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Die Rose des Propheten 1 - Das Buch der Götter

Die Rose des Propheten 1 - Das Buch der Götter

Titel: Die Rose des Propheten 1 - Das Buch der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis & Tracy Hickman
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daneben sitzen und beobachtete den Hexer erwartungsvoll. Auch das Mädchen schaute zu. Doch im Gegensatz zu Kiber haftete ihr Blick nicht an Mathew, sondern am Essen.
    Der junge Hexer fragte sich, wie er es wohl fertigbringen könnte, den Reis, der mit Gemüse und fettem Fleisch vermischt war, hinunterzuschlucken. Er versuchte, nur an das Mädchen zu denken und hoffte, aus Mitleid zu ihr, diese Qual zu überstehen. Doch statt dessen ertappte er sich dabei, wie er sich ihr schreckliches Dasein ausmalte, den grausamen Mißbrauch, der mit ihr getrieben worden war und die hoffnungslose Zukunft, der sie entgegenblickte. Würgend brachte er den ersten Bissen hinunter. Kiber brummte unwillig. Das Mädchen klatschte in die Hände.
    Entschlossen nahm Mathew einen weiteren Bissen zu sich. Und um sich auf andere Gedanken zu bringen, fing er an zu zählen, wie oft er ihn kaute. Bei zehn angekommen, schluckte er ihn hinunter. Ohne an etwas zu denken, griff er nach dem nächsten Klumpen Reis und schob ihn in den Mund. Wieder kaute er zehnmal und konzentrierte sich dabei nur aufs Zählen. So gelang es ihm, genügend von seinem Abendessen zu sich zu nehmen, um Kiber zufriedenzustellen. Der Rest wurde dem Mädchen überlassen. Sie griff den Napf mit beiden Händen und führte ihn zum Mund. Gierig wie ein halbverhungerter Hund schlang sie das Essen hinunter. Sie leckte die Schale bis auf den letzten Krümel aus, so daß nichts vergeudet wurde. Anschließend warf sie sich vor Mathew zu Boden, fing an zu weinen und überschüttete ihn mit zusammenhanglosen Segenssprüchen.
    Kiber – der ganz offensichtlich davon ausging, daß seine Aufgabe erfüllt war – zerrte das Mädchen auf die Füße und führte sie aus dem Zelt. Durch den Eingang beobachtete Mathew, wie der Goum sie zurück zum Zelt des Händlers brachte und hineinstieß.
    Sie ist nicht einmal mehr eine Jungfrau!
    Mathew erinnerte noch einmal die grausame Stimme und sah die kalten Augen vor sich. Verzweifelt sank er auf die Kissen nieder und wartete darauf, ein Großteil dessen, was er zu sich genommen hatte, wieder zu erbrechen. Doch überraschenderweise nahm sein Körper die Nahrung an. Seine Fastenzeit hatte wohl nicht lange genug gedauert. Aus Erzählungen wußte er, daß es bei Mönchen schon vorgekommen sein sollte, daß der Körper nach einer gewissen Zeit die Nahrung, nach der er verlangte, nicht mehr bei sich behalten konnte. Entmutigt schloß Mathew die Augen und fühlte sich abermals um den Tod betrogen.
     
     

15
    Fliegen umschwirrten ihn. Heißer Schweiß rann über sein Gesicht, der sich auf seiner brennenden Haut überraschend kühl anfühlte. Durch die drückende Hitze ganz benommen klammerte sich Mathew am Sattel seines Reittiers fest. Sein Körper schmerzte, doch das spürte er kaum. Mathew war der Wirklichkeit völlig entrückt. Er hatte Zuflucht in Erinnerungen an seine Vergangenheit gesucht.
    Im Geiste war er weit weg und befand sich wieder im Land seiner Geburt. Er lief über die saftigen Rasenflächen seiner alten Schule. Unter den riesigen, alten Eichen, die noch älter waren als die Schule selbst, verzehrte er sein Mittagsmahl. Mit seinen Schulfreunden debattierte er in jugendlichem Ernst über die Geheimnisse des Lebens. Während sie Brot und kaltes Rindfleisch kauten, sannen sie darüber nach und hatten alle Rätsel gelöst, noch bevor sie zum Nachtisch kamen.
    Oder er befand sich im Klassenzimmer und saß an einem hohen Schreibpult. Eifrig schrieb er seinen ersten, richtigen Zauberspruch auf ein Pergament, das aus der Haut eines neugeborenen Lamms gefertigt war. Seine Finger, daran gewöhnt, Zaubersprüche mit Tinte zu schreiben, waren vom Lammblut ganz klebrig. Deshalb unterbrach er seine Arbeit immer wieder, um sich die Finger abzuwischen, damit ja kein Tropfen auf das Pergament fiel. Denn schon der kleinste Fehler hätte die Magie wirkungslos gemacht. Vor seinem geistigen Auge konnte er die Rabenfeder sehen, mit der er schrieb. In dem milden Sonnenlicht, das durch die Glasfenster schien, schillerte die schwarze Feder in allen Regenbogenfarben. Tag für Tag arbeitete er an diesem Zauberspruch, bis er die Gewißheit hatte, daß jeder einzelne Strich mit dem Federkiel so vollkommen wie nur möglich war. Vor lauter Anstrengung waren seine Finger ganz verkrampft, und sein Rücken schmerzte, weil er über das hohe Pult gebeugt saß. Doch nie zuvor in seinem Leben war er glücklicher gewesen.
    Schließlich war der Zauberspruch fertig. Mathew lehnte

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