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Die Rose des Propheten 1 - Das Buch der Götter

Die Rose des Propheten 1 - Das Buch der Götter

Titel: Die Rose des Propheten 1 - Das Buch der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis & Tracy Hickman
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ertappt. Sie wollte gerade ihr Essen aus dem Zelt werfen und es im Gras verbergen. Er meint auch schon des öfteren, nachts in der Nähe ihrer Unterkunft das Schnüffeln von Tieren gehört zu haben. Es sieht ganz danach aus, Effendi, als hätte nicht sie sich an deiner Gabe gütlich getan, sondern die Schakale.«
    »Du versuchst also, mit Hilfe des Todes deinem Schicksal zu entfliehen?« fragte der Händler. Seine Augen ruhten gelassen auf Mathew. »Da wärst du nicht die erste«, fügte er in gelangweiltem Ton hinzu.
    »Nein!« erwiderte Mathew mit versagender Stimme. Er befeuchtete die ausgetrockneten Lippen. »Ich… ko… konnte… einfach nichts essen…«
    Seine Stimme erstarb. Es war dem jungen Mann gar nicht bewußt geworden, daß er sich absichtlich zu Tode hungerte. Doch jetzt erkannte er plötzlich, daß er dabei war, langsam aber sicher genau das zu tun, ohne es zu bemerken. Vielleicht hatte sein Unterbewußtsein die Führung übernommen und das getan, wozu er selbst zu feige gewesen wäre. Mathew wußte bloß, daß sich seine Kehle bei jedem Bissen, den er zu sich nehmen wollte, zugeschnürt hatte. Es war ihm einfach nicht möglich gewesen, das Essen herunterzubringen. Genausogut hätte er versuchen können, Sand zu schlucken.
    Doch wie konnte er das diesen erbarmungslosen Augen erklären? Er wußte es nicht. Es schien einfach unmöglich. Mathew schüttelte den Kopf. Er versuchte, etwas zu sagen, sich mit dem lahmen Versprechen, von nun an zu essen, aus der Affäre zu ziehen. Doch er wußte, daß er eine solche Zusage nicht einhalten konnte. Jedenfalls würden sie ihn nicht zum Essen zwingen können. Vielleicht sollte es ihm letzten Endes doch noch vergönnt sein, in Würde zu sterben. Noch bevor er ein einziges Wort äußern konnte, gab der Händler mit seiner schlanken weißen Hand ein Zeichen. Die Frau, die hinten im Zelt gehockt hatte, trat herbei und kniete sich neben ihn. Der Händler hob ihr Kinn an, so daß sie Mathew ihr unverschleiertes Gesicht zeigen mußte.
    Eine Frau? Mathew war entsetzt. Sie war ein Kind von höchstens vierzehn Jahren. Das Mädchen starrte ihn mit angstvoll geweiteten Augen an, und er sah, daß sie vor Furcht am ganzen Körper zitterte.
    »Dein eigenes Leben scheint dir offensichtlich wenig zu bedeuten«, sagte der Händler milde, »doch wie steht es mit dem Leben anderer?« Seine Hand schloß sich um den Kiefer des Mädchens. »Wenn du nichts ißt, wird auch sie nicht essen. Und sie wird auch nichts zu trinken bekommen.« Der Händler ließ seine Hand auf ihre Schulter fallen und stieß das Mädchen brutal von sich, so daß sie direkt vor Mathews Füße auf den Boden fiel. »Bei der Hitze hat sie dann vielleicht noch zwei oder auch drei Tage zu leben.« Der Händler lehnte sich in die Kissen zurück. »Wenn sie tot ist, wird eine andere ihren Platz einnehmen.«
    Mathew starrte den Mann ungläubig an. Dann wanderte sein Blick zu dem Mädchen, das vor ihm kauerte. Sie hielt ihre dünnen Hände flehendlich aneinandergepreßt.
    »Ich glaube nicht, daß Ihr dazu fähig seid!« brachte Mathew mit gebrochener Stimme hervor.
    »Nein?« Der Händler zuckte die Schultern. »Dieses Mädchen ist völlig wertlos für mich. Sie ist nicht hübsch und zudem nicht einmal mehr eine Jungfrau. Sie würde mir nur ein paar Kupferlinge einbringen, nicht viel mehr als ein gewöhnlicher Haussklave. Aber du, schöne Blume aus dem Land jenseits des Meeres, du bist mehr wert als fünfzig von ihrer Sorte! Verstehst du mich jetzt? Ich handle nicht aus Sorge um dich, meine Blume, sondern aus rein geschäftlichen Beweggründen. Überzeugt dich das von meiner Entschlossenheit?«
    Mathew kam nicht umhin, das zuzugeben. Allmählich fand er sich mit der Tatsache ab, daß er wirklich nichts anderes als ein bloßer Gegenstand war, der gekauft und verkauft wurde. Mathew wagte nicht daran zu denken, was geschähe, wenn der Händler entdeckte, daß er betrogen worden war oder wenn Mathews nichtsahnender Käufer feststellte, daß er eine falsch verpackte Ware erstanden hatte. So, wie die Dinge nun standen, blieb ihm gar nichts anderes übrig, als mit bebenden Lippen zu versprechen, alles zu essen, was man ihm vorsetzte. Der Händler nickte. Der kalte und teilnahmslose Ausdruck in den Augen änderte sich auch jetzt nicht. Mit einem Wink entließ er Mathew, den Goum und das bemitleidenswerte Mädchen.
    Kiber brachte Mathew und das Mädchen zurück ins Zelt – neues Essen wurde herbeigeschafft. Diesmal blieb Kiber

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