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Die Rose des Propheten 1 - Das Buch der Götter

Die Rose des Propheten 1 - Das Buch der Götter

Titel: Die Rose des Propheten 1 - Das Buch der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis & Tracy Hickman
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wurde, bestand aus kräftigen Holzstangen, die mit dünnen Lederriemen zusammengebunden waren und den Seitenwänden die Form verliehen. Oben waren gebogene Stangen zu einem Reifen – etwa von der Größe eines Wagenrades – zusammengebunden. Dieser zentrale Ring diente zur Durchlüftung und als Abzug für den Rauch des Holzkohlenfeuers, das einen in dem sonst geschlossenen Raum durchaus ersticken konnte. Das hölzerne Skelett der Jurte war innen wie außen mit Filzmatten aus verflochtenem Kamelhaar bedeckt, die mit Stricken eng an das Gerüst gebunden waren. Die Innenwände wurden üblicherweise mit farbenfrohen Mustern bedruckt.
    Der Fußboden der Jurte war mit dickem Filz, dann einer Lage getrocknetem Gras und schließlich einer weiteren Schicht Filz ausgelegt, die in der Mitte eine Fläche für die Kohlenpfanne freiließen. Der von Holz umrahmte Eingang wurde im Sommer offen gelassen, während man ihn im Winter mit Vorhängen aus Filzdecken zuhängte. Fedj war dankbar dafür, daß er jetzt geschlossen war, denn so wurden nur die an der Rückseite des Zeltes hockenden Diener Zeugen, wie ihr Herr seine Schwäche zur Schau stellte.
    Fedj hatte dafür gesorgt, daß er und Jaafar allein waren, bevor er den Scheich mit dem Gebot des Gottes behelligte. Zu jener Nachtzeit – nach dem Eucha oder dem Abendessen – saß der Scheich für gewöhnlich mit vielen seiner Freunde in der Jurte, die gluckernde Wasserpfeifen rauchten, bitteren Kaffee oder süßen Tee tranken und einander mit Geschichten erfreuten, die Fedj schon tausendmal – erzählt von ihren Großvätern und Urgroßvätern – gehört hatte. Meistens gingen die Männer nach ein paar Stunden auseinander, entweder zu den Zelten ihrer Frauen oder zu den Herden, falls sie Nachtwache hatten.
    Scheich Jaafar al Widjar hatte sich für das Zelt seiner augenblicklichen Lieblingsfrau entschieden und dabei sorgfältige Vorkehrungen getroffen, um sie unbemerkt zu besuchen. Das entsprach einer alten Sitte, die noch aus gewalttätigeren Tagen stammte, als Attentäter in den Schatten lauerten, um den Scheich zu meucheln, wenn er am verwundbarsten war – allein mit seiner Frau.
    Im Gegensatz zu den alten Tagen, die Fedj miterlebt hatte, herrschte nun zwischen den verschiedenen Wüstenstämmen ein vergleichsweise friedlicher Umgang. So schienen ihm diese Vorsichtsmaßnahmen unnötig geworden zu sein, weswegen der Jaafar schon des öfteren darauf hingewiesen hatte, sie abzuschaffen. Nun jedoch war er eher geneigt, Akhran dafür zu danken, daß sein Gebieter aus keinem anderen Grund als dem kindischen Wunsch, so zu tun, als ob Ghoule in dunklen Winkeln lauerten, den alten Brauch beibehalten hatte. Im westlichen Land – dem Land ihrer Erbfeinde, den Akra – sollten diese Vorsichtsmaßnahmen gegen nächtliche Messerangriffe zweifellos sehr nützlich sein.
    Erneut gab der Scheich einen Klagelaut von sich und rang die knochigen Hände. Fedj duckte sich und überlegte, welches neue Unglück Jaafar ereilt haben mochte – als ob das letzte nicht schon schlimm genug gewesen wäre.
    »Wer wird es ihr sagen?« wollte der Scheich besorgt wissen und musterte die Anwesenden mit fragenden Blicken. »Wer wird es ihr sagen?«
    Die Diener drückten sich bei dem Versuch, dem Blick ihres Herrn auszuweichen, so weit wie möglich in die dunklen Schatten des Zeltes. Ein großer muskulöser Mann, den der Scheich eingehend betrachtete, warf sich vor ihm zu Boden, wobei er Kissen verstreute und einen vollen Messingkessel umstieß.
    »O Herr! Welches Verbrechen habe ich begangen, daß du mich derartigen Qualen aussetzen willst? Bin ich nicht einzig aus Liebe zu dir treu in deinen Diensten geblieben, obwohl ich mir schon vor einem Jahr die Freiheit verdient hatte?«
    Und deiner Liebe zu den Bestechungsgeldern, die jene zahlten, die um die Gunst des Scheichs buhlten, und zu dem, was von der Tafel des Scheichs abfiel, dachte Fedj bei sich. Doch der Dschinn verschwendete keine Zeit mehr, über die Pflichten der Diener nachzudenken. Es schien ihm angeraten, sich zurückzuziehen. Er hatte seine Botschaft überbracht, dem Wehklagen und Selbstmitleid seines Meisters zugehört und damit alles getan, was man von ihm erwarten konnte. Seine Augen wanderten zu dem Goldring an der linken Hand des Gebieters…
    »Nein, das tust du nicht!« fuhr Jaafar ihn an und schlug mit ungewöhnlicher Lebhaftigkeit die rechte Hand über den Ring.
    »O Meister«, flehte Fedj, der sich vor Unbehagen wand. Sein Blick blieb an der

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