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Die Rose der Highlands

Die Rose der Highlands

Titel: Die Rose der Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Ranney
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See, und ein böiger Wind trieb schwarze Wolken auf Gilmuir Castle und Fort William zu.
    Sie war Ian dankbar dafür, dass er ihr Wiedersehen mit einer so nichtssagenden Bemerkung entspannt hatte.
    »Ich bin an Regen gewöhnt«, sagte sie.
    »Das musst du wohl sein, wenn du hier lebst.«
    Sie trat zu ihm und legte in dem Bedürfnis, ihn zu berühren, die Hand auf seinen Arm.
    »Was tun wir heute Nacht?«
    »Wir werden durch die Highlands reiten und jedem Hilfe und Sicherheit anbieten, der mit uns kommt.«
    »Und Marys Schwester holen?«
    Er nickte. »Und Doras Tochter.«
    »Und die Alten und Gebrechlichen.«
    »Und die Kinder und die Schwachen.«
    »Sei mein Anführer, und ich folge dir in die Revolte.«
    »Es ist keine Revolte – es ist ein Rettungsfeldzug.«
    Als er die Schieferplatten von dem Zugang zu dem geheimen Schacht entfernt hatte, sahen die Stufen ebenso dunkel und steil aus wie am Tag zuvor, aber die Übung machte ihr den Abstieg leichter, den sie diesmal so schnell bewältigte, dass sie es kaum glauben konnte.
    Am Fuß der Treppe angelangt, zündete er die Laterne an.
    Sie gingen zum Eingang der Höhle und schauten in das Unwetter hinaus, das sich jetzt zu seiner vollen Stärke entwickelt hatte. Das Geräusch, mit dem die Regentropfen auf die Wasseroberfläche prasselten, fing sich zwischen den Felswänden beiderseits der Bucht, wodurch es unnatürlich laut klang. Ein silberner Blitz zuckte aus den schwarzen Wolken hernieder, und ein rollender Donner grollte ihm Beifall.
    »Es hört sich an, als sei Gott Engländer«, sagte sie und trat einen Schritt zurück, »und als zürne er uns ob unseres Vorhabens.«
    Ian lächelte.
    »Es ist nicht klug, bei Gewitter auf dem Wasser zu sein«, fuhr sie fort.
    Er wandte sich ihr zu. »Weißt du eine andere Möglichkeit, ins Tal zu gelangen? Eine, mit der wir nicht die Aufmerksamkeit der Soldaten aus dem Fort erregen?«
    Sie nickte. »Das tue ich – aber ich würde sie heute nicht empfehlen.«
    Sie deutete nach oben. »Es läuft ein Gesims um die Halbinsel. Auf diesem Weg bin ich dem Schlächter einmal entkommen.«
    »Ein Gesims?«
    »Ja. Ein Vorsprung im Fels. Es ist breit genug, aber man muss trotzdem vorsichtig sein.«
    Er schüttelte den Kopf und murmelte etwas in sich hinein, das nicht nach einer Schmeichelei klang.
    Sie lehnte sich an die gekrümmte Mauer und schaute zu dem letzten Porträt von Ionis’ großer Liebe hinauf. »Ich denke«, sprach sie weiter, wobei sie das Lächeln der Frau erwiderte, die durch die Ergebenheit eines Mannes unsterblich geworden war, »wir sollten warten. Vielleicht fällt uns ja etwas ein, womit wir uns die Zeit vertreiben können.«
    »An was denkst du?«, fragte er mit rauher Stimme.
    Sie spürte ihre Wangen heiß werden. »Donald hat mir ein Spiel beigebracht«, gab sie vor, nicht begriffen zu haben, worauf er hinauswollte, »aber ich habe keine Karten hier.«
    »Und ich bin nicht in der Stimmung für eines der Spiele aus unserer Kinderzeit.«
    Als sie ihn anschaute, sah sie Mutwillen in seinen Augen.
    Ihr Blick floh zu dem Porträt zurück. »Vielleicht können wir etwas anderes tun.« Sie war plötzlich atemlos wie nach einem Wettrennen durch das Tal, und ihr Herz hämmerte lauter als die Regentropfen.
    Ian löschte die Laterne, und Dämmerlicht umfing sie.
    »Ich habe da eine ganz bestimmte Beschäftigung im Sinn«, eröffnete er ihr. »Ein Spiel anderer Art.«
    »Ach ja?«
    »Es ist ein Spiel, bei dem es zwei Gewinner gibt«, setzte er hinzu.
    »Wie kannst du da so sicher sein?«, neckte sie ihn.
    »Ich werde dafür Sorge tragen.«
    »Müssen wir uns einander dafür nicht nähern?«
    »Gleich. Was hat dir letzte Nacht gefallen, Leitis? Was hat dir
besonders
gefallen?«
    Ihr wurde so heiß, dass sie das Gefühl hatte, von Kopf bis Fuß zu erröten. »Weißt du das nicht?«, wich sie aus.
    »Ich will es aus deinem Mund hören.«
    »Es waren mehrere Dinge.«
    »Ich will nur
eines
wissen.«
    »Als du mich küsstest«, sagte sie, korrigierte sich jedoch sofort: »Nein. Als du mich in den Armen hieltest.« Ihre Stimme versagte beinahe. Von ihm träumen oder sich jene Augenblicke vergegenwärtigen war eine Sache – es ihm erzählen war eine ganz andere.
    »Sag’s mir«, schmeichelte er. »Als ich dich mit dem Daumen berührte?«
    Sie nickte.
    »Als ich in dich eindrang?«
    Sie verschluckte sich beinahe. »
Musst
du darüber sprechen, Ian?«
    »Lass mich heute Abend der Rabe sein«, bat er. »Ein geheimnisvoller Mann. Ich

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