun, Sir?«
    Armstrong war vor Ärger hochrot im Gesicht. Das war noch so etwas bei den Lieutenants: Sie hassten es, nicht sofort bemerkt zu werden.
    »Wohin reitet Harrison?«, verlangte der Offizier ohne jedwede Umschweife über Höflichkeit zu wissen.
    Donald hätte gern ebenfalls darauf verzichtet. »Ich weiß es nicht, Sir.«
Ich bin der Bursche des Colonels, du Ratte, und wenn du glaubst, ich würde es dir verraten, dann bist du ein Dummkopf.
    Mit einem Blick auf das Tablett fuhr er fort: »Werdet Ihr mir noch mehr Fragen stellen, Sir? Falls dem so ist, dann würde ich das hier gern abstellen. Es ist schwer.«
    Armstrong beäugte das zugedeckte Mahl und schaute dann zum alten Castle hinüber. »Der Colonel behandelt seine Geisel mit ausgesuchter Fürsorge«, sagte er in anzüglichem Ton.
    Donald schwieg.
    »Eine reizvolle Frau.«
    Donalds Nackenhaare stellten sich auf. »Wäre das dann alles, Sir?«
    Armstrong sah aus, als wolle er noch etwas sagen, doch er schlug die Hacken zusammen, machte eine vollendete Kehrtwendung und entfernte sich. Donald schaute ihm stirnrunzelnd nach.
     
    Je mehr er beobachtete und erfuhr, umso besorgter wurde Lieutenant Armstrong. Der Colonel hatte keinen Versuch unternommen, den als Rabe bekannten Mann zu fassen, und auch die Suche nach dem Dudelsackpfeifer nicht fortgesetzt.
    Die Tatsache, dass er, Armstrong, zum Versorgungsoffizier bestimmt worden war, deutete ebenfalls darauf hin, dass etwas nicht stimmte. Colonel Landers hatte Major Sedgewick aus dem Fort

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